So erkennen Sie eine gute Hebamme

Schwangerschaft und Entbindung haben einen großen Einfluss auf Körper und Psyche der Frau. Gut, dass es die Hebamme gibt. Sie begleitet, unterstützt und hilft, wo es nötig ist.

Interview-Serie mit einer Hebamme: Vorsorge

  • Sabine Ludwig* (Name von der Redaktion geändert) ist Hebamme und begleitet Frauen seit 28 Jahren, von der Vorsorge über die Hausgeburt bis hin zur Nachsorge.  Im ersten Teil unserer Interview-Serie erfahren Sie, was eine werdende Mutter in der Vorsorge erwartet, inwiefern auch der Partner einbezogen wird und was eine gute Hebamme eigentlich ausmacht.

  • Frau Ludwig, warum brauche ich überhaupt eine Hebamme, es gibt doch Ärzte?!

    Die Ärzte klären bei ihren Vorsorgeuntersuchungen nach Lehrbuch und über sämtliche medizinische Belange fachlich auf. Die Hebamme begleitet die Schwangere zusätzlich zur fachlichen Seite auch emotional. Da die meisten Hebammen auch Hausbesuche machen, bekommen sie das gesamte Umfeld mit. Frauen trauen sich ganz offen mit ihrer Hebamme zu sprechen, auch über intime Dinge. Zudem haben wir einfach mehr Zeit als die Ärzte in der Praxis.

  • Was ist der Unterschied zwischen der Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt und bei der Hebamme?

    Ultraschall, CTG und Status erhält man vom Arzt. Die Vorsorge der Hebamme läuft auf einer sehr vertrauensvollen Basis ab. Dazu gehört zum Beispiel die Familien-Mitbetreuung oder Informationen darüber, wo man finanzielle Unterstützung erhält. Außerdem ist uns eine intensivere Betreuung möglich, wenn es der Frau psychisch nicht so gut geht.

  • Es gibt ja auch Schwangere ohne Partner. Wie unterscheidet sich die Vorsorge für Alleinerziehende?

    In der Regel finden die Termine häufiger statt, da Alleinerziehende oft mehr Zukunfts- und Existenzängste haben. Je nach Typ und wie ihr soziales Netzwerk aussieht, also, ob die Frau eine Familie hat, die ihr Rückhalt bietet, werden noch andere soziale Einrichtungen mit ins Boot geholt.

Tipps und Hilfsangebote für Alleinerziehende

Alleinerziehend, aber nicht allein! Hier sind einige Hilfsangebote für alleinstehende Schwangere, die Sie in der Geburtsvorbereitung und darüber hinaus nutzen können.

  • Caritative Einrichtungen und Familienpflegewerke

    Donum Vitae zum Beispiel bietet Alleinerziehenden seelische Unterstützung, hilft aber auch bei der Antragstellung für Kostenzuschüsse zur Erstausstattung etc.

  • Sozialdienste im Krankenhaus

    Hier erhält man wichtige Adressen und Ansprechpartner, an die man sich wenden kann, um weiteres Informationsmaterial zu bekommen.

  • Freiwillige Helfer

    Diese unterstützen die Familie beziehungsweise die Frau zuhause, etwa während einer beschwerlichen Schwangerschaft, falls es Geschwisterkinder gibt, beim Kochen oder der Kinderbetreuung in den ersten Tagen nach der Geburt. Infos dazu erhält man oft von den Frauenarzt- oder Hebammenpraxen.

  • Worauf sollte man bei der Suche nach einer geeigneten Hebamme achten?

    Damit sich eine Schwangere fallen lassen kann, müssen Chemie und Einstellung stimmen und die Charaktere zusammenpassen. Eine Frau, die sich eine Hausgeburt wünscht, passt nicht zu einer Hebamme, die davon überzeugt ist, dass Kinder am besten in einer Klinik entbunden werden.

  • Wird auch der Partner mit einbezogen?

    Bei mir ja. Ich will nicht, dass der Partner sich ausgeschlossen fühlt, würde mich aber auch nie aufdrängen. Denn es gibt ja auch schwierige Beziehungen und Situationen zwischen werdenden Eltern, in denen der Partner zum Beispiel nicht mit dem Austragen des Kindes einverstanden ist. Da würde man dann eher das Gegenteil erreichen. Aber jeder, der will, wird von mir eingebunden und darf mit ins Boot.

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Das macht eine gute Hebamme aus

Die Hebamme begleitet eine Frau die ganze Schwangerschaft hindurch und ist auch nach der Entbindung oft erster Ansprechpartner für Fragen, Ängste, Sorgen und Nöte. Aber was ist eigentlich die Basis für eine gelungene Schwangerschaftsbegleitung?

  • Emotionale Begleitung

    Eine gute Hebamme unterstützt die Schwangere zwar auch bei der körperlichen Vorsorge, vor allem aber begleitet sie sie emotional. Sie hört sich die Sorgen und Nöte der Frau oder des Paares an und geht einfühlsam darauf ein.

  • Medizinisches Fachwissen

    Eine gute Ausbildung ist absolute Grundvoraussetzung für eine gute Hebamme. Vor allem bei Hausgeburten sollte sie mehrere Jahre Erfahrung in ihrem Beruf mitbringen.

  • Aufklärung

    Gerade bei der ersten Schwangerschaft weiß man oft nicht, was auf einen zukommt. Eine gute Hebamme klärt über Schwangerschaftsbeschwerden auf, macht auf Hilfsangebote für Alleinerziehende aufmerksam und bereitet auf die körperlichen Strapazen der Geburt vor – ohne Angst zu schüren.

  • Verantwortungsbewusstsein

    Vor allem bei Hausgeburten, Mehrlings- oder anderen Risikoschwangerschaften ist ein hohes Verantwortungsbewusstsein unabdingbar. Eine Hebamme sollte immer von einer Hausgeburt oder Spontangeburt abraten, wenn ein Risiko für Mutter und/oder Kind besteht.

  • Respekt

    Eine gute Hebamme übt Zurückhaltung, solange alles okay ist und bietet Hilfe, wenn es notwendig ist. Sie bestärkt die Frau und spricht ihr Vertrauen zu. Zu keinem Zeitpunkt in der Schwangerschaft oder während der Geburt sollte die Frau entmündigt werden. Ihre Wünsche sind immer zu respektieren und sofern es keine medizinische Notwendigkeit gibt, sollte nichts gegen ihren Willen unternommen werden.

  • Ab welchem Zeitpunkt kann man eine Hebamme beanspruchen?

    Ab Feststellung der Schwangerschaft, das ist oft schon ab der 6. Woche. Oft leiden Frauen dann unter Schwangerschaftsübelkeit. Einen Nachteil hat diese Praxis allerdings: Es führt zu dem akuten Hebammen-Mangel, den wir aktuell in vielen Großstädten haben. Wenn sich beispielsweise alle Hebammen darauf einigen würden, erst ab der 12. Woche zu betreuen, gäbe es weit weniger Engpässe.

  • Wie findet man eine Hebamme?

    Im Internet, zum Beispiel über Hebammensuchen, über Krankenhäuser und Gesundheitsämter oder direkt über die behandelnden Frauenärzte. Viele Praxen arbeiten mit Hebammen zusammen.

  • Wie viele Schwangere betreuen Sie im Idealfall gleichzeitig?

    Pro Monat betreue ich 15 Frauen, davon meist zwei, die eine Hausgeburt anstreben. Das ergibt eine 40- bis 50-Stunden-Woche. Sie kommen alle auf Empfehlung, also reine Mundpropaganda. Und ich muss leider auch viele ablehnen, weil ich keine Kapazitäten habe.

  • Wie oft trifft man sich zur Vorsorgeuntersuchung?

    Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt Frauen, die treffe ich zehn Mal und welche, die brauchen mich nur einmal. Es gibt Frauen, die wollen vorwiegend von mir betreut werden. Diese Frauen sehen mich dann öfter und nur zwei bis drei Mal den Arzt, für die Ultraschalluntersuchungen. Oder sie machen alle Vorsorge-Termine beim Arzt und treffen mich nur einmal zum Kennenlernen, bevor ich zur Nachsorge komme.

Was kostet die Hebamme und wer zahlt das?

Die Krankenkasse übernimmt zwölf bis dreizehn Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft. Die Frau kann diese zwischen Hebamme und Frauenarzt frei aufteilen. Die gesetzlich vorgegebenen Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft kommen Ihnen auch beim Bonusprogramm der IKK classic zu Gute. Mit nur vier Gesundheitsaktivitäten sichern sich Erwachsene ab 18 Jahren einen attraktiven Bonus von 100 Euro.

Für Geburtsvorbereitungskurse übernimmt die IKK classic bis zu 14 Stunden – weitere Stunden müssen selbst bezahlt werden. Nimmt auch der Kindsvater am Kurs teil, muss er meist selbst für die Kosten aufkommen. Bei der IKK classic kann er sich die Teilnahmegebühr mit bis zu 150 Euro über das Bonusprogramm bezuschussen lassen.

Damit die Hebamme Ihres Vertrauens in den letzten Schwangerschaftswochen ständig für Sie abrufbereit ist, wird zwischen Ihnen und der Hebamme eine Rufbereitschaft vereinbart. Die Kosten für eine solche Rufbereitschaft übernimmt die IKK classic in Höhe von bis zu 250 Euro je Schwangerschaft. Die Rechnung für die Rufbereitschaft bezahlen Sie zunächst selbst und reichen diese bei der IKK classic ein.

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  • Gibt es auch Frauen, die die Vorsorge ausschließlich von der Hebamme machen lassen?

    Ja, das ist aber sehr selten. Das sind meistens Frauen, die sehr schlechte Erfahrungen mit Klinik und Arztbesuchen gemacht haben, in Geburtssituationen hineingedrängt wurden, und die Angst vor jeder weiteren Untersuchung haben, weil wieder etwas nicht stimmen könnte.

  • Für wen ist dieses Konzept geeignet?

    Im Grunde für alle gesunden Frauen. Aber die meisten Frauen wollen ja zumindest mal ein Ultraschallbild und das gibt’s eben nur beim Arzt.

  • Wann kann man auf eine Hebamme verzichten?

    Am ehesten können routinierte Mamas, die schon mehrere Kinder zur Welt gebracht haben, und Frauen, die einen Kaiserschnitt planen, auf eine Hebamme verzichten. Und dann gibt es natürlich auch Frauen, die alles komplett alleine machen, auch die Geburt. Das sind in der Regel sehr selbstbewusste Frauen. In meinen 28 Jahren als Hebamme habe ich nur zwei Frauen erlebt, für die ich nur als „Anker in der Not“ vor Ort war.

  • Was soll oder kann man als Schwangere noch machen?

    Alles, was nicht mit Hüpfen oder Springen zu tun hat, da das eine große Belastung für den Beckenboden ist.

  • Was hilft Frauen bei der körperlichen wie auch psychischen Vorbereitung auf die Geburt?

    Da gehen die Meinungen auch bei uns Hebammen stark auseinander, deshalb kann ich nur für mich sprechen: Der Körper bereitet sich darauf nicht anders vor als bei einem sportlichen Ereignis, denn es ist ein massiv großer und langer Muskeleinsatz. Je bodenständiger man an die Sache rangeht, desto besser. Ich bereite meine Schwangeren lieber darauf vor, dass es eine lange Geburt wird, die einen auch zur Verzweiflung bringen kann, damit sie im Zweifel positiv überrascht werden. Von jeglichen pseudo-medizinischen Vorbereitungen bin ich mit der Zeit völlig weggekommen. Ich sehe keinerlei Veränderung durch Damm-Massage, Akupunktur oder Himbeerblätter-Tee.

    Die große Kunst der Geburt ist die Akzeptanz dieser Kraft, die auf den Körper zukommt. Deshalb geht es auch bei den zweiten Geburten oft so gut, weil der Körper weiß, was zu tun ist und man psychisch weiß, was auf einen zukommt. Akzeptanz ist der Schlüssel.

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