Prämenstruelles Syndrom: Was hilft gegen PMS-Schmerzen?

Redaktion
IKK classic

Fühlen Sie sich in den Tagen vor Ihrer Periode schlapp, reizbar oder haben starke Schmerzen? Damit sind Sie nicht allein. Etwa ein Viertel aller Frauen leidet darunter: Das „prämenstruelle Syndrom“, kurz PMS, zeichnet sich durch eine Reihe psychischer und physischer Beschwerden vor dem Eintreten der Regelblutung aus. Was also tun?

„Sorry, aber ich muss den Termin leider verschieben, ich habe gerade PMS“ – eine Absage wegen den Tagen vor den Tagen ist auch heutzutage immer noch selten. Und das, obwohl rund 20 bis 30 Prozent der Frauen im reproduktiven Alter am „prämenstruellen Syndrom“, kurz PMS leiden. Tatsächlich haben sogar acht von zehn Frauen leichte oder einzelne Beschwerden, die in den Tagen zwischen Eisprung und Periode auftreten. Am häufigsten sind laut Statista Unterleibs- und Kopfschmerzen sowie Stimmungsschwankungen. Wir klären auf, warum die Zeit vor der Periode so mühsam sein kann, und wie Frauen damit umgehen können.

Was ist das prämenstruelle Syndrom (PMS)?

Dr. med. Mirjam Wagner spricht sogar von einer Volkskrankheit und appelliert an Frauen und Menstruierende, ihre Symptome ernst zu nehmen. Die erfahrene Gynäkologin, Gynfluencerin in den sozialen Medien, Buchautorin von „Mein PMS und ich“ und selbst von PMS Betroffene erklärt: „Jeder vierte Mensch mit Zyklus in Deutschland leidet an PMS, wobei sogar drei Viertel aller Menstruierenden angeben, regelmäßig Zyklusbeschwerden zu haben.“

Aber was ist das prämenstruelle Syndrom konkret? Genau diese Definition ist schwierig. Allgemein formuliert lässt es sich folgendermaßen beschreiben: Das PMS gibt es in verschiedenen Schweregraden und es kann eine Problematik der Psyche und der Hormone sein. Am häufigsten sind Menschen ab Ende zwanzig betroffen. Dabei sind die Follikelphase und die Ovulation PMS-frei. Die PMS-Beschwerden verschlimmern sich, je näher die Periode rückt, und sie verschwinden dann in den ersten Tagen der Blutung.

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Was sind die Ursachen für das prämenstruelle Syndrom?

Woher PMS genau kommt, ist wie bei vielen Frauenkrankheiten leider nicht bekannt. „Eine Zeit lang ging man davon aus, dass eine wegen eines Progesteronmangels fortbestehende Östrogendominanz in der zweiten Zyklushälfte Ursache aller PMS-Beschwerden ist“, so Dr. Wagner. Diese Theorie sei mittlerweile widerlegt.

Es wird aber angenommen, dass eine erhöhte Sensibilität gegenüber den natürlichen Veränderungen der Sexualhormone in der zweiten Zyklushälfte eine Rolle spielt. „Menschen mit PMS reagieren auf den Abfall des Östrogens und gleichzeitigem Anstieg des Progesterons in der Lutealphase erwiesenermaßen empfindlicher als Menschen ohne PMS,“ so Dr. Wagner.
 

PMS Symptome: Checkliste

Das Krankheitsbild ist sehr diffus und äußert sich von Frau zu Frau unterschiedlich. „Mit über 150 beschriebenen Symptomen zeigt sich ein bunter Strauß aus Beschwerden,“ so Dr. Wagner. Diese werden als belastend empfunden. Um die Diagnose PMS stellen zu können, sollten mehrere der folgenden Symptome auftreten:

  • Depressive Verstimmtheit

  • Spannungsgefühl in den Brüsten und Wassereinlagerungen

  • Unterleibs- und Rückenschmerzen

  • Gereiztheit und Wut

  • Kopfschmerzen/Migräne

  • Verstopfung oder Durchfall

  • Gedankenkreisen, Selbstzweifel und damit verbundene Schlaflosigkeit

  • Hautunreinheiten oder Akne

Wenn Sie regelmäßig unter PMS-Beschwerden leiden, sollten Sie eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt aufsuchen, auch um andere Ursachen wie z.B. die Erkrankung der Schilddrüse oder Endometriose auszuschließen. Dokumentieren Sie Ihre Beschwerden am besten in einem Zyklustagebuch, um die Beobachtungen besprechen zu können.

Was ist der Unterschied von PMDS und PMS?

Angstzustände, Selbstzweifel, innere Unruhe, Aggressivität, Depressionen bis hin zu Suizidgedanken: das prämenstruelle dysphorische Syndrom, kurz PMDS, gilt als schwerste Form des prämenstruellen Syndroms. Drei bis acht Prozent aller Frauen leiden schätzungsweise daran. Das sind in Deutschland allein ca. 450.000 bis 1.200.000 Betroffene.

„Hier stehen die psychischen Beschwerden im Vordergrund und sorgen für einen hohen Leidensdruck,“ so Dr. Wagner. Der Übergang zwischen PMS und PMDS kann fließend sein und die Therapieansätze richten sich nach den jeweiligen Symptomen. Die Expertin bertont: „Wenn Sie glauben, PMDS zu haben, brauchen Sie meiner Meinung nach unbedingt und zeitnah professionelle ärztliche Unterstützung.“

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Was hilft gegen PMS-Schmerzen? Effektive Maßnahmen zur Schmerzlinderung

In ihrem Buch „Mein PMS und ich“ listet Dr. Mirjam Wagner ein vollumfängliches Notfallset als Tabelle für die häufigsten Zyklusbeschwerden und die dazugehörigen Therapiemöglichkeiten und Selbsthilfemethoden auf. Ein Präparat oder eine Übung, die pauschal allen Frauen Linderung schenkt, gibt es nicht. Aber laut der Expertin hilft – neben schmerzlindernden Mitteln wie Ibuprofen – folgendes:

  • Entspannungsübungen oder auch achtsame Sportarten wie Yoga, Tai-Chi oder Qigong

  • Die Einnahme von Mönchspfeffer, Magnesium und Calcium sowie eine zusätzliche Vitaminzufuhr – speziell von Vitamin D, C und B6 – kann einen positiven Effekt haben. Sprechen Sie dazu vorab mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und lassen Sie ggf. auch Ihre Blutwerte checken.

Welche Medikamente und Therapien helfen bei PMS oder PMDS?

Wer stark von PMS oder PMDS betroffen ist, kann auch über die Einnahme von Medikamenten und eine Therapie nachdenken. In jedem Fall sollte dazu immer eine Fachperson aufgesucht werden.

  • Besprechen Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen, ob speziell hormonelle Verhütungsmittel positiv unterstützend wirken können, wie etwa die Pille, da sie den Eisprung verhindert und damit natürliche Zyklusschwankungen unterdrückt.

  • Bei starken depressiven Verstimmungen kann eine Psychotherapie ggf. mit medikamentöser Begleitung, wie Antidepressiva, ratsam sein. Bei PMS oder PMDS ist, so Dr. Wagner, gerade die Kombination von beidem erfolgversprechend. 

Welchen Einfluss hat Stress, Ernährung oder Sport auf PMS?

Die kurze Antwort: Faktoren wir Stress, Ernährung oder Sport können einen spürbaren Einfluss auf die Symptome von PMS haben. „Ein gesunder Lebensstil mit Nahrungsmitteln, die uns wirklich nähren, mit ausreichend Bewegung, die unseren Körper aktiviert, und mit genug Schlaf und Erholung, damit sich unsere Batterien wieder aufladen können, bringen uns in unsere volle Kraft,“ so Dr. Wagner. „In Zukunft wird uns die Forschung vermutlich mehr Erkenntnisse zum Mikrobiom, also Ihrer Darmflora, liefern – und damit auch zum Serotonin und seinem Einfluss auf Ihre Stimmung und das PMS.“

Tipps zum Umgang mit PMS

  • Tracken Sie Ihren Zyklus: Welche Beschwerden treten bei Ihnen vor der Periode auf und wann genau? Wo befinden sich die Schmerzen? Rücken, Bauch, Gelenke, Kopf, Beine …? Gab es Auslöser, wie Stress, fettiges Essen, wenig Schlaf usw. Wie fühlen Sie sich an den Tagen vor den Tagen? Es lohnt sich, die Fakten festzuhalten, sei es im Kalender oder in einer App. „Das hilft Ihnen dabei, Ihre Empfindungen, Beschwerden und Kräfte realistisch einzuordnen und daraus zu lernen“, sagt Dr. Wagner. Mit so einem Protokoll können Sie sich gegebenenfalls gut vorbereiten oder bei einer Ärztin oder einem Arzt Hilfe holen.

  • Informieren Sie Ihr Umfeld darüber, dass Sie sich in einer sensiblen Phase befinden: Etwa mit der Aussage „das Aufräumen strengt mich an, meine Periode rückt näher“. Obwohl so viele Frauen davon betroffen sind, ist das Stigma rund um PMS und das vorurteilbehaftete Label „zickig“ noch nicht vom Tisch. Je mehr Frauen offen darüber reden, desto gegenwärtiger wird das Verständnis für den weiblichen Zyklus und seiner unterschiedlichen Phasen in der Gesellschaft.

  • Versuchen Sie, Ihren Stress zu reduzieren und schaffen Sie sich einen Ausgleich, z.B. mit Yoga, Meditation, Sport und vergessen Sie nicht, genug zu schlafen. Das kann im Umgang mit Wut, Gedankenkreisen, Selbstzweifeln helfen.

  • Die Ernährung ist ein wichtiger Hebel: vermeiden Sie Alkohol und Zigaretten, zu viele Süßigkeiten und Koffein. Stattdessen können Sie auf Produkte mit viel Eiweiß, reichlich Omega-3-Fettsäuren und generell viel Gemüse setzen.

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Fazit

Bei PMS handelt es sich in den meisten Fällen um eine erhöhte Empfindlichkeit in Bezug auf die normalen Veränderungen der Konzentration der Sexualhormone in der Lutealphase. Demnach ist laut Dr. Wagner „ein sensibler Körper die Grundvoraussetzung, doch unsere Psyche spielt ebenfalls eine Rolle und auch unsere soziale Prägung hat Einfluss auf die Entstehung von PMS“. Die vielen Therapiemöglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind so individuell wie die Frauen und Menstruierende selbst. Da es so viele Menschen mit Gebärmutter betrifft, war eine schambesetzte Reaktion noch nie zeitgemäß und wir alle können einen kommunikativen Beitrag leisten, damit die gesellschaftliche Akzeptanz im Alltag steigt.

Buch-Tipp

Dr. med. Mirjam Wagner erklärt in ihrem Buch „Mein PMS und ich“ (2023) den Menstruationszyklus, die Rolle der Hormone und welchen großen Einfluss der eigene Lebensstil auf das Zykluserleben hat. Zudem stellt sie eine Vielzahl von Therapien vor, die Medizin und Natur zu bieten haben, darunter auch alternative Methoden wie Yoga, Meditation, TCM und Ayurveda.

Noch mehr Aufklärung mit Dr. Wagner finden Sie auf Social Media als @doktorin_vagina und ihrem Podcast „PMS talks – über den Mut, die Wut und die Liebe zum Bluten“.

 

Buchcover des Buches "Mein PMS und ich"
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Veröffentlicht am 11.12.2024

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