Warum sind Online-Vorstellungsgespräche so herausfordernd?
Psychologinnen und Psychologen der Universität Ulm fanden heraus, dass Jobsuchende bei Vorstellungsgesprächen per Videokonferenz schlechter abschneiden als im persönlichen Gespräch. Zum einen schafften es die Bewerberinnen und Bewerber selbst weniger gut, ihre eigenen Vorteile herauszustreichen und vermeintliche Schwächen zu umschiffen. Zum anderen fiel auch die Beurteilung durch die Interviewer schlechter aus. Die Gesprächspartner haben durch die Kamera weniger Blickkontakt und wirken dadurch weniger präsent. "Ohne Blickkontakt gelingt es kaum, eine starke soziale Präsenz zu entwickeln. So lässt sich auch schwerer einschätzen, mit welchen Taktiken ich mein Gegenüber am besten für mich einnehmen kann“, sagt Dr. Johannes Basch, Mitautor der Studie.
Eine weitere Studie bestätigt, dass die aufgebaute Bindung bei Videokonferenzen deutlich geringer ausfällt als im persönlichen Kontakt: Das Leibniz-Institut für Wissensmedien belegte, dass das Verantwortungsgefühl von Führungskräften gegenüber ihren Mitarbeitenden und dem Team im Homeoffice sinkt. Allerdings hängt das auch davon ab, ob sich die Führungskräfte eher auf sich selbst fokussierten oder auf andere. Übertragen auf den Bewerbungsprozess kann das bedeuten, dass es Entscheidern leichter fällt, Absagen zu erteilen. Diese Abstriche sollten Personalverantwortliche im Hinterkopf behalten, um eine gerechte Bewertung zu fällen.