Wie kommuniziert man als Führungskraft richtig?
Die Fähigkeit situativ zu führen bedeutet auch, Menschen unterschiedlich zu führen. Der eine braucht eine engmaschige Anleitung, die andere fühlt sich dadurch eingeengt. Ein Lehrling braucht eine andere Anleitung als ein Geselle. Es geht darum zu wissen, wem man was zutrauen kann, und wie man wen fördern muss. Um darauf Antworten zu finden, braucht es das, was man gemeinhin als emotionale Intelligenz oder Soft Skills bezeichnet.
Neue Führungskräfte müssen also zunächst richtig delegieren lernen. Wollen sie die totale Kontrolle und permanente Rückmeldung? Oder lassen sie ihre Mitarbeitenden eigene Lösungen finden?
Hinsichtlich des New-Work-Trends sollte man gerade in Handwerksbetrieben aufpassen, dass man die Menschen nicht überfordert, meint Experte Hering. Er schlägt das sogenannte Pull-Prinzip vor: „Das bedeutet, die Mitarbeitenden sind so in die Aufgabenplanung eingebunden, dass man gar nicht mehr sagen muss, wer was wann erledigt.“
Stattdessen sprechen die Mitarbeitenden mit dem Vorgesetzten über die Aufgaben und entscheiden selbst, welche Arbeit sie wann erledigen. Im besten Fall schafft die Chefin oder der Chef nur den Rahmen, um mehr Eigenständigkeit zu fördern. In der Praxis agieren gerade kleinere Betriebe jedoch oft nach „alter Schule“, sagt Hering. „Da spricht der Chef mit den Kunden, fährt mit auf die Baustelle und die Gesellen führen nur aus.“
Besser ist es, die Mitarbeitenden so zu fördern, dass sie mehr Eigenverantwortung übernehmen können. So gewinnt der Chef Zeit, sich um mehr strategische Aufgaben zu kümmern. Steuerung anstatt Mikromanagement, so lautet die Devise. „Viele Führungskräfte aus dem Handwerk erzählen mir, dass die eigentlichen Führungsaufgaben vielleicht zehn Prozent ihrer Arbeitszeit ausmachen“, so Hering, „der Rest besteht aus Arbeit an Kundenprojekten.“ Dabei lautet die gängige Empfehlung für Managerinnen und Manager in großen Organisationen genau umgekehrt.
Anstatt dass die Chefin oder der Chef noch selbst beim Großhandel bestellt oder die Urlaubsanträge bearbeitet, sollte er diese Aufgaben delegieren und die dafür erforderlichen Strukturen neu schaffen. Oft stößt man dabei jedoch auf ein festgefahrenes Denken, auf ein, wie es Hering ausdrückt, „altes Unternehmertum aus der Adenauer-Ära, das darin besteht, die Mitarbeitenden immer genau zu kontrollieren.“
Das führe jedoch dazu, dass die Mitarbeitenden unmündig bleiben. Wenn man ihnen nichts zutraue, könnten sie auch nichts Neues lernen. Als Chefin oder Chef müsse man lernen, auch mal loslassen zu können – und gleichzeitig auf individuelle Anforderungen einzugehen. „In der Praxis fehlt in vielen Unternehmen dafür die Zeit. Man will sich nicht damit auch noch beschäftigen müssen“, so Hering. Schaffe man aber die richtige Balance, fühlten sich die Mitarbeitenden besser wahrgenommen.