Was ist das Hochstapler-Syndrom?
Mit dem Begriff Hochstapler sind eigentlich Blender gemeint. Ihr Kennzeichen: große Klappe, nichts dahinter. Doch hinter dem sogenannten Hochstapler-Syndrom verbirgt sich genau das Gegenteil: kleine Klappe, viel dahinter. Trotz überragender Leistungen und Dauer-Lob von Kollegen und Freunden plagen Betroffene Selbstzweifel. Sie fürchten sich davor, dass jemand ihre – subjektiv empfundene – Unfähigkeit aufdecken könnte und begründen Erfolge mit Fremdeinwirkungen oder dem glücklichen Zufall. Das Phänomen ist übrigens auch unter dem Namen Impostor-Syndrom bekannt, wobei Impostor das englische Wort für Betrüger ist. Denn Betroffene glauben tatsächlich, ihre Umwelt zu betrügen.
Der Effekt bezieht sich meistens auf die Arbeitswelt, da diese eng mit dem Leistungsgedanken verknüpft ist. Jedoch kann er sich ebenfalls ins Privatleben durchziehen. Gedanken wie: „Was passiert, wenn der Partner merkt, dass man doch nicht so ein toller Mensch ist, wie er denkt?“ sind keine Seltenheit. Einige Wissenschaftler sprechen lieber von einem Impostor-Selbstkonzept. Sie scheuen sich, von einem Syndrom zu reden, da dieses Wort sofort an Krankheit denken lässt. Denn im weltweit anerkannten Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen – kurz ICD – ist die extreme Form des Selbstzweifels nicht als Krankheit gelistet – zumindest nicht in der aktuell gültigen Version, dem ICD-10-GM.