Leitungswasser trinken: Gefährlich oder gesund?

Redaktion
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Leitungswasser hat in Deutschland eine hervorragende Qualität. Dennoch fragen sich viele Menschen, ob sie es bedenkenlos trinken können. Wir klären auf.

Beim Thema Wasser scheiden sich die Geister. Ein Großteil der Menschen in Deutschland empfindet die Qualität des Leitungswassers als gut. Und drei von vier Personen trinken es auch regelmäßig. Das ist das Ergebnis des Kundenbarometers Wasser des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft.

Gleichzeitig kaufen zwei Drittel der Deutschen regelmäßig Wasser in der Flasche. Dafür gibt es verschiedene Gründe. An erster Stelle steht der Geschmack. In Deutschland trinken wir gerne kohlensäurehaltiges Wasser, weshalb sich viele für Mineralwasser entscheiden.  

Der zweite Grund, Wasser lieber abgepackt zu trinken, ist für einige Menschen die eigene Gesundheit. Meist suggeriert Werbung für Mineralwasser nicht nur quellfrische, sondern verspricht zudem auch einen Mehrwert für die eigene Gesundheit und einen Zusatz an Nährstoffen.

Dazu halten sich auch Bedenken gegenüber dem Leitungswasser wacker. Jeder zehnte Mensch in Deutschland glaubt, dass es nicht sauber genug sei.

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Wie ist die Qualität von Leitungswasser in Deutschland?

Die große Frage ist also: Kann man Leitungswasser in Deutschland bedenkenlos trinken? Die einfache Antwort: Ja. „Wasser aus der Leitung hat eine sehr gute Qualität und ist zum Trinken da“, betont das Umweltbundesamt. „Grundsätzlich ist im Wassernetz in Deutschland eine hohe Trinkwasserqualität durch den jeweiligen öffentlichen Versorger garantiert“, sagt auch Katharina Wasmer, Gruppenleiterin Analytik am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB.

Die Qualität des Trinkwassers ist in Deutschland in der Trinkwasserverordnung geregelt. Dabei handelt es sich um eine der strengsten Regularien überhaupt. Die Qualität wird ständig überwacht und kontrolliert. Schon kleinste Verunreinigungen werden dabei festgestellt – und das nicht ohne Grund. Schließlich können Krankheitserreger, die ins Wassernetz gelangen, sehr schnell sehr viele Menschen erreichen.

Was viele nicht wissen: Die deutsche Trinkwasserverordnung schreibt für Leitungswasser eine strengere Kontrolle vor als für Mineralwasser aus dem Supermarkt. Diese dürfen mehr Schadstoffe enthalten als das Wasser aus der Leitung.

Regelmäßige Berichte des Umweltbundesamts zeigen: Wir müssen uns um die Qualität des Leitungswassers keine Sorgen machen. 99 Prozent aller entnommenen Proben halten alle gesetzten Grenzwerte ein.

Wie kommt das Wasser in die Leitung?

Das Trinkwasser in Deutschland wird zu 70 Prozent aus dem Grundwasser gewonnen. Der Rest kommt aus Quellen, Seen, Talsperren, Flüssen oder aus Brunnen.

Wie und wo das Wasser gewonnen wird, ist von Region zu Region unterschiedlich. Ganz egal, woher es auch kommt: In allen Fällen wird gleichermaßen darauf geachtet, dass das Wasser geschützt und nicht verunreinigt ist.

In vielen Regionen in Deutschland ist die Qualität des entnommenen Wassers bereits so gut, dass es gar nicht aufbereitet werden muss. Falls doch, wird es in den örtlichen Wasserwerken erkannt und aufbereitet. Sodass es auf jeden Fall zum Trinken geeignet ist. Von dort gelangt es über die Rohrleitungen bis zum Hausanschluss.

Was ist gesünder: hartes oder weiches Wasser?

Je nach Region unterscheidet sich zudem der Härtegrat des Wassers. Der Begriff Wasserhärte sagt aus, wie viele Mineralien – hauptsächlich Kalzium und Magnesium – sich im Wasser befinden. „Der Härtegrat hat jedoch keine Auswirkung auf die Qualität des Wassers“, betont das Umweltbundesamt.

Egal, ob hartes oder weiches Wasser: Für unsere Gesundheit macht das kaum einen Unterschied. Calcium und Magnesium sind wichtige Mineralstoffe für den Körper. Der Härtegrat beeinflusst lediglich den Geschmack und ist durch Kalkablagerungen sichtbar. Die Kalk-Rückstände lassen sich jedoch leicht mit umweltfreundlichen Putzmitteln, wie Essig oder Zitronensäure, entfernen.

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Welche Risiken birgt Leitungswasser?

Damit unser Wasserkreislauf sauber bleibt, wird viel Arbeit auf sich genommen. Zum einen direkt in den Klärwerken, in denen das Abwasser gefiltert wird. Zum anderen in den Wasserwerken, in denen das Leitungswasser aufbereitet wird.

Denn unser Wasser wird immer stärker belastet. Zum Beispiel durch:

  • Mikroplastik:

    Kosmetikartikel, Plastikflaschen, Kleidungsfasern: Mikroplastik lauert nahezu überall. Über den Abfluss oder die Waschmaschine landet es auch im Abwasser. Dort lässt sich Mikroplastik nur schwer herausfiltern.

  • Süßstoffe:

    Stoffe wie Acesulfam werden in der Lebensmittelindustrie als Zuckerersatz zum Süßen von Getränken oder Lebensmitteln eingesetzt. Diese Stoffe werden biologisch jedoch nur schwer abgebaut. Sie werden auch von Menschen wieder ausgeschieden.

  • Landwirtschaft:

    Hier geht es vor allem um Nitrat. Der Wirkstoff spielt als Nährstoff im Düngemittel eine wichtige Rolle. Im menschlichen Körper kann sich Nitrat jedoch zu Nitrit und weiteren krebserregenden Stoffen entwickeln.

  • Medikamente:

    Über das Abwasser gelangen auch zunehmend Medikamentenrückstände in das Wasser von Flüssen und Seen.

Die Kläranlagen sind nicht darauf ausgelegt, solche Rückstände aus dem Abwasser zu filtern. Die Dosierung in Flüssen oder Seen ist zwar so verschwindend gering, dass sie für den Menschen keine Rolle spielt. Verschiedene Untersuchungen zeigen jedoch, dass bereits Auswirkungen auf die Tierwelt und Umwelt zu erkennen sind.

Und keine Sorge: Bevor das Wasser in die Leitung gelangt, werden auch diese Rückstände und Verunreinigungen in den Aufbereitungsanlagen der Wasserwerke herausgefiltert. Nimmt die Konzentration jedoch weiter zu, wird die Aufbereitung aufwändiger und teurer.

Deshalb besonders wichtig: Abgelaufene oder überflüssige Medikamente gehören auf keinen Fall in die Toilette. Zuhause sollten sie im Restmüll entsorgt werden. Alternativ können alte Medikamente auch auf den Recyclinghof oder in die Apotheke gebracht werden.

Risikofaktor Wasserleitung

Wesentlich wahrscheinlicher ist, dass sich die Trinkwasserqualität auf den letzten Metern verschlechtert. Nämlich auf dem Weg vom Hausanschluss bis zum Wasserhahn. Dabei spielen insbesondere das Alter und die Bausubstanz des Gebäudes eine Rolle. Bleirohre sind zwar schon lange nicht mehr zulässig, wurden bis in die 80er Jahre jedoch als Wasserleitungen verbaut. Diese sollten dringend ausgetauscht werden, da Blei schwere Schäden im Körper anrichten kann.

Neben Blei können durch Armaturen auch andere Metalle wie Nickel oder Chrom ins Trinkwasser gelangen. Wenn das Wasser über einen längeren Zeitraum in der Leitung steht, kann es vermehrt Schadstoffe aufnehmen – und es können sich potenzielle Krankheitserreger ausbreiten. Nach mehreren Stunden gilt es deshalb nicht mehr als frisch. „Mit bloßem Auge oder am Geruch lassen sich solche Verunreinigungen und Belastungen im Wasser allerdings kaum erkennen“, sagt Katharina Wasmer.

Tipp:

Wenn das Wasser mehr als vier Stunden in der Leitung stand, sollten Sie es ablaufen lassen, bevor Sie es trinken. Dafür halten Sie den Finger unter das Wasser. Sobald es kühler wird, ist das Wasser wieder frisch. Das abgelaufene Wasser können Sie bedenkenlos zum Blumengießen oder Putzen verwenden.

Leitungswasser bietet Vorteile

„Die Trinkwasserversorger in Deutschland garantieren jederzeit eine hohe Trinkwasserqualität“, sagt auch Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser beim BDEW. Leitungswasser zu trinken hat zudem viele Vorteile:

  • Gesundheitliche Gründe

    Leitungswasser und Mineralwasser sind in der Regel beide sauber und problemlos für den Verzehr geeignet. Leitungswasser wird dabei sogar strenger kontrolliert als Mineralwasser aus dem Supermarkt und ist demzufolge sogar sicherer. Selbst teures und als besonders gesund vermarktetes Mineralwasser enthält oft nicht mehr Mineralstoffe. Das Wort oder die Werbung allein machen sie nicht automatisch gesünder. Allerdings auch nicht ungesünder.

  • Günstiger und komfortabler

    Ein Liter Leitungswasser kostet nur ein Bruchteil eines Liters Mineralwasser. In Deutschland kostet ein Liter Wasser aus dem Hahn durchschnittlich zwischen 0,2 und 0,4 Cent. Das heißt: Wenn wir eine Flasche Mineralwasser für einen Euro kaufen, kostet das in etwa so viel wie 100 Liter Leitungswasser.

    Außerdem ist Leitungswasser zu Hause rund um die Uhr in genau der Menge verfügbar, die wir brauchen. Es muss nicht im Supermarkt gekauft, nach Hause gebracht, in die Wohnung geschleppt und gelagert werden.

    Wer gerne kohlensäurehaltiges Wasser trinkt, kann es zu Hause auch ganz leicht mit einem Wassersprudler auffrischen. Selbst bei Verwendung eines CO2-Zylinders spart man immer noch eine Menge Geld gegenüber dem Mineralwasser aus der Flasche.

  • Ökologische Gründe

    Leitungswasser ist deutlich nachhaltiger als Flaschenwasser. Flaschen und Kisten werden oft über Hunderte von Kilometern transportiert und verursachen damit viel CO2. Besonders problematisch ist, wenn das Wasser in PET-Flaschen gekauft wird.

    In Deutschland wurden 2023 knapp 17 Milliarden PET-Flaschen verbraucht. Das sind mehr als 400.000 Tonnen Plastik. Das sind größtenteils Pfandflaschen, die recycelt werden. Dennoch gibt es auch bei PET-Flaschen nach wie vor sehr viele Einwegflaschen.

    Ein UN-Bericht von 2023 kritisiert zudem die Flaschenwasser-Industrie: Das wachsende Geschäft mit abgefülltem Trinkwasser sorgt dafür, dass der weltweite Zugang zu sauberem Wasser darunter leidet.

Kostenübernahme des Gesundheits-Check-ups

Durch eine regelmäßigen Kontrolle können z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Dürfen Schwangere und Babys Leitungswasser trinken?

Auf vielen Mineralwasserflaschen steht der Hinweis: „Zur Zubereitung von Babynahrung geeignet“.

Heißt das im Umkehrschluss, dass Leitungswasser dafür nicht geeignet ist? Nein.

Wenn das Wasser im Haus durch saubere und unbelastete Leitungen fließt, kann es problemlos verwendet werden. Expertinnen und Experten des Forschungsinstituts für Kinderernährung raten jedoch dazu, Wasser für Babys bis zu einem Alter von sechs Monaten abzukochen.

Wer zudem auf Nummer sicher gehen und herausfinden möchte, in welcher Qualität das Wasser zu Hause aus dem Hahn kommt: Verschiedene Dienstleister bieten an, Wasserproben von zu Hause in einem Labor zu testen.

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Veröffentlicht am 04.02.2025

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