Frau und Mann mit geteilten Gesichtern durch einen Spiegel

Ambivertiert: Zwischen intro- und extrovertiert

Bist du eher gesellig und laut oder zurückhaltend und schüchtern? Solltest du diese Frage nicht so einfach beantworten können, dann bist du wahrscheinlich weder extrovertiert, noch introvertiert – sondern ambivertiert. Wir erklären, was das bedeutet und warum es dir vor allem im Job Vorteile bringen kann. Mit unserem Test kannst du außerdem herausfinden, ob du ambivertiert bist.

Wäre das Leben nur Schwarz und Weiß, könnte man Menschen in zwei Gruppen einteilen. Auf einer Party zum Beispiel in die, die ungehemmt mitten im Raum tanzen und die, die mit einem Getränk in der Hand am Rande stehen. Im Job lieben es die einen, mit Kundinnen und Kunden zu quatschen und den Kolleginnen und Kollegen ihre Ideen zu präsentieren. Während die anderen lieber ruhig und konzentriert für sich arbeiten. 

Wahrscheinlich hast du dich auch schon einmal gefragt, ob du eher zur ersten Gruppe, den Extrovertierten, oder zur zweiten Gruppe, den Introvertierten gehörst. Diese Begriffe kennt heute so gut wie jeder. In der Psychologie sind sie immer wieder Thema und werden bereits seit 100 Jahren verwendet, um die Persönlichkeit einer Person zu beschreiben.

Und zwar so: Extrovertierte gelten als besonders selbstbewusst, sie knüpfen extrem schnell Kontakte und ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich. Introvertierte hingegen werden häufig als besonders ruhig, weniger sympathisch und charismatisch wahrgenommen. 

Extraversion und Introversion: Diese Eigenschaften sind kennzeichnend

  • Merkmale Extraversion

    • offen
    • gesellig
    • impulsiv
    • laut
    • ausdrucksstark

  • Merkmale Introversion

    • zurückhaltend
    • verschlossen
    • hochsensibel
    • kontaktscheu
    • schüchtern
    • in sich gekehrt

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Was bedeutet es, „ambivertiert“ zu sein?

Bei zwei Drittel der Menschen ist die Antwort auf die Frage nach extrovertiert oder introvertiert allerdings nicht eindeutig. Sie sind beides – und somit ambivertiert. Das heißt: Die eigene Persönlichkeit schwankt je nach Situation und Stimmung zwischen den Merkmalen der Introversion und der Extraversion.

„Ambivertierte Menschen finden sich im mittleren Bereich zwischen den beiden extremen Polen wieder. Sie besitzen eine Mischung aus typischen Merkmalen und Bedürfnissen, die entweder dem introvertierten oder dem extrovertierten Spektrum zuzuordnen sind“, erklärt Christin Berges, die als Coach für introvertierte Talente gezielt auf die Persönlichkeitseigenschaften ihrer Kundinnen und Kunden eingeht.

Das Hin-und-her-Schwanken mag inkonsequent wirken, bringt aber einige Vorteile mit sich. So kann es sein, dass eine ambivertierte Person es liebt, sich mit vielen Menschen auszutauschen, also die Kontaktfreude eines Extrovertierten nutzt. Gleichzeitig kann sie aber auch mit der Besonnenheit und Höflichkeit eines Introvertierten punkten. Denn mal ist es einfach besser, zurückhaltender zu sein, mal aus sich herauszukommen. 

Ambivertierte Menschen verbinden aber nicht nur die Stärken beider Extreme. Wenn sie das eigene Verhalten von der jeweiligen Situation und Stimmung abhängig machen, dann ist das eine hervorragende Anpassungsfähigkeit – die im Privaten und im Beruflichen nützlich sein kann. Deshalb sind Ambivertierte häufig besonders mitfühlend und können auf die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen eingehen. 

Perfektes Team: Der eine drängelt, der andere bremst

Lange hielt sich in der Arbeitswelt das Gerücht, Extrovertierte seien im Job beliebter und erfolgreicher. Denn tatsächlich hinterlassen sie in Vorstellungsgesprächen redegewandt und schlagfertig häufig den besseren Eindruck und können mit ihrer Art leichter Führungspositionen übernehmen. „Doch dieses Ideal weicht mehr und mehr auf“, meint Christin Berges. „Es ist schön zu sehen, dass Arbeitgebende zunehmend auch die Stärken der Introvertierten sehen und sie zu schätzen wissen.“

Denn beide Eigenschaften, die der Introvertierten und der Extrovertierten, sind wichtig für den Erfolg eines Unternehmens – und sie ergänzen sich im besten Falle. So profitiert zum Beispiel der introvertierte Mitarbeiter davon, dass die extrovertierte Kollegin ihn anspornt, mal neue Wege zu wagen.

Für den Extrovertierten ist es wiederum Gold wert, wenn der Introvertierte ihn ab und zu bremst und daran erinnert, dass es wichtig ist, eine Entscheidung in Ruhe zu durchdenken, statt vorschnell zu handeln. 

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Welche Vorteile hat es, ambivertiert zu sein?

Ambivertierte verbinden das Beste aus beiden Welten in einer Person – und kommen so mit unterschiedlichsten Situationen im Berufsalltag gut zurecht: Gruppen- oder Stillarbeit, größere Veranstaltung oder Vier-Augen-Gespräch, die Rolle des Redners oder Beobachters. Wo extro- oder introvertierte Menschen eine klare Präferenz haben, passen Ambivertierte ihr Verhalten flexibel an.

„Allerdings ist es wichtig, beide Seiten zu berücksichtigen“, rät Christin Berges. „Ein langer Veranstaltungstag mit vielen Begegnungen ist zwar bereichernd, kann eine ambivertierte Persönlichkeit aber auch anstrengen.“ Nach einem solchen Tag sollten sie sich abends deshalb besser auf die Couch und nicht zur nächsten Party begeben. 

Test: Bist du ambivertiert?

Extreme haben immer einen hohen Wiedererkennungswert. Eine Mischform wie die Ambiversion ist dagegen unauffälliger. Es fällt dir also vielleicht schwer, zu erkennen, ob du ambivertiert bist.

Der US-amerikanische Psychologe und Buchautor Dr. Travis Bradberry hat neun Sätze formuliert, die dir dabei helfen können, deine Persönlichkeit herauszufinden. Je mehr Aussagen du mit Ja beantwortest, umso wahrscheinlicher ist es, dass du ambivertiert bist.

  • Ich kann Aufgaben allein oder in einer Gruppe erledigen. Ich habe keine große Vorliebe für eine der beiden Möglichkeiten.

  • Unter Menschen fühle ich mich nicht unwohl, aber von zu viel Gesellschaft habe ich schnell genug. 

  • Im Mittelpunkt zu stehen, macht mir Spaß, aber ich möchte es nicht immer haben.

  • Manche Leute halten mich für ruhig, andere für sehr gesellig.

  • Ich muss nicht ständig mit etwas beschäftigt sein, aber zu viel Ruhe langweilt mich auf Dauer.

  • Ich kann mich genauso leicht in meinen eigenen Gedanken verlieren wie in einem Gespräch.

  • Ich kann Small Talk genießen, er langweilt mich aber schnell.

  • Ich bin anderen Menschen gegenüber manchmal skeptisch, manchmal vertraue ich Personen aber auch bedenkenlos. 

  • Wenn ich zu viel Zeit allein verbringe, langweile ich mich. Bin ich viel mit anderen Menschen zusammen, erschöpft mich das.

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