Aufgehangene Arbeitskleidung

Nachhaltige Arbeits­kleidung im Handwerk – professionell und umwelt­bewusst

Berufsbekleidung im Handwerk muss robust und funktional sein. Nachhaltige Arbeitskleidung ist zudem noch umweltfreundlich und unter fairen Bedingungen hergestellt. Das liegt im Trend. Doch was steckt wirklich hinter dem Begriff "nachhaltige Berufsbekleidung"? Ein Experte erklärt, wie sie hergestellt wird, worauf Sie achten sollten und welche Vorteile sie Betrieben bietet.

Die Nachfrage nach nachhaltiger Berufsbekleidung steigt im Handwerk – und dementsprechend auch das Angebot. Ob Bio-Baumwolle, Tencel oder recyceltes Polyester aus PET-Flaschen, die Bandbreite an nachhaltigen Materialien wird immer größer. Denn die Öko-Arbeitskleidung schont nicht nur die Umwelt, sondern sorgt auch für zufriedenere Mitarbeitende, begeisterte Kundinnen und Kunden und mehr Geld in der Kasse.

Der Experte Julian Reischmann, Gründer von Benetory – DEETORY, einem Start-up für nachhaltige Mode, und Business Analyst bei Engelbert Strauss, erläutert, was nachhaltige Arbeitsbekleidung so besonders macht und worauf Betriebe bei der Anschaffung achten sollten.

Nachhaltige Berufsbekleidung – was heißt das?

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, den man in den letzten Jahren immer öfter hört und liest. Es ist aber mehr als nur ein Modewort ökologischer Aktivisten. Es steckt viel mehr dahinter: Für nachhaltige Arbeitskleidung ist besonders der Herstellungsprozess relevant. Er soll nicht nur besonders umweltfreundlich sein, sondern auch für die an der Herstellung beteiligten Arbeiterinnen und Arbeiter fair ablaufen. Um dies zu gewährleisten, gibt es eine Liste von Merkmalen, die nachhaltige Berufsbekleidung erfüllen soll:

  • Verwendung umweltfreundlicher Materialien wie Bio-Baumwolle oder recycelten Fasern. Das verringert den Bedarf an Chemikalien und Wasser und senkt zugleich den CO2-Ausstoß.

  • Faire Arbeitsbedingungen für die an der Herstellung beteiligten Arbeiterinnen und Arbeiter, z. B. gerechte Löhne oder das Verbot von Kinderarbeit.

  • Ressourcenschonende Produktion wie etwa die Verringerung der Abfallmenge und des Energie- und Wasserverbrauchs während des gesamten Herstellungsprozesses. Dazu zählt auch die Verwendung von erneuerbaren Energien und die Optimierung von Produktionsprozessen zur Reduzierung der Umweltbelastungen.

  • Langlebigkeit durch Qualität: Robuste, langlebige Kleidung verlängert die Nutzungsdauer. Seltenere Neuanschaffungen bedeuten weniger Textilabfälle.

  • Transparenz: Offenlegung der gesamten Lieferkette und der Herstellungsprozesse ermöglicht Verbrauchern, informierte Entscheidungen zu treffen und die Herkunft der Produkte nachvollziehen zu können.

  • Kreislaufwirtschaft bedeutet das Fördern von Wiederverwendung, Rücknahme und anschließendem Recycling von Kleidung am Ende ihrer Lebensdauer, um die Menge an Textilabfällen zu minimieren. Daher stammt auch der englische Begriff "Cradle to Cradle" (etwa: von der Wiege bis zur Wiege): Die Kleidung wird am Ende nicht einfach entsorgt, sondern in den Kreislauf zurückgeführt und in anderer Form wieder lebendig, also verwertbar, gemacht.

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Was sind die Vorteile nachhaltiger Arbeitskleidung im Betrieb?

Nachhaltige Berufsbekleidung im Handwerk ist aus verschiedenen Gründen eine sinnvolle Investition. Die wichtigsten Vorteile sind:

  • Umweltschutz

    Durch die Nutzung umweltschonender Rohstoffe und ressourcensparender Herstellungsverfahren bleibt der ökologische Fußabdruck Ihres Betriebes klein.

  • Gesündere Mitarbeitende

    Durch geringstmöglichen Einsatz schädlicher Chemikalien bei der Herstellung wird das Risiko von Hautreizungen und Allergien beim Tragen der Kleidung reduziert.

  • Kostenersparnis

    Langlebige Arbeitskleidung verringert den Bedarf regelmäßiger Neuanschaffungen. Das spart langfristig Kosten.

  • Gutes Image

    Betriebe, die auf hochwertige, nachhaltige Berufskleidung setzen, zeigen Werte wie Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung. Eine gute Nachhaltigkeitsbilanz fördert Ihr Ansehen und steigert die Loyalität bei Kundschaft und Mitarbeitenden gleichermaßen.

Aus welchem Material besteht nachhaltige Berufsbekleidung?

Als klassisches Material für nachhaltige Berufsbekleidung nennt Experte Julian Reischmann die Bio-Baumwolle: "Sie wird ohne den Einsatz von chemischen Pestiziden oder Düngemitteln angebaut. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern erhöht auch die Hautfreundlichkeit."

Andere wichtige Materialien sind beispielsweise:

  • Recyceltes Polyester

    Es wird aus Kunststoffen, z. B. alten Plastikflaschen, aufbereitet und in neue Fasern verwandelt. So wird weniger Rohmaterial verbraucht und gleichzeitig Abfall reduziert.

  • Hanf

    "Hanf ist eine sehr widerstandsfähige Pflanze, die mit minimalem Wasserbedarf und ohne Pestizide wächst. Die Fasern sind langlebig und sogar antibakteriell, was besonders für Berufskleidung praktisch ist", sagt Reischmann.

  • Leinen

    Leinen (aus Flachs) ist leicht, atmungsaktiv und braucht deutlich weniger Wasser als Baumwolle.

  • Lyocell

    Lyocell (Tencel) wird aus Zellulose hergestellt und ist biologisch abbaubar. Es bietet hohen Tragekomfort und ist besonders ressourcenschonend.

Wie wird nachhaltige Berufsbekleidung produziert?

Die Herstellung nachhaltiger Kleidung unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Produktionsprozessen, insbesondere durch die

  • Auswahl der Rohstoffe, bevorzugt umweltfreundlicher Materialien. Nachhaltiger Anbau verwendet kreislauffähige Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen – ohne Gen-Saatgut, Düngemittel oder Einsatz von Pestiziden.

  • Verarbeitung der Fasern: Nachhaltige Hersteller achten darauf, dass die Weiterverarbeitung (z. B. Färben und Weben) möglichst ressourcenschonend abläuft. Es werden ökologische Färbemittel eingesetzt, die weniger Schadstoffe enthalten und die Abwasserverschmutzung reduzieren. Auch der Energieverbrauch in den Fabriken wird möglichst niedrig gehalten, teilweise durch den Einsatz erneuerbarer Energien.

  • Faire Arbeitsbedingungen und ethische Behandlung der Arbeiter sind für nachhaltige Modeunternehmen sehr wichtig. Viele dieser Unternehmen sind nach internationalen Standards wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Fairtrade zertifiziert.

Julian Reischmann fasst zusammen: "Ziel ist die Reduzierung der Umweltbelastung und die Verbesserung der sozialen Bedingungen entlang der gesamten Lieferkette. Vom Anbau der Rohstoffe über die Herstellung bis hin zu Verpackung und Transport: Nachhaltigkeit bedeutet, in jedem Schritt Verantwortung zu übernehmen."

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Welche Nachhaltigkeitssiegel gibt es für Berufsbekleidung?

Es gibt inzwischen zahlreiche Nachhaltigkeits-Label im Bekleidungsbereich. Jedes von ihnen gewichtet die einzelnen Aspekte von Nachhaltigkeit unterschiedlich:

  • Fair Wear Foundation (FWF): Der Schwerpunkt dieser unabhängigen Stiftung liegt auf der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Kriterien sind beispielsweise faire Löhne, begrenzte Arbeitszeiten und die Unzulässigkeit von Kinderarbeit. Die FWF untersucht und unterstützt auch die Textilbetriebe in den verschiedenen Ländern, z. B. durch Beschwerde-Hotlines für Textilarbeiter.

  • GOTS steht für Global Organic Textile Standard. Der Fokus liegt hier auf den ökologischen Aspekten und natürlichen Fasern (mind. 70 Prozent aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft). In sozialer Hinsicht wird auf die Einhaltung der Vorgaben der ILO (International Labour Organisation) geachtet, also Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, keine Diskriminierung im Beruf und Recht auf Vereinigungsfreiheit.

  • IVN Best belegt für die Produktionskette höchste Ansprüche in ökologischer und sozialverantwortlicher Hinsicht. Die Kleidung muss z. B. zu 100 Prozent aus Naturfasern bestehen.

  • Fairtrade Cotton: Fairtrade Baumwolle steht für umweltschonenden Baumwollanbau und eine sozialverträgliche Produktion. Die Bauern erhalten einen garantierten Mindestpreis für ihre Baumwolle, der die Kosten eines nachhaltigen Baumwollanbaus abdeckt. Kinder- oder Zwangsarbeit ist verboten.

  • Bluesign widmet sich hauptsächlich ökologischen Themen (Umweltzertifikat) und dabei insbesondere dem Herstellungsprozess. Es gibt z. B. eine Liste mit Chemikalien, die bei der Herstellung der Arbeitskleidung nicht benutzt werden dürfen.

  • Cotton made in Africa fördert kleinbäuerlichen Baumwollanbau in Afrika, u. a. durch faire Löhne und Schulungen der Bauern. Verboten sind u. a. Kinderarbeit, genveränderte Baumwolle und der Einsatz schädlicher Pestizide.

  • Oeko-Tex made in Green fordert u. a. eine transparente Produktionskette, gerechte Löhne, faire Arbeitsbedingungen und das Verbot von Kinderarbeit.

  • Cradle to Cradle Certified ist das Siegel des Cradle to Cradle Products Innovation Institute, einer gemeinnützigen Organisation, die die Nachhaltigkeit von Produkten wissenschaftlich bewertet und fördert. Um das Prüfsiegel zu erhalten, muss ein Produkt folgende Maßstäbe erfüllen: Verwendung unbedenklicher Materialien und Chemikalien, Kreislauffähigkeit, Energie für die Herstellung stammt aus erneuerbaren Quellen, reduzierter Ausstoß von Treibhausgasen, sparsamer Wassereinsatz, soziale Gerechtigkeit.

Sehr hilfreich, um einen guten Überblick zu gewinnen, ist die Website Siegelklarheit, eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Dort werden die verschiedenen Siegel im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit, Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit bewertet.

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Drei Praxistipps für Betriebe, die den Einsatz nachhaltiger Arbeitskleidung planen

Wir haben Julian Reischmann nach seinen drei Expertentipps für die Anschaffung von nachhaltiger Arbeitsbekleidung gefragt:

  • Materialien prüfen: Achten Sie auf Zertifikate wie GOTS oder Fairtrade, um sicherzustellen, dass die Kleidung aus umweltfreundlichen und ethisch produzierten Materialien besteht.

  • Lebensdauer kalkulieren: Investieren Sie in qualitativ hochwertige und langlebige Kleidung, die seltener ersetzt werden muss. Das spart langfristig Kosten und reduziert den Ressourcenverbrauch.

  • Mitarbeiter einbeziehen: Binden Sie Ihre Mitarbeitenden in die Auswahl der Kleidung ein, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse an Komfort und Funktionalität erfüllt werden. Das steigert die Akzeptanz.

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