Bauarbeiter sitzt in der prallen Sonne

Hitzeschutz­plan für Handwerks­betriebe

Der Klimawandel beschert uns immer öfter heiße Tage und Tropennächte. Das erschwert besonders Jobs im Handwerk wie Dachdecker, Gerüstbauer oder Schweißer. Als Betriebsinhabende stehen Sie vor neuen Herausforderungen, um Ihren Mitarbeitenden effektiven Hitzeschutz zu bieten. Doch Sie sind nicht allein. Unterstützt werden Sie dabei von der Bundesregierung.

Als Reaktion auf die zunehmenden Hitzeperioden hat das Gesundheitsministerium den Hitzeschutzplan 2024 erarbeitet. Welche Maßnahmen vorgesehen sind und inwiefern Hitzeschutz besonders auch das Handwerk betrifft, erläutert die Expertin Dr. med. Andrea Nakoinz vom KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.

Prävention durch Information: Ziel des Hitzeschutzplans

Der Hitzeschutzplan der Bundesregierung soll uns auf die künftig häufigeren, intensiveren und längeren Hitzeperioden als Folge des Klimawandels vorbereiten. Insgesamt wurden laut dem Bundesministerium für Gesundheit für den Sommer 2023 rund 3.200 hitzebedingte Sterbefälle für Deutschland ausgewiesen. Etwa 2.700 dieser Sterbefälle, also knapp 85 Prozent, waren Personen im Alter von 75 Jahren oder älter.

Expertin Dr. Nakoinz erläutert: "Ziel ist es, die Hitzekompetenz unserer Gesellschaft zu erhöhen und damit das hitzebedingte Gesundheitsrisiko und die Sterblichkeit bei Hitzewellen zu reduzieren. Hitzekompetenz erhöhen bedeutet, das Bewusstsein für die gesundheitlichen Gefahren von Hitze zu schärfen und die Menschen in die Lage zu versetzen, sich und andere zu schützen."

Maßnahmen des Hitzeschutzplans in Deutschland

Der Hitzeschutzplan umfasst verschiedene Maßnahmen, um uns umfassend über die aktuelle klimatische Situation, die Gefahren des Klimawandels und die konkreten Hitzerisiken zu informieren. Derart sensibilisiert sollen Arbeitgebende wie Artbeitnehmende aufmerksamer durch den Alltag gehen, rechtzeitig Eigenvorsorge betreiben und ihr Verhalten bei Hitze anpassen.

Die Maßnahmen beinhalten beispielsweise:

  • Hitzewarnsystem: Die zunehmende Hitze ist nicht nur belastend, sondern eine echte Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier. Deshalb gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor besonders heißen Tagen amtliche Hitzewarnungen heraus, die jährlich zwischen Mai und August als Newsletter verschickt werden. Damit können sich Betriebe und Beschäftigte rechtzeitig auf die bevorstehende Hitze einstellen. Auf der DWD-Website "Hitzetrend" wird außerdem die Temperaturentwicklung für die darauffolgenden fünf Tage prognostiziert – für das Bundesgebiet, aber auch auf einzelne Landkreise eingrenzbar. Ergänzend gibt es noch eine DWD-Website mit einem "Thermischen Gefahrenindex", der besonders empfindliche Personen über die Wärmebelastung informiert.

  • Apps: Um uns mit Informationen und Warnungen direkt zu erreichen, wird die Einbindung von Apps geprüft. Sobald dies verfügbar ist, könnte beispielsweise die NINA-Warn-App oder eine spezielle "Kühle-Orte-App" zum Einsatz kommen.

  • Aktionstag: Ein weiteres Mittel, die Aufmerksamkeit auf das Thema Hitze zu lenken, ist der jährlich am 5. Juni stattfindende bundesweite Hitzeaktionstag mit vielen Veranstaltungen und Aktionen.

  • Hitzemonitoring (RKI): Hitze führt nachweislich zu mehr Todesfällen im Sommer. Der Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) umfasst Schätzungen der hitzebedingten Sterbefälle im Verhältnis zu den jeweiligen Temperaturen. Er wird im Berichtszeitraum (Juni bis September) wöchentlich aktualisiert.

  • Die Installation von mehr Trinkwasserbrunnen soll eine bessere Versorgung mit Wasser im öffentlichen Raum gewährleisten.

Nachhaltig gesund

Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen. Auch auf unsere Gesundheit. Mit unserem Verhalten haben wir die Möglichkeit, das Klima sowie unsere Gesundheit positiv oder negativ zu beeinflussen. Wie genau hängen Klimawandel und Gesundheit zusammen, was sind die Gefahren und was genau können wir tun, um uns gesund zu halten und uns gleichzeitig klimafreundlich zu verhalten? Zum Ratgeber

Auf dem Dach in praller Sonne: Hitze im Handwerk als Risikofaktor

Lange Arbeitstage in großer Hitze belasten die Gesundheit und erhöhen das Risiko von Arbeitsunfällen, weil Beschäftigte schneller ermüden, Kreislaufprobleme bekommen oder sich schlechter konzentrieren können und entsprechend langsamer reagieren.

Besonders betroffen sind Handwerkerinnen und Handwerker, die der direkten Sonne ausgesetzt sind, wie etwa im:

  • Hochbau

  • Straßen- und Gerüstbau

  • Dachdecker- und Zimmererhandwerk

  • Glas- und Fassadenreinigung

Doch auch bei Tätigkeiten wie Schweißen oder der Arbeit an großen Maschinen in unklimatisierten Werkstätten leiden Beschäftigte unter warmen Temperaturen, die ihre Arbeit erschweren.

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Hitze und Hitzeschutz: Was Betriebsinhabende tun können

"Viele Beschäftigte spüren schon lange, dass Hitze zunehmend eine körperliche Belastung ist. Das Problem liegt oft eher darin, dass Arbeitgebende das Risiko unterschätzen", berichtet Expertin Dr. Nakoinz.

Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber sollten sich ihrer besonderen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden bewusst sein. Arbeitsschutz ist gerade bei Hitze besonders wichtig. Doch es gibt durchaus verschiedene Möglichkeiten, um Mitarbeitende sämtlicher Gewerke in Hitzeperioden fit zu halten:

  • Anpassung der Arbeitszeiten (Mittagshitze meiden)

  • Beschattung von Arbeitsorten

  • Bereitstellung klimatisierter Pausenräume

  • ausreichende Versorgung mit gekühlten Getränken 

Betriebliches Gesundheits­management (BGM)

BGM umfasst alle gemeinsamen Maßnahmen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Mehr zu unseren BGM-Angeboten erfahren

Zudem unterstützen die Berufsgenossenschaften Betriebe mit speziellen Handlungsempfehlungen. So hat beispielsweise die BG BAU Hitzeaktionspläne für Baustellen erarbeitet, in denen detailliert auf wichtige Punkte wie Beobachtung der Wetterlage in heißen Monaten, individuelle Schutzmaßnahmen und Wichtiges rund um den UV-Schutz eingegangen wird.

Doch bei all der Belastung haben längere, wärmere Sommer zumindest einen Vorteil: Es ergeben sich Möglichkeiten für neue Projekte und Kundenbeziehungen, denn wenn es länger warm bleibt, setzt auch die Frostperiode später ein und teure witterungsbedingte Baustopps werden seltener.

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