Junger Mann sitzt bei Ärztin im Sprechzimmer

Krebsvorsorge für Männer: Darauf muss Mann achten!

Männer gehen mit ihrer Krebsvorsorge häufig viel sorgloser um als Frauen. Dabei kann eine Früherkennungsuntersuchung Leben retten! Wir klären mit einem Experten, welche verschiedenen Möglichkeiten es gibt, wie die Krebsvorsorge abläuft und wann der richtige Zeitpunkt ist.

Männer, wir müssen Tacheles reden. Denn es geht um ein ernstes Thema: Mehr als 500.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Krebs. Das geht aus der neuesten Ausgabe von „Krebs in Deutschland“ hervor. Ein Bericht, der alle zwei Jahre vom Robert Koch-Institut und dem Zentrum für Krebsregisterdaten herausgegeben wird.

Mehr als 260.000 Fälle davon betreffen Männer – das sind mehr als die Hälfte. Und dabei sprechen wir nur von den Neuerkrankungen. Statistisch gesehen erkrankt jeder zweite Mann im Laufe seines Lebens an Krebs.

Auch auf unserem Instagram-Kanal wird das Thema häufig und emotional diskutiert. So wie unter diesem Beitrag, in dem es um die Krebsvorsorge geht. Diese kann im Fall der Fälle entscheidend sein und Leben retten. Leider tun sich Männer bei Vorsorge und Früherkennung häufig schwerer als Frauen, doch auf einige Dinge sollte Mann unbedingt achten.

Diese Krebsarten treten bei Männern besonders häufig auf

Ein Blick in die Statistik zeigt: Männer erkranken mit Abstand am häufigsten an Prostatakrebs. Rund 66.000 Neuerkrankungen und 15.000 Todesfälle werden jährlich gezählt. Dahinter folgen Lungenkrebs und Darmkrebs. Bei Frauen steht Brustkrebs an erster Stelle. Gefolgt von Darmkrebs, Lungenkrebs und Gebärmutterkörperkrebs.

Die fünf häufigsten Krebsarten bei Männern laut „Krebs in Deutschland“ sind:

  • Prostatakrebs: 25,1 %

  • Lungenkrebs: 13,0 %

  • Darmkrebs: 11,7 %

  • Harnblasenkrebs: 4,8 %

  • Schwarzer Hautkrebs: 4,7 %

Das Risiko für bestimmte Krebsarten verändert sich im Laufe des Lebens. Bei Kindern ist Leukämie die häufigste Krebsart. Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren erkranken am häufigsten an Hodenkrebs (4.060 Neuerkrankungen in 2020). Das macht 26 Prozent in dieser Altersgruppe aus.

Mit zunehmendem Alter ist das Risiko für Hodenkrebs nicht mehr so hoch. Dafür nimmt die Wahrscheinlichkeit deutlich zu, an Prostatakrebs, Lungenkrebs oder Darmkrebs zu erkranken.

Krebsvorsorge für Männer

Abhängig vom Alter empfehlen Ärzte unterschiedliche Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung. Ihre IKK classic übernimmt die Kosten für diese Vorsorgeuntersuchungen. Mehr erfahren

Darum ist die Früherkennung von Krebs wichtig

Eine Krebserkrankung frühzeitig zu erkennen, erhöht die Heilungschancen enorm. „Früherkennung heißt, den Krebs nicht erst dann zu erkennen, wenn er schon nicht mehr heilbar ist“, sagt Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie, und Direktor der Klinik für Urologie am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.

Insbesondere bei Prostatakrebs, Darmkrebs und Hautkrebs spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. „In frühen Stadien bestehen gute Heilungschancen“, betont der Experte. Ein Prostatakarzinom macht sich häufig jedoch erst dann bemerkbar, wenn es schon zu spät ist. Die Karzinome breiten sich langsam aus. Veränderungen und Symptome merkt man deshalb meist erst spät. Deshalb ist es wichtig, sich ab einem bestimmten Alter regelmäßig checken zu lassen.

Männer gehen seltener zur Vorsorge als Frauen

Trotzdem gehen nur rund 40 Prozent der Männer in Deutschland regelmäßig zu Früherkennungsuntersuchungen. Zum Vergleich: Unter den Frauen sind es knapp 67 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. „Männer gehen häufig nur dann zum Arzt, wenn sie es müssen“, sagt Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger. Ihre Denkweise sei eher: „Wieso sollte ich zum Arzt gehen, solange ich gesund bin?“

Frauen gehen dagegen schon in jungen Jahren regelmäßig in eine gynäkologische Praxis. Für Routineuntersuchungen, wegen der Anti-Baby-Pille oder anderer Verhütungsmittel und auch zur Krebsvorsorge. „Sie werden früher für das Thema sensibilisiert.“ Da Prostatakrebs oder Darmkrebs meistens erst mit zunehmendem Alter auftreten, beginnt die Früherkennung bei Männern erst später. Weil sie bisher gesund durchs Leben gekommen sind, nehmen es viele deshalb nicht ernst genug.

Dass viele Männer aus Scham nicht zum Urologen gehen, spielt laut Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger dagegen inzwischen nicht mehr so eine große Rolle wie früher. „Wir sprechen heutzutage ja auch problemlos über ganz andere Dinge als unsere Prostata oder den Stuhlgang.“

Der Unterschied zwischen Vorsorge und Früherkennung


  • Vorsorge:

    Bei der Vorsorge tut ein Mensch aktiv etwas, um eine mögliche Krankheit zu verhindern. Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger nennt das Beispiel Sonnencreme: „Wenn wir uns oder unsere Kinder mit Sonnenschutz eincremen, um Hautkrebs vorzubeugen.“

  • Früherkennung:

    Für die meisten Krebsarten gibt es jedoch keine richtige Vorsorge. Etwa bei Prostatakrebs oder Hodenkrebs. Deshalb geht es darum, den Krebs in einem frühen Stadium zu entdecken, um ihn rechtzeitig behandeln zu können. „Deshalb ist es wichtig, sich ab einem gewissen Alter damit zu beschäftigen.“

Eine Vergrößerung der Prostata ist nicht immer gefährlich

Im Jahr 2024 geht selbst König Charles III. offen mit seiner Prostataoperation um. Das ist auch gut so. „Früherkennung wird durch solche Fälle oder durch gezielte Promo-Aktionen immer mehr zum Thema.“ Immerhin kommt mit zunehmendem Alter fast auf jeden Mann eine Vergrößerung der Prostata zu. Diese muss nicht zwangsläufig bösartig sein. So wie zum Beispiel auch bei König Charles.

Die „benigne Prostatahyperplasie“ (BPH) ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Diese ist zwar nicht lebensbedrohlich, die Symptome können jedoch die Lebensqualität einschränken.

Hautkrebsvorsorge

Versicherte ab 35 Jahren können gegen Vorlage ihrer IKK Gesundheitskarte alle 2 Jahre zum Haut-Check. Zusätzlich erstatten wir Versicherten bis 34 Jahren, bei denen Risikofaktoren bestehen, alle 2 Jahre bis zu 30 Euro für eine Vorsorgeuntersuchung.

Zur Hautkrebsvorsorge

Ab wann sollten Männer zur Krebsvorsorge?

Im Idealfall sollte die Krebsvorsorge so früh wie möglich beginnen. Auch, wenn Krebs insbesondere für jüngere Menschen häufig sehr weit entfernt zu sein scheint. 

Als Faustregel empfehlen Medizinnerinnen und Mediziner: Ab 35 Jahren regelmäßig zum Hautscreening, ab 45 Jahren beginnt die Früherkennung für Prostatakrebs und ab 50 Jahren für Darmkrebs.

Bei entsprechenden Risikofaktoren, wie beispielsweise bekannten Krebserkrankungen in der Familie, sollte die Vorsorge unter Umständen auch früher beginnen.

Welche Vorsorgeuntersuchungen gibt es?

Die IKK classic übernimmt die Kosten für diverse Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung. Welche Möglichkeiten es gibt, hängt unter anderem vom Alter und der Risikobewertung ab.

  • Zwischen 18 und 34 Jahren:

    Gesundheits-Check-up zur Früherkennung von Krankheiten und Risiken. Diesen können Männer und Frauen zwischen 18 und 34 Jahren einmalig in Anspruch nehmen.
    Bei vorliegenden Risikofaktoren ist darüber hinaus die Durchführung eines Hautkrebs-Screenings möglich.

  • Ab 35 Jahren:

    Gesundheits-Check-up alle drei Jahre.
    Hautkrebs-Screening alle zwei Jahre.

  • Ab 45 Jahren:

    Jährliche Krebsfrüherkennung für Prostata, Lymphknoten und äußere Geschlechtsorgane.

  • Ab 50 Jahren:

    Jährliche Darmkrebsfrüherkennung bis 54 Jahre mit einem jährlichen Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Okkultbluttest).
    Ab 55 Jahren kann alle zwei Jahre ein Okkultbluttest gemacht werden – oder alternativ zwei Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren.
    Bei Risikofaktoren: Zuschuss von 75 Euro für einen immunologischen Stuhltest alle zwei Jahre für alle Männer unter 50 Jahren.

Prostatakrebs: Wie läuft die Früherkennung ab?

Die Früherkennungsuntersuchung für Prostatakrebs können Männer ab 45 Jahren einmal pro Jahr in Anspruch nehmen. Gibt es eine familiäre Vorbelastung von Krebserkrankungen, übernehmen wir die Früherkennung bereits ab 40 Jahren. Bei unter 40-Jährigen kommt ein Prostatakarzinom nur ganz selten vor.

Die klassische Untersuchung umfasst ein Gespräch mit der Urologin oder dem Urologen. Anschließend werden die Lymphknoten in der Leiste sowie die Geschlechtsorgane untersucht sowie die Prostata rektal abgetastet. Das ist deutlich weniger schmerzhaft und unangenehm als es sich viele Menschen vorstellen.

Gesundheits-Check-up

Der Gesundheits-Check-up ist eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten für Männer und Frauen. Zwischen 18 und 34 Jahren kann man ihn einmalig machen, ab 35 Jahren übernehmen wir alle drei Jahre die Kosten.

Er gibt Ihnen einen guten allgemeinen Überblick über Ihren derzeitigen körperlichen Zustand. Nutzen Sie diese Möglichkeit – ganz problemlos gegen Vorlage Ihrer IKK Gesundheitskarte beim Arzt.

Mehr zum Check-up

Wann ist ein PSA-Test sinnvoll?

Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit des PSA-Tests. Damit wird das Prostataspezifische Antigen, kurz PSA, im Blut nachgewiesen. Dafür reicht ein einfacher Bluttest im Labor aus. Ist der Wert zu hoch, kann das ein Hinweis auf eine Prostataerkrankung sein. Dann können weitere Untersuchungen Klarheit verschaffen, etwa mit einem MRT.

Hat sich bei der Tastuntersuchung ein konkreter Krebsverdacht ergeben, dient der PSA-Test zur Abklärung der Diagnose und wird von der IKK classic übernommen; ebenso die Kosten für Gewebeproben und Ultraschalluntersuchungen. 

Soll hingegen ein PSA-Test ohne konkreten Verdacht als Früherkennungsuntersuchung durchgeführt werden, gilt das als eine sogenannte IGeL-Leistung und muss selbst gezahlt werden. Denn über die Aussagekraft und Sinnhaftigkeit des PSA-Tests zu diesem Zweck sind sich Expertinnen und Experten nicht ganz einig.

Einerseits können 3 von 1.000 Männern durch einen PSA-Test davor bewahrt werden, an einem Prostatakarzinom zu sterben. Andererseits kann sein Wert von vielen Faktoren beeinflusst werden und hängt nicht immer zwangsläufig mit einer schweren Erkrankung zusammen. Zum Beispiel reagiert die Prostata auf Druck durch eine Tastuntersuchung oder vorheriges Radfahren.

Und für bis zu 60 der genannten 1.000 Männer besteht die Gefahr einer Überdiagnose: Der PSA-Test ist sehr sensibel und erkennt in vielen Fällen auch Tumore im Frühstadium, die nicht problematisch geworden wären. Behandelt werden sie trotzdem – mit allen psychischen und körperlichen Folgen und Nebenwirkungen für den Betroffenen.

Ob Sie sich testen lassen möchten oder nicht, ist daher eine Frage der persönlichen Abwägung: Es gibt gute Gründe für den Test, aber auch gute Gründe dagegen.

Hodenkrebs durch regelmäßiges Abtasten erkennen

Außerdem sollte sich jeder Mann regelmäßig die Hoden abtasten. Die deutsche Krebsgesellschaft rät mindestens zu einem Kontrollgriff pro Halbjahr. „Eine spezielle Früherkennungsuntersuchung gibt es bei Hodenkrebs nicht“, sagt Prof. Dr. med. Axel S. Merseburger. Diese hat jeder Mann selbst in der Hand. Und das sollte auch jeder ernstnehmen.

Wer dabei etwas Ungewohntes oder Veränderungen feststellt, sollte unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch hier gilt: Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser stehen die Heilungschancen.

Mehr zum Thema

  • Frau und Mann stehen nebeneinander in Unterwäsche und der Magen-Darm-Trakt ist mit Stift auf ihrem Körper eingezeichnet

    Leben

    Keine Angst vor der Darmkrebsvorsorge

    Hier erfahren Sie, warum die Darmkrebsvorsorge so wichtig ist und weshalb sie weniger schlimm ist als viele denken. Artikel lesen

  • junger Mann, der sich anlässlich des Movember einen Schnurrbart stehen lässt

    Leben

    Prostatakrebs

    Was passiert bei einer Untersuchung der Prostata? Was tun bei der Diagnose Krebs? Antworten auf die häufigsten Fragen. Artikel lesen

  • Teenager bekommt von seiner Ärztin eine HPV Impfung

    Leben

    Gib Krebs keine Chance: HPV-Impfung für junge Männer

    Was es mit HP-Viren auf sich hat und warum die HPV-Impfung auch für Jungs wichtig ist. Artikel lesen