Als Phytopharmaka werden Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs bezeichnet. Dabei kommen frische als auch getrocknete Pflanzenteile wie Blätter, Blüten, Rinden oder Wurzeln zum Einsatz, aus denen ein Extrakt gewonnen wird. Dieser enthält zahlreiche Substanzen, die den medizinischen Effekt erzielen, und damit die Wirkstoffe des späteren pflanzlichen Fertigarzneimittels bilden. Die Extraktgewinnung dient vor allem der Qualitätssicherung der wesentlichen Substanzen. Denn als Naturprodukt unterliegen auch Heilpflanzen Faktoren wie Pflanzensorte, Klima, Erntezeitpunkt, Trocknung und Verarbeitung. Außerdem können so unerwünschte Stoffe, die Nebenwirkungen verursachen, entfernt werden. Pflanzliche Arzneimittel werden in den unterschiedlichsten Darreichungsformen, z. B. als Granulat, Tabletten, Tropfen, Kapseln, Dragees oder Salben angeboten.
Phytopharmaka werden seit Menschengedenken zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Der Name leitet sich von den griechischen Bezeichnungen phytón für Pflanze und phármakon für Arzneimittel ab. Die Pflanzenheilkunde bildet den Ursprung unserer Schulmedizin. Die moderne Phytotherapie in Deutschland geht auf den Mediziner und Botaniker Rudolf Fritz Weiß (1895-1991) zurück. Sein 1944 erstmals erschienenes Lehrbuch „Die Pflanzenheilkunde in der ärztlichen Praxis“ gilt bis heute als Klassiker der modernen Phytotherapie.
Was ein pflanzliches Arzneimittel ist, wird über das Arzneimittelgesetz (AMG) definiert. Abhängig vom Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse sieht das AMG für Phytopräparate zwei Genehmigungsverfahren vor: Die Zulassung auf Basis von „well-established medicinal use“ (=allgemein medizinisch anerkannt) oder die Registrierung auf Basis der traditionellen Verwendung. Die moderne Phytotherapie verfolgt grundsätzlich die Therapieprinzipien der naturwissenschaftlich orientierten Medizin, und die Gesellschaft für Phytotherapie e.V. betrachtet die Phytotherapie als integralen Bestandteil medizinischer Therapiekonzepte. Vor allem bei der Behandlung nicht akut bedrohlicher Erkrankungen und bei chronischen Gesundheitsstörungen können phytotherapeutische Präparate eine wirksame und nebenwirkungsarme Alternative oder Ergänzung zu synthetischen Mitteln oder sogar Mittel der Wahl sein.
Typische Beispiele:
- Anisöl bei Bronchitis, Erkältung, produktivem Husten
- Arnika bei Muskelschmerzen, Parodontose, stumpfen Verletzungen, Wundbehandlung
- Baldrian und Hopfen zur Behandlung von Schlafstörungen
- Ginkgo zur Behandlung von Einbußen der mentalen Leistungsfähigkeit
- Johanniskraut zur Behandlung von depressiven Verstimmungen
- Melisse bei funktionellen Darmbeschwerden, gegen Nervosität und Schlafstörungen
- Pestwurz gegen Heuschnupfen
- Sonnenhut bei Erkältung, Immunschwäche, Rhinitis acuta, Sinusitis, Tonsillitis
- Traubensilberkerze zur Behandlung von Wechseljahrbeschwerden
Phytopharmaka eignen sich gut für einfache und chronische Beschwerden und können aufgrund des eher geringen Interaktionspotenzials auch bei älteren Menschen mit Mehrfachverordnungen gut eingesetzt werden.
Häufig verwechselt werden pflanzliche Arzneimittel mit Nahrungsergänzungsmitteln, die zwar ebenfalls pflanzliche Wirkstoffe enthalten, jedoch zu den Lebensmitteln gehören.