Agoraphobie mit leichter Panikstörung. So lautet meine Diagnose. Das Wort Agoraphobie leitet sich aus dem Griechischen ab. Agora heißt wörtlich übersetzt Marktplatz, phóbos hingegen Furcht. Menschen mit Agoraphobie haben in der Regel Angst vor öffentlichen Plätzen und Situationen in der Öffentlichkeit, aus denen sie im Notfall nur schwer entkommen können oder in denen sie womöglich auf sich allein gestellt sind. Auch vor Reisen oder davor, weit weg von Zuhause zu sein, haben sie Angst.
Die Folge: Sie meiden weite Plätze, Menschenmassen, Kinos, Busse, Straßenbahnen, Züge oder Fahrstühle. Die Agoraphobie ist immer situationsbezogen, heißt: Sie tritt an den unterschiedlichsten Orten auf, beispielsweise im Theater, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Flugzeug, im Restaurant oder in der Schlange im Supermarkt.
Oder wie bei mir: in der U-Bahn. Wenn diese im Tunnel steht. Im Stau, wenn ich am Steuer sitze. Oder in Situationen, in denen ich nicht einfach wegkann. An guten Tagen meldet sich die Angst kaum. Ich weiß zwar, dass es sie gibt, aber sie ist mehr wie eine alte Bekannte, die ich lange nicht mehr gesehen habe.
An schlechten Tagen begleitet sie mich schon auf dem Weg zur U-Bahn und erzählt mir Horrorgeschichten. An diesen Tagen ist mir übel, ich fühle mich ausgelaugt, ich zittere, meine Beine sind wackelig und ich will am liebsten nur eines: weit weg von meiner Angst und der U-Bahn sein. Meistens hilft dann nur „Augen zu und durch“, trotz aufkeimender Panik in die Bahn einsteigen und losfahren. Bis die Angst an irgendeiner Haltestelle aussteigt und ich ohne sie weiterfahre. Manchmal jedoch bleibe ich am Bahnsteig stehen, die Angst hält mich zu sehr fest im Griff.