Auszubildene sitzen im Klassenraum und lernen

Lerntechniken für Auszu­bildende: So klappt's in der Berufsschule

Endlich raus aus der Schule! Mit dem Start des Ausbildungsjahres beginnt ein neuer Lebensabschnitt – viele freuen sich auf die praktische Arbeit im Betrieb. Allerdings bleibt das Lernen theoretischer Grundlagen weiterhin an der Tagesordnung. Das Thema Pauken bereitet dir Bauchschmerzen? Dann versuch es mit folgenden Lerntechniken für Auszubildende.

Während einer Ausbildung geht es deutlich praktischer zu als noch in der Schule. Jetzt erlernst du dein Handwerk. Die Schulbücher wirst du dennoch nicht los, denn in der Berufsschule lernst du die theoretischen Grundlagen, um in deinem künftigen Beruf den Arbeitsalltag zu meistern. Das brauchst du, um zum Beispiel Kundinnen und Kunden fachkundig beraten oder Probleme lösen zu können.

Allgemeinbildende Fächer wie Deutsch oder Mathe bleiben also auf dem Lehrplan. Wenn du mit dem ein oder anderen Fach bereits in der Schule auf Kriegsfuß gestanden hast, solltest du beim Lernen mal etwas Neues ausprobieren. Es gibt Lerntechniken, die dir dabei helfen, das Lernen richtig zu planen, die Zeit fürs Selbststudium besser zu organisieren und den Lernstoff besser zu merken. 

Wie lerne ich am besten?

Richtiges Lernen ist gar nicht so einfach – deshalb ist der erste Schritt oft das Erlernen des Lernens an sich. Dazu gehören Aspekte wie die richtige Struktur, aber auch die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und zu wissen, wie man sich Dinge am besten merken kann. Das ist bei jedem etwas anders. Manche müssen Dinge aufschreiben, andere profitieren mehr davon, wenn sie den Stoff laut aussprechen.

Insgesamt gibt es vier verschiedene Lerntypen: Der auditive Lerntyp lernt am besten durch Hören, der visuelle Lerntyp durch Sehen und Lesen, der motorische Lerntyp durch aktives Tun und der kommunikative Lerntyp lernt am besten durch Gespräche und Austausch mit anderen. Probiere beim nächsten Mal verschiedene Herangehensweisen aus und teste, wie du den Stoff am besten behältst. 

Diese Lernmethoden solltest du vermeiden

In der Ausbildungsphase eignest du dir Kenntnisse an, die für deine zukünftige berufliche Laufbahn von entscheidender Bedeutung sind. Daher ist es in dieser Phase besonders wichtig, auf schnelles Auswendiglernen oder "Bulimie-Lernen" zu verzichten.

Bereits im 19. Jahrhundert stellte der Psychologe Hermann Ebbinghaus in seinen Untersuchungen fest, dass wir das Gelernte ohne regelmäßige Wiederholung schnell vergessen. Obwohl kurz vor einer Prüfung alles gut zu funktionieren scheint, bleibt auf lange Sicht nur ein geringer Teil des Erlernten im Gedächtnis haften. Die Essenz liegt also im regelmäßigen Wiederholen. Damit das funktioniert, solltest du darauf achten, rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen. 

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Lerntechnik 1: Die ABC- und ALPEN-Methode

Für Auszubildende in der Berufsschule ist es zunächst einmal wichtig, dass sie sich ihre Zeit fürs lernen richtig einteilen. Du solltest deinen Lernstoff sortieren und Prioritäten setzen, dann kannst du die einzelnen Themen nacheinander abarbeiten. Dafür gibt es zwei Lerntechniken.

ABC-Methode

Die erste davon ist die ABC-Analyse. Mit dieser Technik sortierst du deine Hausaufgaben und Lerninhalte nach ihrer Wichtigkeit. Teile deine Aufgaben in drei Kategorien ein:

  • A-Aufgaben

    Das sind deine wichtigsten und dringendsten Aufgaben, die du noch am gleichen Tag mit höchster Priorität erledigen musst. Dazu gehören auch die Themen, die dir am schwersten fallen.

  • B-Aufgaben

    Darunter fallen die Aufgaben und Lerninhalte, die zwar wichtig sind, aber nicht so dringend zu erledigen sind.

  • C-Aufgaben

    Zur letzten Kategorie gehören die Aufgaben, die weniger wichtig und dringend sind und dir auch eher leichtfallen.

ALPEN-Methode

Die ALPEN-Methode funktioniert ganz ähnlich. Auch mit ihr kannst du deinen Lernstoff ordnen und besser strukturieren. Und nein, ALPEN hat nichts mit dem Gebirge zu tun, sondern steht für:

  • Aufgaben aufschreiben: Notiere dir zuerst, was du an diesem Tag alles zu tun hast.

  • Länge der Aufgaben schätzen: Überlege, wie viel Aufwand in jeder Aufgabe steckt. Beachte dabei, dass du für Dinge, die dir schwerer fallen, etwas mehr Zeit einplanst.

  • Pufferzeiten einplanen: Denke daran, etwas mehr Zeit einzuplanen, zum Beispiel für Pausen.

  • Entscheidung treffen: Überlege, welche Aufgaben am wichtigsten sind und fange mit ihnen an.

  • Nachkontrolle: Prüfe am Ende des Tages, ob du deine Aufgaben wie geplant erledigt hast.

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Lerntechnik 2: Besser lesen mit der SQ3R-Methode

Hast du Schwierigkeiten, dir die Informationen aus einem Buch oder einem langen Text zu merken? Dann hilft dir unser nächster Lerntipp, die SQ3R-Methode. Die englische Abkürzung steht für Survey, Question, Read, Recite, Review. Übersetzt heißt das: Überblick, Fragen, Lesen, Wiedergeben, Rückblick. Mit dieser Lerntechnik kannst du Texte in fünf Schritten verstehen und verinnerlichst den Inhalt:

  • Schritt 1: Survey (Überblick) 

    Verschaffe dir zunächst einen ersten Eindruck über den Text oder das Buch, indem du dir zum Beispiel das Inhaltsverzeichnis und die Überschriften genau ansiehst und die wichtigsten Informationen zu verstehen versuchst: Worum wird sich der Text drehen? Welcher Struktur folgt er?

  • Schritt 2: Question (Fragen)

    Stelle nun selbst Fragen an den Text. Überlege dir, welche Erwartungen du hast und was du von dem Text wissen willst. Das klingt vielleicht ein bisschen schräg – doch das führt zu "Aha"-Momenten während des Lesens. Zudem wirst du mit der Zeit merken, dass du den Inhalt von bestimmten Texten immer besser vorhersagen kannst.

  • Schritt 3: Read (Lesen)

    Erst im dritten Schritt beginnst du mit dem Lesen. Achte darauf, ob der Text deine Fragen aus Schritt 2 beantwortet. Markiere die wichtigen Stellen mit einem Textmarker und notiere deine Gedanken oder Fragen am Rand.

  • Schritt 4: Recite (Wiedergeben)

    Versuche nach dem Lesen, die Informationen aus dem Text in eigenen Worten kurz wiederzugeben und in einem Satz aufzuschreiben. Bei längeren Texten oder Büchern machst du das am besten nach jedem Abschnitt oder Kapitel. 

  • Schritt 5: Review (Rückblick)

    Im letzten Schritt schaust du dir die Informationen, die du zum Text notiert hast, noch einmal an. So kannst du die Zusammenhänge des Stoffs noch einmal erfassen und als gelerntes Wissen vertiefen.

Lerntechnik 3: Mit Mnemo-Techniken Wissen speichern

Mnemo-Techniken sind bestimmte Lernmethoden, die dir dabei helfen, Lerninhalte besser im Gehirn zu speichern. "Mnemo" ist das altgriechische Wort für Gedächtnis. Drei Mnemo-Techniken, die Auszubildende in der Berufsschule gebrauchen können:

Eselsbrücken und Merksätze

Von dieser Lerntechnik hast du sicher schon einmal gehört. In vielen Fächern gibt es bereits Merksätze, die dir beim Lernen von Begriffen oder Regeln helfen, sie dir zu merken. Ein bekanntes Beispiel ist der Spruch: "Nach l, n, r das merke ja, steht nie tz und nie ck."

Auch die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems gibt es als Merkspruch: "Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unseren Nachthimmel". Die Anfangsbuchstaben stehen für die Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Du kannst dir auch deine eigenen Eselsbrücken ausdenken. Wichtig ist, dass sie dir helfen. 

Schlüsselwörter

Die Schlüssel- oder auch Ersatzwortmethode ist eine einfache Lerntechnik, mit der du Begriffe oder auch Vokabeln leichter im Gehirn speichern kannst. Überlege dir dazu ein Wort, das so ähnlich klingt, wie das Wort, das du dir merken willst. Denke dir dann eine kleine Geschichte mit beiden Worten aus.

Zum Beispiel: Das englische Wort für Ente, "duck", klingt so ähnlich wie "Dackel". Merksatz: "Die Ente wird von einem Dackel gejagt." So kommst du dann auf den Begriff "duck". 

Mindmaps

Das englische Wort Mindmap bedeutet "Gedankenkarte", und das Wort ist hier auch Programm: Bei dieser Lernmethode schreibst du zunächst einen zentralen Begriff auf ein Blatt Papier, zum Beispiel das Thema deiner nächsten Prüfung in der Berufsschule. Dann notierst du alle deine Gedanken dazu rund um das Thema auf dem Papier und verbindest die verschiedenen Begriffe sinnvoll miteinander.

Du kannst dabei auch verschiedene Farben oder Symbole verwenden. Die Karte, die so entsteht, hilft dir dabei, deine Gedanken zu einem Thema zu ordnen. Denn: Den visuellen Eindruck kannst du besser abrufen als Notizen in einem Heft.

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Lerntechnik 4: Die Loci-Methode und der Gedächtnispalast

Die Loci-Methode ist eine smarte Lerntechnik, mit der du dir in kurzer Zeit viele Informationen merken kannst und für Seminare und Prüfungen effizient lernen kannst. Der Trick dabei: Du stellst dir einen Raum bei dir zuhause vor und legst das gelernte Wissen einfach an verschiedenen Stellen des Raums ab. Wenn du dann in deinen Gedanken durch den Raum wanderst, kannst du dich ganz leicht an die dort abgelegten Fakten erinnern.

Nimm zum Beispiel die Küche: Stelle dir nun eine feste Route durch die Küche vor. An jeder Station, zum Beispiel am Herd, dem Kühlschrank oder der Küchenschublade, legst du jetzt einen Lerninhalt ab, zum Beispiel eine Vokabel. Die Vokabel ist nun in deinem Gehirn fest mit dem Ort in der Küche verbunden. Wenn du dir einen bestimmten Weg durch die Küche vorstellst, kannst du dir mit diesem Lerntipp auch komplexe Zusammenhänge merken, etwa eine chemische Formel.

Der Gedächtnispalast ist im Grunde eine Weiterentwicklung der Loci-Methode. Bei diesem Lerntipp für Fortgeschrittene legst du deine gelernten Fakten nicht in einem einzigen Raum ab, sondern baust dir in deinem Gehirn ein ganzes Haus, den sogenannten Gedankenpalast. In jedem Raum des Palastes kannst du einen eigenen Lerninhalt ablegen. Du kannst deinem Gedankenpalast jederzeit neue Räume mit neuen, gelernten Inhalten hinzufügen. Das ist zwar etwas anspruchsvoll, doch die größten Gedächtnistalente schwören auf diese Methode – natürlich mit viel Übung.

Lerntechnik 5: Mit der MASTER-Methode jede Prüfung meistern

Zum Schluss haben wir für dich noch einen Lerntipp, mit dessen Hilfe du dich auf jede Prüfung in der Berufsschule optimal vorbereiten kannst: die MASTER-Methode. Jeder Buchstabe steht dabei für einen von sechs Schritten zum erfolgreichen Abschluss.

  • Mentale Vorbereitung

    Bereite dich aufs Lernen vor, indem du dich entspannst und eine positive Atmosphäre schaffst. Beseitige alles, was dich stören könnte.

  • Aufnahme der Lernhinhalte

    Versuche den Lernstoff positiv aufzunehmen. Das bedeutet nicht nur passiv deine Lehrbücher zu lesen, sondern das Gelernte wiederholst, zum Beispiel durch das Lernen mit Karteikärtchen.

  • Suche nach Sinn und Bedeutung

    Versuche immer, den Sinn und die Bedeutung des eben Gelernten zu verstehen. Eine gute Übung ist es, sich Beispiele auszudenken.

  • Treibstoff fürs Gehirn

    Nutze Mnemo-Techniken, um dein Lernvermögen zu stärken.

  • Einsatz des Gelernten

    Überprüfe, ob du das Gelernte richtig verstanden hast. Am besten triffst du dich mit deinen Mitschülerinnen und -schülern, um euch in einer Lerngruppe gegenseitig abzufragen und über den Stoff zu diskutieren.

  • Reflexion

    Prüfe regelmäßig, ob deine Lerntechnik funktioniert und du damit Erfolg an der Berufsschule hast. Denn nicht jede Lernmethode ist für jeden Lerntyp geeignet. Falls etwas nicht funktioniert, probiere das nächste Mal einfach einen andere Methode aus.

Lerntechniken bringen nichts? Nur keine Panik

Du hast alle Lernmethoden versucht – und so richtig will es noch nicht klappen? Dann bist du vielleicht ein spezieller Lerntyp: Manchen hilft es, Inhalte zu hören oder den Lernstoff zu visualisieren. Willst du deine Noten in der Berufsschule aufbessern, können dir auch allgemeine Tipps oder Hilfestellungen für Referate helfen. Und hast du eigentlich kein Problem damit, dir den Lernstoff einzuprägen, aber bei der Prüfung stehst du derart unter Stress, dass dir einfach nichts mehr einfallen will, gibt es ebenfalls Mittel und Wege, deine Prüfungsangst zu überwinden.

Denke immer daran: Du lernst, um einen Beruf zu ergreifen, der dir Freude bereitet. Und mit der richtigen Motivation fällt auch das Lernen von unliebsamen Inhalten leichter.

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