Zwei Frauen und zwei Männer sitzen auf einem Sofa und unterhalten sich.

Gendermedizin

Traditionell orientierte sich die medizinische Forschung früher eher am männlichen Standard und vernachlässigte dadurch spezifische Erkrankungen von Frauen. Durch die fortschreitende Gendermedizin erkennt man jedoch immer mehr, welchen Einfluss das biologische sowie das soziale Geschlecht auf die Diagnose, das Krankheitsbild und die Behandlung haben.

Was ist Gendermedizin?

Die Gendermedizin, auch Geschlechtsspezifische Medizin genannt, befasst sich mit den biologischen, hormonellen und psychosozialen Unterschieden zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Gesundheit und Krankheit. Sie geht davon aus, dass das Geschlecht – sowohl biologisch als auch sozial definiert – einen erheblichen Einfluss auf Prävention, Diagnose, Krankheitsverlauf und Therapie hat.

Das Ziel der Gendermedizin ist es, personalisierte und geschlechtersensible Gesundheitsversorgung zu fördern und Ungleichheiten im Gesundheitssystem abzubauen. Sie gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Forschung und medizinischen Praxis.

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Wesentliche Aspekte der Gendermedizin

Medikamentenwirkung

Die Verstoffwechselung von Medikamenten unterscheidet sich je nach Geschlecht. Dosierungen, die für Männer wirksam sind, können bei Frauen Über- oder Unterdosierungen zur Folge haben.

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Warum Gendermedizin wichtig ist

Traditionell orientierte sich die medizinische Forschung und Praxis häufig am männlichen Standard, was dazu führte, dass spezifische Symptome, Krankheitsbilder und Bedürfnisse von Frauen weniger berücksichtigt wurden. Dies kann fehlerhafte Diagnosen und Behandlungen verursachen. Umgekehrt profitieren auch Männer von einer differenzierteren medizinischen Betrachtung. Eine gendersensible Medizin erhöht somit die Effizienz und Gerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung.

  • Einschätzung des aktuellen Stands

    Die Gendermedizin ist ein noch junges, aber wachsendes Forschungsfeld. Sie ist mittlerweile in den wissenschaftlichen Diskurs eingebunden, bleibt jedoch oft unterrepräsentiert in der medizinischen Praxis und Ausbildung. Obwohl erste Fortschritte sichtbar sind, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, fehlt es vielerorts an flächendeckender Umsetzung und geschlechtersensiblen Leitlinien.

  • Gendermedizin und das biologische Geschlecht

    Das biologische Geschlecht (Chromosomen, Hormone, Anatomie) hat wesentlichen Einfluss auf Krankheitsrisiken, den Verlauf von Erkrankungen und die Wirkung von Therapien. So unterscheiden sich Frauen und Männer beispielsweise hinsichtlich des Immunsystems oder des Fettstoffwechsels, was unterschiedliche Anfälligkeiten für Autoimmunkrankheiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erklärt.

  • Unterschiede in der Behandlung

    Die Behandlungserfolge können je nach Geschlecht variieren: Bei Herzinfarkten treten bei Frauen oft atypische Symptome auf, weshalb die Diagnose verzögert oder fehlerhaft sein kann. Ebenso gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung von Schmerzen oder der Dosierung von Medikamenten. Dies macht es notwendig, Therapien gezielt anzupassen.

  • Hormonelle Schwankungen und die Wirkung von Medikamenten

    Hormone spielen eine entscheidende Rolle für die Wirkung von Medikamenten. Hormonelle Schwankungen während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder der Menopause beeinflussen sowohl die Aufnahme als auch den Abbau von Wirkstoffen. Klinische Studien sollten diese Unterschiede besser berücksichtigen, um effektive und sichere Medikamente für alle Geschlechter zu entwickeln.

  • Profitieren auch Männer von geschlechtersensibler Medizin?

    Ja, auch Männer profitieren von geschlechtersensibler Medizin. Sie ermöglicht beispielsweise eine individuellere Behandlung bei Hormonstörungen, Stoffwechselerkrankungen oder psychischen Belastungen. Männer zeigen oft weniger Bereitschaft zur Gesundheitsvorsorge, weshalb gendersensible Ansätze ihnen spezifische Präventionsstrategien bieten können.

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Die Zukunft der Gendermedizin

Die Zukunft der Gendermedizin ist vielversprechend, da das Bewusstsein für geschlechterspezifische Unterschiede und deren Bedeutung in der Gesundheitsversorgung stetig wächst. Folgende Entwicklungen zeichnen sich ab:

  • Verstärkte Forschung

    Die Bedeutung geschlechtersensibler Forschung wird weiter zunehmen. Dies umfasst die systematische Einbindung beider Geschlechter in klinischen Studien, um Unterschiede in Krankheitsmechanismen, Medikamentenwirkung und Präventionsmaßnahmen besser zu verstehen.

  • Personalisierte Medizin

    Durch Fortschritte in der Genomik und Biotechnologie können geschlechterspezifische Ansätze weiter individualisiert werden.

  • Künstliche Intelligenz (KI)

    KI kann helfen, genderspezifische Datenmuster zu erkennen und diagnostische Tools zu verbessern.

Brust- und Eierstockkrebs

Risikofaktoren für Brust- und Eierstockkrebs umfassen unter anderem genetische Veranlagung, familiäre Häufung, frühes Einsetzen der Menstruation, spätes Alter bei der ersten Geburt sowie eine Hormontherapie nach der Menopause.

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Weitere Entwicklungen in der Gendermedizin

Inklusion in der medizinischen Ausbildung

Gendersensible Inhalte werden zunehmend Bestandteil der medizinischen Studiengänge. Dies fördert ein tieferes Verständnis der unterschiedlichen Gesundheitsbedürfnisse von Frauen und Männern und verbessert die praktische Umsetzung im Klinikalltag.

Verbesserte Leitlinien und Standards

Zukünftige medizinische Leitlinien werden genderspezifische Aspekte systematisch berücksichtigen. Dies betrifft vor allem häufige Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Depressionen, aber auch seltenere Krankheiten.

Mehr Aufmerksamkeit für intersektionale Ansätze

Die Kombination von Geschlecht mit anderen Faktoren wie Alter, ethnischer Herkunft oder sozioökonomischem Status wird zunehmend berücksichtigt. Diese „intersektionale Gendermedizin“ ermöglicht eine noch präzisere Betrachtung individueller Gesundheitsbedürfnisse.

Erweiterung der genderspezifischen Konzepte auf weitere Geschlechter

Die klassische Gendermedizin konzentriert sich stark auf das binäre Geschlecht. In Zukunft wird es wichtiger, auch nicht-binäre und trans Personen medizinisch besser zu integrieren. Hierzu gehören spezifische Gesundheitsbedürfnisse und Barrieren im Gesundheitssystem.

Bewusstsein für psychosoziale Dimensionen

Neben den biologischen Unterschieden wird gendersensiblen Ansätzen verstärkt auch die soziale Dimension (z. B. Rollenbilder, Stressfaktoren, Zugang zur medizinischen Versorgung) einbezogen.

Schwangerschaft & Geburt

PCO-Syndrom

Das Polyzystisches Ovarialsyndrom ist eine hormonelle Störung, bei der es zu einer Unregelmäßigkeit im Menstruationszyklus, einer erhöhten Produktion von männlichen Hormonen und der Bildung von Zysten in den Eierstöcken kommt. Kostenerstattung bei Kinderwunsch

Fazit zur Gendermedizin

Die geschlechtsspezifische Medizin entwickelt sich zunehmend zu einem festen Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Forschung, Technologie, Ausbildung und eine breitere gesellschaftliche Sensibilisierung schaffen die Grundlage, um individuelle Unterschiede besser zu verstehen und die medizinische Versorgung für alle Geschlechter nachhaltig zu verbessern.

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