Ich saß wochenlang auf dem Sofa, allein beim Anblick meiner roten Arbeitshosen musste ich mich übergeben. In dieser Zeit führte meine Frau alle Geschäfte, während ich nicht einmal wusste, was eigentlich mit mir los war. Ich fing an zu recherchieren und war mir bald sicher, dass es sich um eine Depression handeln musste. Dann kam die ärztliche Diagnose: Burn-out.
Ich wurde in eine Depressionsklinik eingewiesen, in der ich erst verstanden habe, woher die Symptome kamen und wie der Stress mich über die Zeit hinweg zerfressen hatte. Dort sagte man mir auch, ich sei sogar noch glimpflich davongekommen. Wäre ich nicht so sportlich gewesen, hätte es mich wohl umgebracht. Doch der zehnwöchige Aufenthalt in der Klinik war nur die Spitze des Eisbergs. Der eigentliche Horror folgte, als ich wieder zu Hause war. Angstattacken ließen Alltägliches wie Autofahren, Einkaufen oder Essengehen unmöglich werden. Abseits der Klinik, die für mich einen geschützten Bereich darstellte, war ich mit meinen Ängsten allein. Mir war klar: Ich muss mein Leben ändern.
Ich las mich in das Thema Burn-out ein, ging zur Therapie und nahm mir zusätzlich einen Lifecoach. Schritt für Schritt fing ich wieder mit der Arbeit an. Heute trage ich zwar immer noch die alleinige Verantwortung für meine beiden Unternehmen, habe aber gelernt, Aufgaben und Arbeit auch abzugeben. Den Kampfsport habe ich mit Yoga getauscht, von zehn Kaffees trinke ich nur noch zwei am Tag. Dazu mache ich viel mehr Pausen, die ich bewusst mit meiner Familie verbringe. Runterkommen, einen Ausgleich haben – das hält mich heute im Gleichgewicht. Alles Kleinigkeiten, die am Ende jedoch viel ausmachen.
Trotz der großen Strapazen und der lebensbedrohlichen Situation: Ich möchte die Erfahrungen nicht missen. Heute weiß ich, wie wichtig die eigene Gesundheit ist. Deshalb halte ich auch Vorträge zu Depression, Burn-out und Achtsamkeit, bei denen ich meine Erfahrungen weitergebe. Denn gerade Männer haben oft Angst, über psychische Belastungen zu reden. Diese Angst will ich ihnen nehmen."