Folge #14 – Ausbildung im Ausland: Traumvorstellung oder Karrierekick?
Der Azubi-Podcast der IKK classic – jetzt alle Folgen im Überblick.
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Du träumst von einem Auslandsaufenthalt, willst aber auch deine Ausbildung machen? Dann verbinde doch beides! In Folge #14 von Ausbildung? Machen wir." klären Lucas und Marco mit unseren Gästen, wie das geht. Und Sarah von azubi.de gibt Tipps, was du unbedingt beachten solltest.
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Du willst eine Weltreise machen und trotzdem deine Karriere vorantreiben? Wie das geht und was man dabei erleben kann, klären Lucas und Marco in Folge 14 von "Ausbildung? Machen wir.", dem Azubi-Podcast der IKK classic.
Die meisten Studierenden kennen die Vorteile des Erasmus-Programms – dass es ähnliche Möglichkeiten auch für Auszubildende gibt, ist vielen aber nicht bewusst, weiß Anna Corzillius. Sie ist Mitarbeiterin der Nationalen Agentur Bildung für Europa am Bundesinstitut für Berufsbildung und einer unserer Gäste in Folge #14: Sie erklärt Lucas und Marco, was hinter Erasmus+ steckt und welche Optionen es für Azubis gibt, die gerne einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren möchten.
Welche Erfahrungen man dabei macht, erzählt Juliane Schröder. Die Kaminkehrerin war während ihrer Ausbildung in England und Schottland und hat dort nicht nur geprüft, ob die Klischees über das Wetter auf der britischen Insel stimmen, sondern konnte viele wertvolle Eindrücke sammeln. Wie sie zu ihren zwei Monaten Auslandsaufenthalt gekommen ist und ob Schornsteinfegerinnen und -feger auf der Insel anders arbeiten, beantwortet sie im Gespräch mit Lucas und Marco.
Betrieb im Ausland gefunden, von der Berufsschule freigestellt – und ab in den Flieger? Nicht so schnell! Denn vorher gibt es noch einige Fragen zu klären. Welche das sind und wie ihr unbeschwert den Auslandsaufenthalt angehen könnt, erklärt Expertin Sarah Walter von azubi.de. Zum Abschluss fasst der Stuttgarter Joel Bello das Thema wieder in einer musikalischen Rap-Meisterleistung zusammen.
Mehr Informationen dazu und Tipps, wie der Auslandsaufenthalt gelingt, findest du in "Gesund.Machen.", dem Online-Magazin der IKK classic.
Neugierig geworden? Dann hör doch mal rein! Unter folgendem Link findest du die Folge beim Streaming-Anbieter deiner Wahl.
Lucas: Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass man seine Ausbildung im Ausland machen kann. Also wahrscheinlich irgendwie logisch, aber ich hab‘ nicht drüber nachgedacht. Von Studenten wusste ich, dass man das macht. So das klassische Erasmus Jahr. Dass es so ein Programm auch für Auszubildende gibt, wusste ich aber nicht.
Marco: Auf jeden! Das wissen auch ganz viele Azubis nicht. Deshalb haben wir jetzt auch als erstes einen Gast in der Sendung, die uns darüber erzählen kann. Ihr Name ist Anna. Sie arbeitet bei der Nationalen Agentur "Bildung für Europa", beim Bundesinstitut für Berufsbildung und sitzt damit direkt an den Fördertöpfen der EU. Denn so ein Programm muss ja auch irgendwie finanziert werden. Ich würde sagen, das erzählt sie uns am besten jetzt einfach alles selbst. Hallo Anna!
Anna Corzillius: Ja hallo, mein Name ist Anna Corzillius. Ich arbeite bei der Nationalen Agentur "Bildung für Europa" beim Bundesinstitut für Berufsbildung. Ein furchtbar langer Name, aber im Endeffekt sind wir verantwortlich für die Zuteilung von Erasmus-Fördermitteln in der Berufsbildung.
Marco: Und kannst du noch ein bisschen näher darauf eingehen, was die Nationale Agentur "Bildung für Europa" beim Bundesinstitut für Berufsbildung ganz genau macht? Was muss man sich darunter vorstellen?
Anna Corzillius: Ja, gern. Also bei uns ist es so: Die Berufsschulen und Unternehmen, aber auch Kammern melden sich bei uns, wenn sie ihre Auszubildenden ins Ausland senden wollen. Wir verteilen dann die Erasmus-Fördermittel von der Europäischen Kommission in Deutschland, sodass die Auszubildenden die Förderung erhalten, um eine Zeit ihrer Ausbildung im Ausland verbringen zu können.
Lucas: Organisiert ihr das dann auch? Also das ganze Paket von Übernachtung bis Abreise und sowas?
Anna Corzillius: Wir stellen die Mittel und auch eine Plattform, wo man sich austauschen kann. Organisiert wird das meistens von den Berufsschulen und von den Unternehmen, die ganz häufig auch Partner im Ausland haben, die dann auch verschiedene Einrichtungen kennen, die vor Ort zum Beispiel Auszubildende aufnehmen. Also Unternehmen oder Projekte, die gerne mit jungen Azubis aus Deutschland zusammenarbeiten möchten. Das ist ganz unterschiedlich. Da das so eine große Palette ist, organisieren wir das nicht alles, aber wir stellen die Mittel und stellen Kontakte her.
Marco: Wird das denn gut angenommen? Wie viele Azubis nutzen denn so die Möglichkeit, einen Teil der Ausbildung oder die ganze Ausbildung sogar im Ausland zu verbringen?
Anna Corzillius: Das ist leider noch nicht ganz so weit verbreitet wie bei den Studenten. Ich glaube bei Studenten ist Erasmus einfach noch viel mehr Thema, aber bei den Azubis waren wir 2018 schon bei 7% aller Azubis, die ins Ausland reisen. Das ist schon eine ganz gute Zahl. Jetzt ist es natürlich durch Corona ein bisschen eingebrochen, da war das ja nicht möglich. Aber die Europäische Kommission möchte das wieder ausbauen und hat auch wieder ganz viel Geld parat gestellt. Sie setzen weiterhin den Fokus darauf, dass Erasmus-Fördermittel auch zu den Azubis kommen.
Lucas: An was liegt das? Ist es einfach wenig bekannt, oder? Oder sind da die Hürden irgendwie zu hoch?
Anna Corzillius: Ja, das ist eine gute Frage. Wir stellen uns die auch manchmal. Es liegt glaube ich an verschiedenen Sachen. Zunächst ist es so, dass es einfach weniger bekannt ist unter den Azubis als unter den Studenten. Dadurch, dass es bei den Studenten auch schon länger wächst, sozusagen. Das Zweite ist, dass es für die Azubis ein bisschen schwieriger ist, weil die auch von ihrer Berufsschule und auch von ihrem Unternehmen freigestellt werden müssen. Da sind manchmal noch ein paar Vorurteile, mit denen wir auch aufräumen müssen, weil viele Ausbilder und Chefs denken, die würden im Ausland nichts lernen oder weniger lernen. Da müssen wir einfach sagen, dass das nicht so ist, dass es viele Inhalte gibt, die vielleicht gerade im Ausland beigebracht werden können, die es vielleicht in Deutschland gar nicht gibt. Da ist noch ein bisschen Aufklärungsarbeit vonnöten.
Marco: Interessant. Für wen kommt das denn in Frage? Wer kann das machen? Geht das bei jedem Beruf oder nur bei ganz bestimmten Dingen? Also kann ein Bäcker zum Beispiel ins Ausland gehen und da Backen lernen? Oder gibt's da deutsche Back-Vorschriften, nach denen gebacken werden muss, so wie das Reinheitsgebot.
Anna Corzillius: Das deutsche Bäcker-Reinheitsgebot? Nein. Eigentlich kann das jeder. Es ist auch im Berufsbildungsgesetz festgeschrieben, dass ein Teil der Ausbildung im Ausland stattfinden kann. Bis zu einem Viertel der Ausbildung sogar. Das wäre ja sogar ein relativ langer Zeitraum. Wir hatten auch schon Bäcker, die in Frankreich ganz tolle Sachen gelernt haben.
Anna Corzillius: Da sind wir auch immer ganz neidisch. Leider schicken die uns nie was zum Verkosten. Weit verbreitet ist es vor allem bei den Industriekaufleuten, also gerade die Kaufleute, die halt auch vielleicht viel Englisch verwenden müssen. Die fahren gerne ins Ausland. Da ist es ein bisschen weiter verbreitet als zum Beispiel bei den handwerklichen Berufen. Wir haben aber auch da schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Also das gibt es eigentlich durch die Bank in jedem Ausbildungsberuf. Auch in schulischen Ausbildungsberufen: wenn man Erzieher lernt oder so, ist es möglich.
Lucas: Apropos Sprache: wie ist das? Was für ein Sprach-Level muss ich denn mitbringen? Wenn ich zum Beispiel jetzt nach Frankreich gehen wollen würde, ich spreche kein Wort Französisch, könnte ich das dann machen oder gibt's da irgendwie Vorbereitungskurse?
Anna Corzillius: Wir haben keine Erwartung, dass man die Sprache schon beherrscht. Häufig kommen die Leute zurück und können schon ein bisschen mehr, als sie vorher gekonnt haben. Ganz oft reicht auch Englisch. Von Erasmus gibt es auch ein Sprach-Lernprogramm, was man vorher sogar durchlaufen muss und nachher nochmal durchläuft. Da lernt man nur das Wichtigste, sage ich jetzt mal in Anführungsstrichen. Das wird kostenfrei zur Verfügung gestellt, ist online und dann wird auch getestet, ob etwas dazugekommen ist oder nicht.
Marco: Okay, ich dreh' die Zeit zurück, mach nochmal eine Ausbildung und bewerbe mich auf Jamaika. Da hätte ich richtig Lust drauf!
Anna Corzillius: Ich habe das auch gedacht! Ich habe eine Ausbildung gemacht und ich ärgere mich auch, dass es da noch nicht so verbreitet war und ich das nicht nutzen konnte.
Lucas: Ja, voll! Schade. Einfach jetzt nochmal machen, ne?
Marco: Aber gut, jetzt erfahren wenigstens über den Podcast hier und durch dich auch noch viel mehr Leute davon. In dem Sinne: Vielen lieben Dank für die tollen Infos und das sehr nette Interview. Ich hoffe, dass sich viele Leute bei euch melden!
Anna Corzillius: Ja, das hoffe ich auch!