Fitnesstracker: Mehr als nur Schrittzähler

Wer fit ist, fühlt sich besser. Genauer gesagt: wer sich regelmäßig bewegt, ausgewogen ernährt und ausreichend schläft. Fitnesstracker sollen dabei helfen, indem sie Vitaldaten messen und auswerten. Wir erklären, was sie erfassen können und wann sie an ihre Grenzen stoßen.

Dass man täglich 10.000 Schritte gehen und acht Stunden schlafen sollte, wissen viele. Doch wer weiß schon genau, ob er das auch jeden Tag schafft? Fitnesstracker können dabei helfen, die eigene Gesundheit im Blick zu halten – als Schrittzähler, Pulsmesser, zum Erfassen der Herzfrequenz, Optimierung des Fitnesstrainings und beim Einhalten des Schlafrhythmus. Und zwar ohne großen Zeitaufwand.

Der Markt für E-Health wächst

Apps und andere digitale Geräte aus dem Bereich E-Health liegen voll im Trend. Egal ob Fitness-Apps, Health-Apps, Fitnesstracker oder eine Smartwatch mit integrierter Fitnessfunktion – jeder kann seine Gesundheitsdaten jederzeit erfassen und von überall auf der Welt darauf zugreifen.

In Deutschland werden sogenannte Wearables – elektronische Geräte "zum Anziehen", die unmittelbar am Körper getragen werden – immer beliebter. Laut Global Consumer Survey 2021 nutzen 26 Prozent der Deutschen eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker. Zum Vergleich: In einer weltweiten Verbraucherumfrage geben nur 20 Prozent der Befragten an, derartige Geräte zu nutzen – in Deutschland scheinen sich also überdurchschnittlich viele Menschen dafür zu begeistern. Doch woher kommt das, was macht Fitnesstracker so interessant?

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Sensoren im Fitnesstracker: High-Tech am Handgelenk

Wer ein Smartphone besitzt, kennt das vielleicht: Nach einem längeren Spaziergang klingelt oder vibriert es auf einmal – es erscheint die Meldung auf dem Display, 10.000 Schritte an einem Tag geschafft zu haben. Dann hat man zumindest Gewissheit, sich an diesem Tag ausreichend bewegt zu haben. Das misst das Smartphone mit einem eingebauten Schrittzähler, der die Stöße in der Hosentasche registriert und als Schritte wahrnimmt.

Auch Fitnesstracker und Smartwatches zählen Schritte, aber können darüber hinaus am Handgelenk Vitaldaten messen, die das Smartphone allein nicht aufzeichnen kann. Dafür sind in den Wearables verschiedene Sensoren integriert, um genauere Daten über den Körper und die Art der Bewegungen zu sammeln – und bestimmte Messungen genauer durchführen können als ein Smartphone.

Der wichtigste Sensor ist der Beschleunigungssensor. Kurz gesagt misst dieser, ob und wie der Fitnesstracker am Handgelenk bewegt wird und kann aus diesen Bewegungsprofilen Aussagen über zurückgelegte Schritte oder auch die Schlafqualität treffen.

Ebenfalls in jedem Tracker zu finden: der Pulssensor. Die Messung geschieht bei fast allen Modellen optisch: Mithilfe blinkender, grüner LEDs misst das Fitness-Armband die Durchblutung am Handgelenk und kann so die Herzfrequenz schätzen – je mehr Blut, desto weniger stark die Reflexion, je weniger Blut, desto stärker die Reflexion. So misst das Gerät die Pumpstöße des Herzens – natürlich nicht medizinisch genau, als Orientierung fürs Work-out aber genau genug.

Ein GPS-Sensor ist nur teilweise in Fitnesstrackern verbaut. Doch gerade für Leute, die gerne ohne Smartphone in der Tasche joggen gehen, ist dieser Sensor interessant. Denn damit lassen sich die Daten zuhause mit dem Smartphone synchronisieren und die zurückgelegte Strecke kann als Route auf einer Karte nachverfolgt werden.

Mit einem barometrischen Höhensensor lassen sich die Daten noch mit zurückgelegten Höhenmetern verbinden, was zu mehr Genauigkeit bei der Berechnung des Kalorienverbrauchs führt. Auch die Sauerstoffsättigung kann per optischer Messmethode gemessen werden: Das hilft besonders dabei, beim Wandern in hohen Gebirgsregionen nachzuvollziehen, wie sich der eigene Körper auf die "dünne Luft" einstellen kann. Auch bei der Schlafanalyse werden diese Daten miteinbezogen.

Besser schlafen dank Tracking

Wie wichtig Schlaf für unsere Gesundheit ist, wurde lange unterschätzt. Aber: Damit unser Körper zu sportlichen und geistigen Höchstleistungen auflaufen kann, müssen wir unsere Batterien aufladen. Denn nur wer sich in der Nacht gut erholt, kann am nächsten Morgen auch durchstarten.

Mit Fitnesstrackern, die man am Handgelenk trägt, können Schlafdauer und Schlafphasen aufgezeichnet werden. Die Sensoren messen Puls, Bewegung und Sauerstoffsättigung und berechnen daraus, in welchen Schlafphasen man sich befindet: Wer sich leicht bewegt, hat einen leichten Schlaf, in der REM- beziehungsweise Tiefschlaf-Phase bewegen wir uns so gut wie gar nicht. Um REM- und Tiefschlafphase zu unterscheiden, kommt die Herzfrequenzmessung ins Spiel: In der REM-Phase weisen wir einen höheren oder oft wechselnden Puls auf – denn wir träumen. Und genau das kann ein Fitnesstracker nachvollziehen, die Software auf dem Band setzt die Daten zusammen und berechnet die Orientierungswerte.

Doch auch ohne Fitnesstracker lässt sich nach einer ähnlichen Logik der Schlaf analysieren. Die Gratis-App Sleep Better etwa funktioniert so: Das Smartphone wird in den Flugmodus geschaltet und neben das Kopfkissen gelegt. Das Programm zeichnet ähnlich wie in einem Schlaflabor auf, wie gut man schläft, sprich: ob man in einen tiefen Schlaf findet, ausreichend Stunden schläft oder wie lange die Wachphasen sind. Wie das funktioniert? Das Smartphone reagiert auf leichte Bewegungen der Matratze. Auch cool: Die App weckt einen in der richtigen Schlafphase, reißt einen also nicht aus dem Tiefschlaf.

Die App Sleep as android – die am häufigsten heruntergeladene Schlaf-App – bietet darüber hinaus Töne und Musik, die beim Einschlafen helfen sollen. Und: Mit ihrer Hilfe kann man herausfinden, ob man schnarcht. Sie funktioniert auch in Kombination mit Smartwatches oder mit der Gesundheitsplattform Google Fit.

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Für jeden Geldbeutel etwas dabei

Fitnesstracker gibt es schon in niedrigen Preisklassen. Wer sparen will, muss oft auf Sensoren wie zum Beispiel GPS oder Sauerstoffsättigung verzichten und bei der Verarbeitung Abstriche machen. Eine gute Software kann allerdings vieles wettmachen, sodass für das Work-out genügend Statistiken ausgewertet werden können, die den Fortschritt beim regelmäßigen Training ausreichend genau messen.

Wichtig: Wer gern schwimmen geht, sollte auf die sogenannte IP-Zertifizierung achten. Die beiden Ziffern hinter den Buchstaben beschreiben den Schutz vor Fremdkörpern (erste Ziffer) und Wasser (zweite Ziffer). Je höher die Zahl, desto besser der Schutz. Einen sehr guten Schutz erfüllt die IP 68-Zertifizierung: Der Fitnesstracker ist dann staubdicht (das Maximum beim Fremdkörperschutz) und hält andauerndem Untertauchen stand – die Wassertiefe gibt der Hersteller an. Den höchsten Schutzstandard beim Wasser beschreibt die Ziffer 9: Schutz vor Dampfstrahl- und Hochdruckreinigung. Das sollte allerdings für ein Gerät am Handgelenk nicht zwingend erforderlich sein.

Darüber hinaus gibt es je nach Hersteller weitere Zusatzfunktionen in Verbindung mit dem gekoppelten Smartphone. So lässt sich die Musikwiedergabe steuern, Benachrichtigungen ans Armband weitergeben oder unter bestimmten Voraussetzungen vordefinierte Kurznachrichten zurücksenden.

Fitnesstracker und Datenschutz

Die Gründe gegen die Nutzung von Wearables wie Fitness-Armbändern sind vielfältig: Während manche Deutsche Angst vor dem Missbrauch persönlicher Daten, etwa ihrer Positionsdaten (30 Prozent) oder persönlichen Gesundheit (29 Prozent) haben, fürchten andere falsche Diagnosen (22 Prozent), die Weitergabe der Daten an den Arbeitgeber (5 Prozent) oder hohe Anschaffungsgebühren (17 Prozent).

Die Angst ist nicht ganz unbegründet, denn kein Service ist wirklich kostenlos. Die Unternehmen greifen auf die Daten zu, um ihr Angebot weiterzuentwickeln. Deswegen werden Fitnesstracker hierzulande regelmäßig getestet. Neben dem allgemeinen Datenschutz und der App-Sicherheit untersucht AV Test, ein unabhängiges deutsches Forschungsinstitut für IT-Sicherheit auch die externe und interne Kommunikation, das heißt, wie sicher die (Bluetooth-)Verbindung des Fitnesstrackers zum Smartphone ist. Wie gut sind die Daten auf den verfügbaren Fitnesstrackern also vor Angriffen geschützt? Die schnelle Antwort: Besser als gedacht. Nur ein Gerät, der HW01 von Lenovo, fiel bei der letzten Untersuchung von AV Test durch. Alle anderen zwölf getesteten Fitnesstracker genügen den Sicherheitsbestimmungen – acht sogar mit Bestnoten.

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Für wen ist ein Fitnesstracker sinnvoll?

Fitnesstracker bieten viele interessante Fitness-Funktionen und eine hohe Akkulaufzeit zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Zur Motivation für das tägliche Work-out können sie eine hilfreiche Stütze sein.

Allerdings haben sie auch Grenzen. Wer zum Beispiel mit dem Wearable telefonieren möchte, sich noch genauere Sensorik wünscht und selbst entscheiden möchte, welche Apps auf dem Gerät installiert sein sollen, greift zu einer Smartwatch. Die smarten Uhren bieten vielseitige Möglichkeiten und mit integrierter SIM-Karte können sie nahezu das Smartphone ersetzen.

Wer keine digitalen Gadgets am Handgelenk tragen möchte, aber dennoch ein wenig Unterstützung beim Training sucht, findet auch unter den Smartphone-Apps sicher einen passenden digitalen Helfer.

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