Freiwilliges Handwerksjahr (FHJ): Finde deine passende Ausbildung!

Redaktion
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Du hast dich für eine Ausbildung entschieden, schwankst aber zwischen mehreren Berufen? Oder hast du dich gegen ein Studium entschieden, weißt aber nicht, was du alternativ machen möchtest? Dann ist das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) genau das Richtige für dich. Wir klären dich über Voraussetzungen, Bewerbung, Bezahlung und vieles mehr auf.

Gehörst du auch zu den vielen jungen Menschen, die nach der Schule noch nicht wissen, welcher Beruf zu ihnen passt? Genau das soll sich ändern: Mit einem Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ) ermöglicht die Handwerkskammer (HWK) Lübeck seit Juli 2024, innerhalb eines Jahres bezahlt vier unterschiedliche Berufe auszuprobieren.

Noch ist das Pilotprojekt nicht deutschlandweit, sondern nur im südlichen Schleswig-Holstein verfügbar. Aber das Programm läuft so gut an, dass es Hoffnung auf Nachahmer in ganz Deutschland gibt. Wir haben alle wichtigen Infos für dich zusammengetragen, inklusive Voraussetzungen, Berufe, Bewerbungsprozess, Aufwandsentschädigung – und Alternativen für Selbstorganisierte aus anderen Bundesländern.

Was ist das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ)?

Das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) ist ein Pilotprojekt der Handwerkskammer (HWK) Lübeck, das seit Juli 2024 mit viel Herzblut umgesetzt wird, und das deutschlandweit Befürworter hat, die sich für eine bundesweite Einführung einsetzen. Dieses Programm ermöglicht es Jugendlichen, bezahlt vier dreimonatige Praktika in verschiedenen handwerklichen Berufen innerhalb eines Jahres zu absolvieren und so unterschiedliche Ausbildungsberufe kennenzulernen.

Die Praktikantinnen und Praktikanten können so herausfinden, wo ihre beruflichen Talente und Stärken liegen und konkret in vier unterschiedliche Betriebe ihrer Wahl reinschnuppern.

„Wenn sich Jugendliche ausprobieren dürfen, sind sie mutiger,“ sagt Nadine Grün, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung der HWK Lübeck, die das Pilotprojekt initiiert hat. Zum Beispiel gibt es derzeit im Holzhandwerk einen kleinen Boom. „Mit dem FHJ trauen sich die Teilnehmenden, auch in Nischenberufe reinzuschnuppern. Wir hatten auch Anfragen für Segelmacher, Bootsbauer oder Orthopädietechnik-Mechaniker.“ Sie fügt hinzu: „Generell geht es aber darum, sich dieser großen Unsicherheit entgegenzustellen: Was passt überhaupt zu mir? Was kann ich? Was macht mir Spaß? Das FHJ gibt hier eine Hilfestellung, einen Rahmen, und lässt die Jugendlichen und Betriebe nicht allein. Deshalb kommt das Programm bei allen wahnsinnig gut an. Auch bei den Eltern, die sich für ihre Kinder informieren.“

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Welche Handwerksberufe und Betriebe kommen beim FHJ in Frage?

Bin ich eher Dachdeckerin oder passt die Ausbildung zur Goldschmiedin zu mir? Oder ist eine super Tischlerin an mir verloren gegangen und ich wusste bisher nichts von meinem Glück? Zweifel an dem passenden Handwerksberuf sollen im Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ) aus der Welt geschafft werden.

Mehr als 130 Berufe vom Friseur über Bäcker, Elektroniker bis hin zum Mechaniker stehen zur Auswahl. Mehr übergreifende Infos zu Handwerksberufen im Allgemeinen findest du unter Handwerk.de (Ausbildungsberufe).

Wenn sich Jugendliche ausprobieren dürfen, sind sie mutiger

Nadine Grün, HWK Lübeck

Bezahlung und Urlaub im FHJ

Natürlich hast du auch einen Anspruch auf Urlaub. Dieser entspricht den Regelungen in deinen jeweiligen FHJ-Betrieben, mindestens jedoch die gesetzlich vorgeschriebenen 20 Tage im Jahr, also bei drei Monaten im Betrieb mindestens 5 Tage Urlaubsanspruch. Zudem gibt es eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 450 Euro brutto monatlich.

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Wie kann ich mich bewerben?

Bewerben können sich Absolventinnen und Absolventen aller Schulformen – ob ESA, MSA oder Fachhochschulreife. Auch Abiturientinnen und Abiturienten, die sich noch nicht sicher sind, ob ein Studium oder eine Ausbildung für sie das Richtige ist, wird das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) ausdrücklich empfohlen. Beachte: Wenn du minderjährig bist, müssen zunächst deine Eltern zustimmen.

Eine umfangreiche Website der HWK Lübeck mit FAQs und ein Anmelde-Tool helfen dir durch den Prozess. Nach erfolgreicher Bewerbung kann zum flexiblen Zeitpunkt die 12-monatige berufliche Orientierung starten. Nach dem Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ) – oder auch auf Wunsch schon währenddessen – besteht die Möglichkeit der Übernahme als Auszubildende oder Auszubildender im Betrieb, wobei eine Verkürzung der Ausbildungsdauer denkbar ist.

Voraussetzungen für die Teilnahme am Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ)

  • Einzige Voraussetzung ist, dass du einen Schulabschluss einer allgemeinbildenden Schule besitzt und Lust auf ein abwechslungsreiches Jahr hast. Das gilt also für ESA, MSA, Abitur oder an-/abgebrochenes Studium.

  • Vorerst gilt das Pilot-Programm nur im südlichen Schleswig-Holstein, findet aber jetzt schon deutschlandweit Anklang.

  • Volljährigkeit oder die Zustimmung deiner Eltern (rechtlich gesehen: Beachtung der Jugendarbeitsschutzgesetze im Betrieb)

  • Du solltest motiviert sein! Und Lust darauf haben, dich auf neue Strukturen in unterschiedlichen Branchen und Betrieben einzustellen. Das erfordert auch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit.

  • Die von dir ausgewählten Betriebe sollten gut erreichbar sein, insbesondere, wenn du auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein solltest.

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Zahlen & Fakten zum Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ)

113.000 Fachkräfte fehlen im Handwerk

Laut einer Studie des IW Köln blieb jede zweite offene Stelle im deutschen Handwerk unbesetzt, mit insgesamt 113.000 nicht besetzten Stellen zwischen Juli 2023 und Juni 2024. Stark betroffen sind beispielsweise Bauelektrik, Kfz-Technik und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Für diesen breitflächigen Fachkräfte- und Nachwuchsmangel braucht es kreative Konzepte wie das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) in Schleswig-Holstein.

70 Prozent finden Ausbildungsplatz übers Praktikum

Eine Zahl, die laut Grün den Grundstein fürs FHJ gelegt hat: „Etwa 70% aller Auszubildenden finden ihren Ausbildungsplatz über ihr Praktikum. Das zeigt: Jugendliche brauchen diese praktische Erfahrung, um eine fundierte Entscheidung über ihre Zukunft zu treffen.“

1 Jahr, 3-monatige Praktika, 4 Ausbildungsberufe

Seit 1. Juli 2024 können sich Jugendliche für das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ), ein Pilotprojekt der Handwerkskammer Lübeck in Schleswig-Holstein (in Anlehnung an das freiwillige soziale Jahr), für je dreimonatige Praktika verteilt auf ein Jahr in vier verschiedenen Betrieben bewerben. Die Praktikantinnen und Praktikanten erhalten von den Betrieben eine Aufwandsentschädigung von 450 Euro brutto monatlich (in Vollzeit).

Mehr als 150 Betriebe und 80 Interessenten

„Wir rennen offene Türen ein,“ bestätigt Grün. Mehr als 150 Betriebe haben sich bereits seit Juli 2024 für das Programm angemeldet. Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Im besten Fall finden sie auf diesem Weg einen geeigneten Azubi. Jetzt gilt es, gemeinsam mit mehr als 80 Interessenten von 15 bis 25 Jahren passende Betriebe zu finden, 17 Jugendliche sind bereits gestartet, 4 weitere folgen im November – und 7, das betont sie, sind direkt in die Ausbildung gewechselt. „Genau darauf hoffen wir – dass Jugendliche ins Handwerk gehen und begeistert sind!“

DIY: Stell dir dein FHJ selbst zusammen

Für alle, die sich jetzt wünschen, dass das Programm auch in ihrem Bundesland startet, aber nicht auf die Politik oder speziell die Förderung einzelner zuständiger Handwerkskammern warten können oder wollen: DIY!

Du kannst auch klassisch dreimonatige Praktika nacheinander verteilt auf ein Jahr oder einen längeren Zeitraum selbst organisieren. „Das erfordert größere Selbständigkeit und größeres Engagement und Koordination zwischen einzelnen Betrieben, aber prinzipiell können sich Jugendliche natürlich auch selbst für Praktika in unterschiedlichen Betrieben bewerben,“ so Grün.

Gewiss nur ein Trostpflaster im Vergleich zum rahmengebenden Freiwilligen Handwerksjahr (FHJ), weshalb viele dem Handwerk Verbundene darauf hoffen, dass das Programm bald deutschlandweit angeboten wird.

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Veröffentlicht am 12.11.2024

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