Ein Tisch mit Mikrofon, Laptop und Kaffeetasse

Folge #20: Wunschlos glücklich ohne Kinder?!

Erwachsen werden? Lass machen.
Der Coming of Age-Podcast der IKK classic. Zu allen Folgen

Kinder kriegen oder nicht? Kaum eine andere Wahl beeinflusst unser Leben so wie diese und beide Lebensmodelle haben Respekt verdient. Vivi und Marco sprechen darüber, wieso man sich vielleicht für ein Leben ohne Kinder entscheidet und warum auch das glücklich machen kann. Unterstützt werden sie von Sina Scheithauer, die sich für mehr Akzeptanz von kinderfreien Frauen einsetzt.

In einer Welt, in der die Entscheidung für oder gegen Kinder oft als selbstverständlicher Teil des Erwachsenwerdens angesehen wird, gibt es eine wachsende Gruppe von Menschen, vor allem Frauen, die sich bewusst gegen das Kinderkriegen entscheidet. In der Gesellschaft trifft diese Entscheidung jedoch noch immer auf viel Unverständnis. Dabei geht es nicht darum, Mutterschaft oder Vaterschaft abzuwerten, sondern vielmehr darum, die Vielfalt der Lebensentwürfe zu erkennen und zu respektieren.

Kinderwunsch in Deutschland in Zahlen

In der Folge spricht Marco schon über eine Studie der Dualen Hochschule Gera. Sie hat herausgefunden, dass sich heute jede fünfte Frau bewusst gegen Kinder entscheidet. Wir haben uns noch zu weiteren Fragen schlau gemacht: Wollen allgemein immer weniger Menschen Kinder? Welche Gründe gibt es dafür und werden kinderlose Frauen von der Gesellschaft diskriminiert? Wir haben dazu ein paar Statistiken zusammengetragen:

  • Von 830.019 im Jahr 1991, sank die Zahl der im Jahr geborenen Kinder in Deutschland auf 692.989. (Quelle: Statista)

  • 2019 legten noch 41,27 Millionen Deutsche großen Wert darauf, Kinder zu haben. 2023 waren es noch 39,96 Millionen. (Quelle: IfD Allensbach)

  • In einer Umfrage unter Nutzern der Dating-Plattform „Parship“ gaben 59 % der Männer an, zukünftig Kinder zu wollen. Bei den Frauen waren es nur 51 %. 28 % der Frauen waren sich sicher, keine Kinder zu wollen. Bei den Männern waren es dagegen nur 11 %.

  • 43 % der kinderlosen Frauen haben das Gefühl, als egoistisch bewertet zu werden. 32 % fühlen sich sogar von der Gesellschaft abgewertet. (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

  • 82 % der kinderfreien Frauen gaben „Mehr Freizeit“ als Grund für den Verzicht auf Kinder an. 80 % nannten „Größere Möglichkeit zur Selbstverwirklichung“. 52 % haben Angst vor Überforderung. (Quelle: Duale Hochschule Gera)

  • Eine Studie unter schwangeren und stillenden Arbeitnehmerinnen ergab, dass sich bei 69 % durch die Schwangerschaft die berufliche Weiterentwicklung verzögert hat oder ganz blockiert wurde. (Quelle: DGB)

Eine Sprachnachricht von Sina Scheithauer

Sina Scheithauer hat eine Vision: ein ganz und gar selbstbestimmtes und kompromissloses Leben für Frauen – auch ohne Kinder! Bis vor ein paar Jahren war die Coachin und Podcasterin sich selbst  nicht sicher, ob sie Nachwuchs möchte oder nicht. Heute ist sie sich sicher: Ihre Entscheidung für ein kinderfreies Leben war die richtige für sie. Mit dem „Childfree Coffee Club“ hat sie nicht nur einen Podcast zu dem Thema ins Leben gerufen. Es ist auch ein digitales Netzwerk für Frauen, die gleich gesinnte Freundinnen suchen. Zudem bietet sie Coaching-Angebote für alle, die sich in der Kinderfrage noch unschlüssig sind. In dieser Folge „Erwachsen werden? Lass machen.“ erzählt Sina, wie sie zu ihrer Entscheidung gekommen ist und redet darüber, wie die Welt immer noch auf Menschen, und vor allem Frauen blickt, die keine Mütter sein wollen.

Portrait von Sina Scheithauer
Credit: privat

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„Kinderlos“ oder „kinderfrei“?

Die Begriffe „kinderlos” und „kinderfrei” drücken beide den Zustand aus, keine Kinder zu haben, jedoch unterscheiden sie sich deutlich in Einstellung und Perspektive:

  • Kinderlos: Dieser Begriff wird oft verwendet, um Personen zu beschreiben, die keine Kinder haben, dies jedoch nicht unbedingt aus einer bewussten Entscheidung heraus. Der Ausdruck kann eine gewisse Sehnsucht oder den Wunsch nach Kindern implizieren, die aus verschiedenen Gründen – sei es durch biologische, gesundheitliche, soziale oder persönliche Umstände – nicht erfüllt wurden. „Kinderlos” kann also eine unfreiwillige Situation bedeuten und wird manchmal mit einem Gefühl des Mangels oder des Verlustes assoziiert.

  • Kinderfrei: Im Gegensatz dazu bezeichnet „kinderfrei” eine bewusste Entscheidung gegen Kinder. Menschen, die sich selbst als kinderfrei bezeichnen, sehen diese Wahl oft als Befreiung und als Möglichkeit, ihr Leben anders zu gestalten, als es die gesellschaftlichen Normen vorsehen. Der Begriff betont die Freiheit und die positiven Aspekte dieser Lebensentscheidung. Personen, die sich als kinderfrei identifizieren, empfinden ihren Zustand in der Regel nicht als Mangel, sondern als Bereicherung. Daher wird der Begriff „kinderfrei“ von Menschen, die sich bewusst für ein Leben ohne Kinder entschieden haben, oft bevorzugt.

Alle Folgen von „Erwachsen werden? Lass machen.“

Dich beschäftigen weitere Themen beim Erwachsenwerden? Dann haben wir noch mehr für dich: Hör einfach mal rein – hier findest du alle Podcast-Folgen in der Übersicht.

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Was bedeutet „Regretting Motherhood”?

„Regretting Motherhood” bezeichnet das Phänomen, bei dem Mütter fühlen und offen darüber sprechen, dass sie es bereuen, Kinder bekommen zu haben. Dieses Thema wurde durch die soziologische Forschung von Orna Donath bekannt, die in ihrem Buch „Regretting Motherhood: A Study” (2015) das Tabu um dieses Gefühl aufbrach. Es geht dabei nicht darum, dass diese Mütter ihre Kinder nicht lieben, sondern dass sie die Rolle der Mutterschaft und die damit verbundenen Verluste an persönlicher Freiheit, Karrierechancen und Identität bereuen.

In einer Gesellschaft, die von Müttern noch immer erwartet, dass sie ihre Rolle ohne Widerspruch und mit ständiger Freude ausüben, bietet das Konzept „Regretting Motherhood” einen wichtigen Diskussionsraum. Es erlaubt Frauen, ihre tiefsten Gefühle ohne Angst vor Verurteilung zu äußern und fordert uns alle auf, über die persönlichen und gesellschaftlichen Erwartungen an Mütter und die Realität des Mutterseins nachzudenken.

Gerade für diejenigen, die überlegen, ob sie Kinder haben möchten, bietet das Thema eine wichtige Perspektive. Es zeigt, dass Mutterschaft eine komplexe und persönliche Entscheidung ist und dass es in Ordnung ist, gemischte Gefühle oder Zweifel zu haben.

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