Erfolgreich arbeiten fernab beruflicher Rollenbilder

Redaktion
IKK classic

Warum gemischte Teams im Job erfolgreicher und zufriedener sind.

Frauen werden ausschließlich Kauffrauen im Einzelhandel oder Friseurinnen – und Männer Mechaniker oder Elektroniker? Von wegen. Heutzutage bricht das klassische Verständnis von Geschlechterrollen immer weiter auf. Wenngleich es natürlich immer noch „typische“ Frauen- oder Männerberufe gibt, kann heute jeder mehr als vielleicht jemals zuvor beruflich alles sein, was er oder sie möchte. Theoretisch jedenfalls. 

Gut so, denn: gemischte Teams sind erfolgreicher. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey erzielen Firmen mit einer ausgewogenen Beteiligung von Männern und Frauen einen um 56 Prozent höheren Betriebsgewinn als rein männlich besetzte Unternehmen. Zudem schaffen es gemischte Teams besser, Krisenzeiten zu überstehen.

Und dennoch: Berufliche Rollenbilder sind immer noch vorhanden

Bei aller Offenheit sind berufliche Rollenbilder heutzutage trotzdem immer noch ein Thema. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau übt einen geschlechtsspezifischen Beruf aus. 49 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen haben Jobs, die zum Großteil von Menschen des eigenen Geschlechts ausgeübt werden. 

Aber, es gibt immer mehr Ausnahmen. Oder genauer: Frauen und Männer, die sich ganz bewusst für Berufe entscheiden, mit denen sie aus der Rolle fallen. Kathrin Wernicke etwa. Sie arbeitet im Garten- und Landschaftsbau, absolvierte zuvor eine Maler- und Lackiererausbildung und war im Lager eines Großhandels für Sanitärbedarf und als Müllwerkerin beschäftigt. Und hat damit alles andere als einen "klassischen" Frauenberuf. 

Glücklich und zufrieden in einer Männerdomäne: Kathrin Wernicke

Kathrin Wernicke ist glücklich in ihrem Beruf im Bereich Garten- und Landschaftsbau. Von 31 Kollegen in diesem Bereich sind 30 männlich. „Ein typischer Frauenberuf käme für mich nicht infrage“, sagt die Mutter von zwei Kindern. Spätestens nach einer Station als Bürokauffrau war ihr das klar. Ihr Ding ist körperliche Arbeit – inklusive allem, was dazu gehört. Schwere Maschinen und frische Luft zum Beispiel. 

„Ich will keine Sonderbehandlung, weil ich eine Frau bin. Ich packe genauso an wie ein Mann. Wenn schwere Kübel getragen werden müssen, käme ich nie auf die Idee, einen Kollegen darum zu bitten.“ Um körperlich mithalten zu können, geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio. Eine „Extrawurst“ gibt es allerdings doch: Während sich die 30 Männer Umkleideraum und Duschen teilen müssen, hat Kathrin Wernicke einen Bereich für sich.

Erfolgreich von einem von Frauen dominierten Berufsfeld: Oliver Ferchland

Auch Oliver Ferchland ist so etwas wie ein beruflicher Exot. Er ist Florist – und wie Kathrin Wernicke ebenfalls sehr glücklich in seinem Job. Die Frauenquote in seinem Berufsfeld ist seit 1999 unverändert. Sie liegt laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bei fast 94 Prozent. Mit 14 Jahren entdeckte Oliver Ferch­land seinen Traumberuf zufällig, „während eines Schülerpraktikums.“ 

Dass es in seinem Job von Anfang an nur Kolleginnen gab, stört ihn nicht. „Ich war sofort begeistert, dass ich mich kreativ mit Naturmaterial ausleben konnte.“ Seine Familie reagierte zu Beginn seiner Ausbildung hingegen verhalten. „Die Männer in meiner Familie sind fast alle Maschinenbauer.“ Heute nutzt Oliver Ferchland das handwerkliche Vorwissen, das ihm seine Familie mit auf den Weg gegeben hat, für sich und seinen Job. Nicht selten setzt er Zange oder Säge ein, wenn er Pflanzendekorationselemente baut – beispielsweise für Messen. 

Darum lohnt sich ein Traumberuf fernab jeglicher Geschlechterklischees

In einem Beruf, für den man eine Leidenschaft hat, ist man erfolgreicher. Man arbeitet motivierter, zudem sind Mitarbeiter meistens sehr leistungsfähig. In einer Domäne des anderen Geschlechts zu arbeiten, hat dabei besondere Vorteile:

Gemischte Teams sind

  • entspannter. Wenn eine rein weibliche oder männliche Mitarbeitergruppe durch einen Vertreter des anderen Geschlechts ergänzt wird, ist das Klima ausgewogener. Das hat das Massachusetts Institute of Technology herausgefunden. „Stutenbissigkeit“, zu der es in Frauenteams kommen kann, nimmt ab, sobald ein Mann im Team ist. Umgekehrt ist eine Frau eine Bereicherung für Kollegen: Der Umgangston wird freundlicher, es gibt seltener Machtkämpfe.

  • zufriedenen. Die Ergebnisse der Studie aus den USA zeigen zudem: Eine Frau im Team bedeutet einen Gewinn an Empathie. Frauen können Emotionen schneller lesen, sich besser in ihre Kollegen hineinversetzen. Und wer sich verstanden fühlt, ist zufriedener.
     

Letztlich bestehen Geschlechterklischees hauptsächlich im Kopf. Am Ende überzeugt, wer anpackt, ganz egal ob Mann oder Frau. Davon profitiert ein Unternehmen – und die Gesellschaft. 

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IKK classic

Veröffentlicht am 15.01.2019

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