Fast 10.000 Personen verfolgen, was "Lulu Metalroofer" auf ihrem Instagram-Account so teilt. Die Klempnerin und Spenglerin aus dem baden-württembergischen Wildberg, die mit richtigem Namen Luisa Buck heißt, macht dies nicht, weil sie einen ausgeprägten Selbstdarstellungsdrang hat. Vielmehr verfolgt sie eine Mission: "Starke Frauen stärken Frauen", lautet das Motto der jungen Handwerkerin, die dazu auch einen Podcast betreibt. Darin wirbt sie für eine neue Art von Zusammenhalt unter Frauen und ermutig sie, in einer von männlichen Idealen dominierten Gesellschaft selbstsicher ihren Weg zu gehen.
Gleichberechtigung ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Möchte man meinen. Doch weit gefehlt – auch im Jahr 2021 ist die Gleichstellung von Frauen und Männern nicht überall vollzogen. Insbesondere in von Männern dominierten Berufen haben es Frauen nach wie vor schwer. Die Handwerkerin Luisa Buck möchte Frauen ermutigen, ihren Weg zu gehen.
Als einzige Frau auf der Baustelle
Buck weiß, wie es sich anfühlt, die einzige Frau auf der Baustelle zu sein: "Ich hatte die ersten Jahre immer das Gefühl, voll dazu zu gehören. Erst als ich Vorarbeiterin war und die Rollen sich verschoben, wurde es teilweise unangenehm: Männliche Kollegen haben großzügig darüber hinweggehört, was ich ihnen gesagt habe und von Kunden wurde ich oft für die Azubine gehalten."
Fakt ist: Frauen sind im Handwerk immer noch deutlich unterrepräsentiert. Auch wenn sich hier in den vergangenen Jahren einiges zum Positiven verändert hat, liegt der Frauenanteil bei den Auszubildenden im Handwerk nur bei 20 Prozent. In Bucks Domäne, dem Spengler-Handwerk, sind Frauen mit knapp 2 Prozent nach wie vor äußerst selten anzutreffen.
Vorurteile gegenüber Frauen
Das Beispiel von Luisa Buck zeigt, dass Frauen auch in ungewöhnlichen und von Männern dominierten Berufen absolut richtig am Platz sind. Allerdings illustriert es auch, dass Frauen oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben: "In meinem Beruf gibt es manchmal Situationen, wo man sich aufgrund seines Geschlechts benachteiligt fühlt", sagt Buck. Auch wenn sie selbst nur sehr selten frauenfeindliche oder sexistische Sprüche erlebt hat, ist das mangelnde Vertrauen in die Kompetenz von Frauen im Handwerk nicht von der Hand zu weisen.
Es zeigt, dass das Geschlecht eine Rolle spielt, wo es eigentlich keine Rolle spielen sollte. Das moniert auch Luisa Buck: "In meiner Berufsschulklasse war ich die einzige Frau – da habe ich gemerkt, um als Frau richtig anerkannt zu werden, muss man was Außergewöhnliches leisten. Man muss sich ständig beweisen, als hätte man nur bei entsprechender Leistung eine Daseinsberechtigung."
Weibliche Netzwerke sind wichtig
Buck ist es daher auch ein Anliegen, dass Frauen untereinander Solidarität zeigen und – wie Männer das oft erfolgreich vormachen – gezielt netzwerken, um sich auszutauschen, aber auch um den Status quo zu verändern. Sie plädiert insgesamt für mehr Frauen-Netzwerke: "Die Vernetzung mit anderen Frauen ist wichtig: Sie sorgt für den nötigen Rückhalt."
Buck alias Lulu Metalroofer möchte vor allem jüngeren Frauen Mut machen, in von Männern dominierten Berufsfeldern Fuß zu fassen und sich nicht von ihrem Traumberuf abbringen zu lassen. Denn letztendlich profitiere dadurch der ganze Betrieb, wie ihr auch ihr Vater – der Spenglermeister Martin Buck – schon öfter bestätigt habe. Luisa Buck ist davon überzeugt, dass Betriebe von gemischten Teams profitieren. "Wenn eine Frau im Betrieb ist, verbessert sich oft das Betriebsklima", sagt Luisa Buck. Noch ein Grund mehr für mehr Frauen im Handwerk – und auch in der restlichen Arbeitswelt.