Tierhaarallergie: Wenn das Haustier zum Problem wird

Redaktion
IKK classic

Die Nase trieft, die Augen brennen und jucken: Allergien können lästige Symptome im menschlichen Körper auslösen. Bei einer Tierhaarallergie kommen meist starke Emotionen ins Spiel – und die Frage: Muss das geliebte Haustier weg?

Tierhaarallergien sind für Betroffene häufig ein Schock

Es ist der Albtraum für Menschen, die ein Haustier besitzen: Sie entwickeln eine Allergie auf das Tier, können sich oft nicht einmal mehr im selben Raum wie der Hund oder die Katze aufhalten, ohne dass Beschwerden auftreten.

Für Medizinerinnen und Mediziner ist die Sachlage in solchen Fällen klar. Sie raten zur Allergenvermeidung. Also davon, jeglichen Kontakt mit den Allergenen, die das Tier absondert, zu meiden. „In der Theorie ist das die beste Idee“, sagt Prof. Dr. med. Dennis Nowak von der LMU München. „In der Praxis ist das oft jedoch nicht realistisch.“

Betroffene haben oftmals eine so starke Bindung zu ihrem Tier, dass es keine Option ist, es abzugeben. „Es ist in vielen Fällen sogar vergleichbar mit einem Kind, das man ja auch nicht einfach zur Adoption freigeben würde“, sagt Prof. Dr. Nowak.

Besonders knifflig wird es insbesondere, wenn die Bindung zum Tier über den emotionalen Aspekt hinausgeht. Beispielsweise, wenn Betroffene einen Blindenhund brauchen, oder einen Beruf haben, in dem sie mit Tieren in Kontakt kommen, beispielsweise in der Landwirtschaft oder der Tierpflege.

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Welche Symptome treten bei einer Tierhaarallergie auf?

Die Symptome treten meist bei Kontakt mit einem Tier auf. Bei starken Allergien kann auch die reine Anwesenheit des Tieres genügen, um Beschwerden hervorzurufen. Die Symptome bei einer Tierhaarallergie sind klassischerweise sehr ähnlich wie bei Pollen- oder Hausstaubmilbenallergien:

  • Gerötete Augen

  • Triefende Nase

  • Kribbeln und Jucken von Augen, Nase und Haut

  • Kratzen im Hals

  • Ausschlag oder Rötungen

Was löst eine Tierhaarallergie aus?

Im Volksmund hat sich der Begriff Tierhaarallergie etabliert. Dieser führt jedoch in die Irre. Denn bei Betroffenen lösen nicht die Haare des Tieres eine allergische Reaktion aus. „Die Haare sind nicht das Problem“, betont der Experte. Auslöser sind Proteine, die das Tier absondert – über Speichel, Urin, Schweiß oder die Talgdrüsen. „Die Allergene haften dann beispielsweise an den Hautschuppen oder Tierhaaren.“

Wenn Betroffene mit diesen Allergenen in Berührung kommen, wird eine entsprechende allergische Reaktion ausgelöst. Das passiert nicht nur beim Streicheln oder Kuscheln mit dem Tier. Die Allergene verbreiten sich auch über die Luft. „Katzenallergene haben beispielsweise faszinierend gute Schwebeigenschaften und halten sich über Stunden in der Luft“, erklärt Prof. Dr. Nowak. So gelangen die Allergene auch an vermeintlich katzenfreie Zonen.

Deshalb kommt es bei Betroffenen manchmal auch in Büroräumen, Klassenzimmern, Hausfluren oder sogar Verkehrsmitteln zu allergischen Reaktionen. Ganz zum Ärger von Allergikerinnen und Allergikern rufen Katzen-Allergene üblicherweise die stärksten Symptome hervor.

Weshalb reagieren wir unterschiedlich auf Tiere?

Die gute Nachricht ist: Wer beispielsweise allergisch auf Katzen reagiert, muss nicht automatisch auch gegen Hunde, Pferde oder Nagetiere allergisch sein. Die Allergene sind von Tier zu Tier unterschiedlich – und sogar von Rasse zu Rasse. Das heißt, dass Betroffene beispielsweise auf manche Katzenarten stärker reagieren als auf andere. Das hängt ganz davon ab, wie viel Allergene das Tier produziert und absondert.

Zwar gibt es durchaus Rassen, die für Allergikerinnen und Allergiker aufgrund der geringeren Menge von Allergenen, die sie ausstoßen, besser geeignet sind als andere. Der Mythos von hypoallergenen Hunden und Katzen hält sich dagegen zwar wacker, ist jedoch falsch. „Es gibt schlichtweg kein Tier, das Fell oder Federn hat, das keine Allergene absondert“, betont Prof. Dr. Nowak. Dabei spielt auch keine Rolle, ob das Tier lange oder kurze Haare, viel oder wenig Fell hat. „Die Tiere sondern die Allergene unabhängig davon ab.“

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Können Tierhaarallergien auch plötzlich auftreten?

Am stärksten verbreitet sind Allergien gegen Katzen und Hunde. Jedoch können auch Nager wie Meerschweinchen, Kaninchen oder Hamster genau wie Pferde und Vögel Allergien auslösen.

Zwar rät der Experte Menschen, die bereits unter anderen Allergien wie Heuschnupfen oder Hausstaubmilben leiden, davon ab, sich ein Haustier anzuschaffen. „Wer es jedoch dennoch unbedingt möchte, dem hilft nur der Praxistest.“ Das heißt: rausfinden, auf welche Tiere man besonders stark reagiert, bevor man sich eines anschafft.

Das funktioniert nicht immer, denn: Auch bei Menschen, die jahrelang problemlos ein Haustier gehalten haben, können sich plötzlich Allergien entwickeln. „Eine verlässliche Vorhersage ist leider nicht möglich“, sagt Prof. Dr. Nowak. Es sei allerdings typisch, dass auf eine Allergie die nächste folge. Er sagt: Wer schon als Kind unter Allergien oder Neurodermitis litt, für den ist es in vielen Fällen keine gute Idee, sich ein Haustier anzuschaffen. Das gleiche gelte bei Kindern, die anfällig für allergische Reaktionen sind, und sich ein Haustier wünschen.

Tipps für Tierhaarallergiker

Wenn sich die allergischen Symptome in einem erträglichen Maß bewegen und keine Gefahr besteht, dass sich ein allergisches Asthma entwickelt, können Betroffene weiterhin gut mit ihrem Haustier leben. Die Symptome können durch ein paar Tipps im Alltag abgemildert werden:

  • Das Schlafzimmer konsequent als tierfreie Zone gestalten.

  • Keine getragene Kleidung im Schlafzimmer aufbewahren. Vor dem Betreten umziehen.

  • Bettwäsche in kurzen Abständen wechseln.

  • Tägliches Wischen der Böden und Möbel.

  • Bezüge für Polstermöbel regelmäßig reinigen.

  • Tiere von Polstermöbeln (zum Beispiel Sofa) fernhalten.

  • Keine Teppiche, Teppichböden oder Vorhänge in der Wohnung.

  • Staubfänger wie Plüschtiere oder Trockenblumen entfernen

  • Nach Tierkontakt Hände waschen und Kleidung wechseln.

  • Tier regelmäßig waschen – am besten außerhalb der Wohnung.

  • Auf Alkohol und Zigaretten verzichten: Alkoholische Getränke enthalten den Botenstoff Histamin, der die allergischen Reaktionen im Körper auslöst. Dadurch kommt es zu stärkeren Reaktionen. Zudem blockiert Alkohol die Wirkung von antiallergischen Medikamenten. Rauchen reizt die Atemwege zusätzlich und erhöht das Risiko auf eine Asthma-Erkrankung.

Wie wird eine Tierhaarallergie diagnostiziert?

Häufig merken Betroffene selbst, dass sie unter einer Tierhaarallergie leiden. Sie haben Beschwerden wie eine verstopfte Nase oder juckende Augen, wenn sie Kontakt mit dem Tier haben. Die Diagnose stellt dann eine Allergologin oder ein Allergologe.

In der Praxis wird meist ein sogenannter Pricktest durchgeführt. Dabei werden Allergene verdünnt auf den Unterarm gegeben, um zu sehen, ob allergische Reaktionen auftreten. Das dauert etwa 20 Minuten. Anschließend führt die Ärztin oder der Arzt auf Wunsch einen Bluttest durch, bei dem die Antikörper untersucht werden, die der Körper gegen Allergene bildet.

Darüber hinaus gibt es noch die sogenannten Provokationstests. Dabei wird eine geringe Konzentration der Allergene auf die Haut, Nasenschleimhaut oder das Auge aufgetragen. Damit zeigt sich schnell, welche körperliche Reaktion ausgelöst wird.

Behandlung

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Wie sieht die Behandlung bei einer Tierhaarallergie aus?

Die beste Behandlungsmethode bei Allergien ist generell, den Kontakt mit Allergenen zu vermeiden. Der zweite Schritt sind antiallergische Medikamente, meist in Form von Tabletten oder Nasensprays. Für Betroffene mit starken Beschwerden kommt zudem eine spezifische Immuntherapie (auch Hyposensibilisierung genannt) in Frage. „Das sollte jedoch nur in Einzelfällen in Betracht gezogen werden“, warnt Prof. Dr. Dennis Nowak.

Denn anders als zum Beispiel bei Hausstaub- oder Pollenallergien ist eine Immuntherapie bei tierischen Allergien umstritten. Die Hyposensibilisierung bei Tierhaarallergien kann starke Nebenwirkungen haben. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie Besserung verspricht, nicht so hoch wie bei anderen Allergien. „Die Datenlage ist da leider sehr dünn“, sagt Prof. Dr. Nowak. „Auch wenn der Wunsch bei Betroffenen insbesondere bei der Behandlung von Tierhaarallergien sehr stark ausgeprägt ist, sollten hier immer Nutzen und Risiken sehr stark abgewogen wurden.“

Für ihn komme eine Immuntherapie nur dann in Frage, wenn es wirklich nicht mehr anders gehe. Beispielsweise, wenn Betroffene beruflich Kontakt zu Tieren haben oder auf einen Blindenhund angewiesen sind.

Noch ganz neu in der Entwicklung ist ein Impfstoff speziell gegen Katzenallergene. Ein Forscherteam der Universität Bern und Zürich arbeitet an diesem speziellen Impfstoff. Jedoch wird der nicht etwa dem Menschen, sondern der Katze gespritzt. Erste Testphasen hat der Wirkstoff bereits durchlaufen. Zugelassen ist der Impfstoff jedoch bisher nicht. Auch die Forschung für einen ähnlich Hunde-Impfstoff läuft bereits.

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Veröffentlicht am 30.01.2024

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