Mobbing in der Schule? Was du wissen solltest und wo Betroffene Hilfe finden

Für die einen ist es ein harmloser Spaß, für die Betroffenen ein Stich ins Herz: Wer in der Schule gemobbt wird, wird aus einer Gruppe ausgeschlossen, psychisch drangsaliert oder sogar körperlich angegriffen. Und das kann das ganze Leben beeinflussen – auch über die Schulzeit hinaus.

Intrige und Quälerei – diese Synonyme schlägt einem der Online-Duden vor, wenn man den Begriff Mobbing eingibt. Zutreffende Beschreibungen: Denn wer in der Schule gemobbt wird, muss über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder Hänseleien, Ausgrenzung oder sogar körperliche Angriffe über sich ergehen lassen. Leider ist Mobbing weit verbreitet: Laut einer im Jahr 2017 veröffentlichten PISA-Studie der OECD ist an deutschen Schulen jede sechste Schülerin und jeder sechste Schüler von Mobbing betroffen.

Betroffene können ihr Leben lang leiden

Mobbing führt dazu, dass die Betroffenen sich immer mehr zurückziehen und häufig aus Angst nicht mehr zur Schule wollen. Und es ist ganz egal, auf welche Art und Weise jemand gemobbt wird: Über längere Zeit schikaniert zu werden, kann schwere emotionale Schäden verursachen. Mobbing wirkt sich nicht nur negativ auf das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl aus; es erhöht sogar das Risiko, später an Depressionen zu erkranken.

Eine weitere Folge: Die psychischen Belastungen können das körperliche Wohlbefinden negativ beeinflussen. So haben die Betroffenen häufig unter anderem mit Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Magenbeschwerden oder Konzentrationsproblemen zu kämpfen.

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Welche Arten von Mobbing gibt es?

Bei Mobbing in der Schule handelt es sich meist um ein Gruppenphänomen. Das heißt, dass sich mehrere Personen gegen nur eine andere wenden. Es kann aber auch von Einzelpersonen ausgehen. Beim Mobbing geht es um wiederholte und systematische Angriffe gegen eine Person, die überwiegend seelisch schikaniert oder gequält wird.

  • Verbales Mobbing: Die offensichtlichste Form von Mobbing ist verbales Mobbing, also das systematische und wiederholte Beschimpfen oder Beleidigen einer Person. Was daran nicht zu unterschätzen ist: Psychische Verletzungen sind nicht sichtbar und Betroffene müssen den Weg zu einer Vertrauensperson finden.

  • Nonverbales Mobbing: Eine andere Form von Mobbing geschieht nonverbal. Dazu gehört zum Beispiel, dass die betroffene Person in der Schule bewusst aus sozialen Gruppen ausgeschlossen wird. Ein klassisches Beispiel für so einen Fall psychischer Gewalt hast du bestimmt schon mal in einem Film gesehen: Jemand steht mit seinem Tablett in der Schulcafeteria und niemand bietet ihm oder ihr einen Platz an. Stattdessen rutschen die anderen weg und werfen der Person abschätzige Blicke zu.

    In manchen Fällen fügen die Akteurinnen und Akteure den Betroffenen auch Verletzungen zu – sie schubsen oder schlagen und feuern sich dabei vielleicht sogar gegenseitig an. Das ist ebenso eine Art nonverbalen Mobbings in Verbindung mit körperlicher Gewalt.

  • Sexuelles Mobbing: Beim sexuellen Mobbing kann es sich sowohl um verbales als auch nonverbales Mobbing handeln. Betroffene müssen sexistische Äußerungen ertragen und werden berührt, obwohl sie sich dagegen wehren – ob erzwungener Kuss, der Griff unter den Rock, ans Gesäß oder Dekolleté. Auch das Aufdrängen pornografischer Inhalte gehört zum sexuellen Mobbing – all das kann Betroffene psychisch enorm belasten. Sexuelle Belästigung in Form körperlicher Berührungen ist außerdem strafbar.

  • Cyber-Mobbing: Mobbing findet jedoch nicht nur in der Schule, sondern auch im Netz statt. Dann spricht man von Cyber-Mobbing. Hierbei werden die Betroffenen in den sozialen Medien, via E-Mails oder Chats bedroht, beleidigt oder bloßgestellt. Der größte Unterschied zum "analogen" Mobbing: Die Beschränkung auf den realen Raum fällt komplett weg.

Dauer-Mobbing im Netz

"Im Vergleich zu Mobbingsituationen innerhalb der Schule haben Akteurinnen und Akteure online insbesondere rund um die Uhr die Gelegenheit, in das Privatleben der Betroffenen einzugreifen", erklärt Vanessa Mogler, Vorstandsmitglied der Organisation "Zeichen gegen Mobbing e.V.". Die Angriffe können laut der Expertin schnell weite Kreise ziehen, sodass sich immer mehr Internetnutzerinnen und -nutzer an den Mobbingattacken beteiligen. Mogler ergänzt: "Auch merken wir immer wieder, dass die Hemmschwelle zum Aktivwerden geringer als im persönlichen Kontakt ist."

Warum ausgerechnet ich?

Generell gilt: "Jede Person kann von Mobbing betroffen sein", betont Vanessa Mogler. "Mobbing findet unabhängig einzelner Merkmale wie Herkunft, Religion, Hautfarbe, Sexualität und so weiter statt." Auffälligkeiten führen laut der Expertin generell dazu, angreifbar zu werden – aber diese beruhen nicht zwingend auf Äußerlichkeiten. Als weitere Beispiele für Angriffsflächen nennt Vanessa Mogler die Scheidung der Eltern, die eigene Trennung in einer Beziehung, eine schlechte oder gute Note oder ein außergewöhnliches Verhalten.

"Das einzige Merkmal, dass statistisch zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führt, in die Rolle einer betroffenen Person zu fallen, ist Hochgewicht", so Vanessa Mogler. Soziologisch lasse sich dies insbesondere durch die Selbst- und Umgebungswahrnehmung von dickeren Menschen erklären. Dazu gehört unter anderem, dass diese Personen beispielsweise häufig weniger selbstbewusst auftreten.

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Unerwartete Gemeinsamkeit

Aber warum tun Kinder und Jugendliche so etwas ihren Mitschülerinnen und Mitschülern an? Wieso fügen sie sich sowohl psychische als auch physische Gewalt zu? "Wir hören immer wieder, dass der Spaß für die Akteurinnen und Akteure die scheinbar treibende Kraft hinter einer Mobbingsituation ist", erzählt Vanessa Mogler. Doch das stimme nur bedingt – denn die mobbenden Personen hätten in der Regel sogar eine Gemeinsamkeit mit den Betroffenen: wenig Selbstwertgefühl.

Indem sie andere schikanieren, fühlen sich die Akteurinnen und Akteure stärker und werden von ihrer Freundesgruppe mit höherem Ansehen belohnt. Dadurch, dass niemand einschreitet und oft sogar mitgemacht wird, sehen sie sich zudem in ihrem Handeln bestätigt.

Betroffene unterstützen

Auch wenn du selbst nicht betroffen bist: Es ist wichtig, ein Zeichen für ein gutes Miteinander zu setzen. Dass das schwerfällt, ist verständlich – schließlich möchte man nicht selbst zum Außenseiter werden. Aber: "Auch das Nichtstun ist eine Reaktion und wir müssen aufhören zu schweigen, mitzulachen und anzufeuern", betont Vanessa Mogler. Sie gibt folgende Ratschläge, wie man Betroffenen helfen kann:

  • Sage deutlich, was du denkst und dass du das Verhalten weder bei dir noch bei anderen duldest.

  • Zeige der betroffenen Person, dass du ihr helfen möchtest und für sie da bist.

  • Wenn man immer wieder das Gefühl vermittelt bekommt, dass man schlecht ist, fängt man irgendwann an, das zu glauben. Zeige der betroffenen Person, dass sie wertvoll ist.

  • Sprich mit anderen über deine Beobachtungen, damit sie dich unterstützen. Wenn niemand etwas sagt, ändert sich nichts.

  • Wenn Ihr Kind gemobbt wird, holen Sie es aus der Opferrolle, indem Sie ihm helfen, das eigene Selbstbewusstsein zu stärken: Beispielsweise durch eine aufrechte Körperhaltung, Erfolgserlebnisse oder indem es lernt, selbst Grenzen aufzuzeigen.

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Betroffene sollten die Schuld nicht bei sich selbst suchen

Falls du selbst gemobbt wirst, solltest du dich keinesfalls selbst dafür verantwortlich machen. Auch das ist nicht einfach. Denn ständige Kritik und Erniedrigungen greifen das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein an.

Vanessa Moglers Rat: "Wichtig ist, dass du einen Weg findest, mit dem du dich wohlfühlst. Du wirst erstaunt sein, welche neuen Eindrücke du dabei gewinnen kannst! Probiere neue Dinge aus oder engagiere dich gemeinnützig. Das kann dir einen anderen Blick auf deine persönlichen Stärken geben. Zudem kannst du auf diese Weise Leute mit ähnlichen Interessen kennenlernen. Dieser Weg ist mit Höhen und Tiefen verbunden. Aber du wirst Schritt für Schritt weiterkommen und merken, dass sich das lohnt!"

Folge #5: Hilfe in der Ausbildung – Was du bei Problemen tun kannst

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Wo finden Betroffene Hilfe?

Zunächst einmal solltest du mit deinem Problem nicht alleine bleiben. Suche dir eine Person, der du vertraust – ganz egal ob Eltern, Freunde oder Lehrerinnen und Lehrer. Es hilft, dir deinen Frust von der Seele zu reden und zu wissen: Da ist jemand, der dich unterstützt. Auch ein "Mobbingtagebuch" kann bei der Verarbeitung nützlich sein: Schreibe auf, was dir angetan wurde. Dieses kann dann als Erinnerungshilfe für Gespräche mit deiner Vertrauensperson dienen. Bei Cyber-Mobbing solltest du Screenshots von den Attacken gegen dich machen und deine Angreifer blockieren.

Zudem kannst du versuchen, dein Selbstvertrauen zu stärken. Das ist sicher leichter gesagt als getan – aber nicht unmöglich. Umgebe dich zum Beispiel so oft es geht mit Menschen, die dir guttun. Mit ihnen kannst du positive Erinnerungen sammeln, dich austauschen und dich vielleicht auch mal aus deren Sicht sehen. Diese Menschen mögen dich! Und das solltest du auch tun. Versuche dir deshalb immer wieder zu sagen: "Ich bin toll, wie ich bin. Ich bin einzigartig und kann stolz auf mich sein." Doch eine Sache solltest du auf jeden Fall vermeiden: Rache. Begib dich nicht auf das Niveau derer, die dich schikanieren. Es gibt andere Wege.

Professionelle Hilfsangebote

Suche dir professionelle Unterstützung. Es gibt unterschiedlichste Organisationen und Ansprechpartner, die immer ein offenes Ohr für dich haben:

  • Exclamo.org

    Eine App für Schülerinnen und Schüler, um psychische Probleme und physische Gewalt anonym anzusprechen. Den Service können Betroffene nicht nur bei Mobbing, sondern auch zum Beispiel bei Diskriminierung oder sexueller Belästigung nutzen.

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  • Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke)

    Beratung für Kinder und Jugendliche.

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  • Krisenchat.de

    Kostenlose Beratung rund um die Uhr für Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren.

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  • Beratungsprojekt "Juuuport"

    Jugendliche helfen sich gegenseitig, insbesondere in Sachen Cyber-Mobbing.

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  • Zeichen gegen Mobbing e.V.

    Nützliche Tipps und Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern.

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  • Nummer gegen Kummer

    Kinder- und Jugendtelefon: 116111, Elterntelefon: 0800 / 111 0 550.

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  • Antidiskriminierungsstelle des Bundes

    Die Bundesregierung betreibt ein Hilfsangebot gegen Diskriminierung. Betroffene finden viele Informationen und können Beratungsstellen vor Ort suchen.

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  • Respekt Coaches

    Mit präventiven Angeboten an bundesweit 189 Standorten schützt das Programm Jugendliche vor religiös motiviertem Extremismus.

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