Gruppe Heranwachsender am Schreibtisch bei der Gruppenarbeit

Motivation und Führung der Generation Z: Die besten Tipps für Betriebe

Faul, verwöhnt und illoyal: Die Generation Z hat bei Arbeitgebern nicht den besten Ruf. In einer Welt, die von raschen Veränderungen und technologischem Fortschritt geprägt ist, stellt die Gen Z gängige Vorstellungen von Führung und Motivation in Frage. Wir verraten Ihnen, wie diese Generation tickt und was Sie als Chefin oder Chef beachten sollten.

Für Betriebsinhabende im Handwerk ist es wichtig, die Eigenheiten der Generation Z zu kennen. Insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels beschäftigen sich Chefinnen und Chefs in Handwerksbetrieben immer öfter mit der Frage, wie sie ihren Betrieb für die junge Generation attraktiv machen und junge Mitarbeitende halten können.

Die Experten Charles Bahr (Unternehmer, Vortragsredner und selbst Generation Z) und Armin Hering (Coach und Unternehmer) erklären Ihnen, wie Sie diese Generation verstehen, für sich gewinnen, motivieren und schließlich erfolgreich führen können.

Wer gehört zur Generation Z?

Die Generation Z (Jahrgänge 1996-2010), oder kürzer: Gen Z, wurde nach der Generation Y (Millennials) geboren und wuchs in einer digitalisierten und vernetzten Welt auf. Das prägt: Das Internet und besonders Social Media haben diese Generation und ihre Art zu kommunizieren und Informationen aufzunehmen stark beeinflusst.

Markante Merkmale der Generation Z sind beispielsweise:

  • Technologieaffinität:

    Die Generation Z ist versiert im Umgang mit digitalen Medien und nutzt Technologie für Kommunikation, Bildung und Unterhaltung.

  • Kurze Aufmerksamkeitsspanne:

    Aufgrund des ständigen Zugangs zu Informationen und Ablenkungen haben Mitglieder der Generation Z oft eine recht kurze Aufmerksamkeitsspanne. Inhalte müssen „snackable“ – also kurz, prägnant und ansprechend sein –, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Und, Sie werden es schon gemerkt haben: Die Gen Z benutzt gern englische Begriffe (Anglizismen).

  • Individualität:

    Die junge Generation legt großen Wert auf Individualität. Sie nutzt ganz selbstverständlich soziale Medien, um sich zu präsentieren und Meinungen auszudrücken.

Prägnanter auf den Punkt bringt es Gen Z-Experte Charles Bahr: „,Erinnerst du dich noch an den Moment, als 9/11 passiert ist?‘ – beantwortet man diese Frage mit Nein, ist man aus meiner Sicht Teil der Gen Z.“

Service

Vorbereitung auf die Meisterprüfung

Handwerksmeister und ihre Arbeit stehen für höchste Qualität, herausragende Leistungen, Persönlichkeit und Charakter. Auch die IKK classic möchte ihren Beitrag leisten und Sie unterstützen: Wir bieten in vielen Regionen Meister-Vorbereitungs-Schulungen an. Zu den Schulungsinformationen

Wie ist die Arbeitsmoral der Generation Z?

Die innere Einstellung und Haltung der Generation Z zur Arbeit ist legendär – so scheint es. Glaubt man den markanten Überschriften, so ist die Gen Z „anspruchsvoll“ und „faul“, aber zugleich „nicht belastbar oder kritikfähig“. Doch sind das realistische Beschreibungen der tatsächlichen Arbeitsmoral einer ganzen Generation? Oder vielfach Vorurteile?

Zur Beantwortung dieser Frage ist ein differenzierterer Blick nötig: In welcher Welt ist die Gen Z denn groß geworden? Und wie hat diese Umwelt sie geformt?

Sie brauchen Herausforderungen, wollen sich entwickeln und erledigen nicht jede Arbeit um jeden Preis.
Armin Hering, Coach und Unternehmer

Wird nach der Arbeitsmoral der Gen Z gefragt, erhält sie meist folgende Zuschreibungen:

  • Nicht belastbar: Wenn die Gen Z als nicht belastbar bezeichnet wird, so kann das ein Trugschluss sein. Oftmals hat sie einfach andere Vorstellungen von Arbeit als vorige Generationen. Sie will die Kinder aufwachsen sehen und wartet mit dem achtsameren Arbeiten nicht erst, bis der Burn-out da ist.

  • Nicht kritikfähig: Wenn es heißt, die Gen Z sei nicht kritikfähig, so wird auch das nicht auf alle Angehörigen dieser Generation zutreffen. Fakt ist: Diese Generation weiß, was sie will und was nicht – und sie kommuniziert das recht klar. In dem Wissen, dass Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht werden, hat sie den Mut, deutlicher Grenzen zu setzen.

  • Zu anspruchsvoll: Die Gen Z sei „zu anspruchsvoll“, das mag zwar – wie auch die anderen Zuschreibungen – auf einige Mitglieder dieser Generation zutreffen, doch diese jungen Menschen haben auch einfach ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

  • Faul: Einige Gen Z‘ler werden als „faul“ bezeichnet, doch auch hier zeigt sich, dass sie ein anderes Wertegerüst haben, als die Generationen vor ihnen, insbesondere als die Babyboomer. Geld ist nicht alles und die Work-Life-Balance ist ihnen wichtig. Sie nehmen für eine Arbeit, die ihren Bedürfnissen und Interessen entspricht, auch durchaus ein geringeres Gehalt in Kauf.

    „Die Generation Z ist bereit, viel zu arbeiten, wenn sie weiß, wofür. Vielen jungen Menschen fehlt dabei der ‚Purpose‘ (Zweck), denn sie haben den langfristigen Wunsch nach Sinn hinter der Arbeit“, erläutert Bahr.

  • Illoyal: Schließlich heißt es auch oft, die Generation Z sei illoyal. Doch sie wissen eben, was sie wollen (und was nicht) und da ist es vielleicht seltener Illoyalität, wenn jemand nicht lange einem Arbeitgeber treu bleibt, als vielmehr schlicht Offenheit für neue Optionen und Flexibilität.

    Während Arbeitnehmende aus den Generationen Babyboomer und Generation X oftmals in suboptimalen Arbeitsverhältnissen verharren, sucht sich die Gen Z einfach etwas Neues. Armin Hering, der Handwerksbetrieben auch Coachings und Seminare zur Mitarbeitergewinnung anbietet, skizziert es so: „Sie brauchen Herausforderungen, wollen sich entwickeln und erledigen nicht jede Arbeit um jeden Preis.“

    Ein weiterer Unterschied zu den Vorgängergenerationen ist, dass die Mitglieder der Gen Z sich auch öfter für den Schritt in die Selbstständigkeit entscheiden, um eigene Ideen zu verfolgen, Geschäftsmodelle zu testen und unabhängig zu sein.

Kostenfreie Seminare für Azubis

Der Start ins Berufsleben ist für jeden Auszubildenden aufregend. Während der Ausbildung lernen die jungen Leute alle fachlichen Kompetenzen, die man für seinen Beruf braucht. Doch wie man sich im Berufsleben professionell benimmt, steht nicht im Lehrbuch. Mehr zu den Online-Seminaren

Was erwartet die Gen Z von ihrem Arbeitgeber?

Die Generation Z hat genaue Vorstellungen, wenn es um ihren Arbeitgeber, die Arbeit und das Arbeitsumfeld geht:

  • Flexibilität:

    Flexible Arbeitszeiten, Workation (Kombination aus Arbeit und Urlaub auf Reisen), Work-Life-Balance: Arbeitgebende müssen sich in der heutigen Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht flexibel zeigen, um den Bedürfnissen der Generation Z gerecht zu werden. Flexible Arbeitsmodelle ermöglichen den Beschäftigten, ihr Berufsleben selbstbestimmt zu gestalten und mit der Familie und ihren privaten Zielen vereinen zu können.

    In Hessen gibt es beispielsweise einzelne Bäckereien, die am Wochenende geschlossen haben. Diese Betriebe haben kein Problem, Azubis zu finden. Solche Maßnahmen setzen natürlich Offenheit und Veränderungswillen voraus. Mit bremsendem Gedankengut wie „Das haben wir ja noch nie gemacht“ kommen Firmen heutzutage nicht voran.

  • Digitalisierung:

    Die Generation Z ist technologieaffin und erwartet moderne Tools am Arbeitsplatz. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre IT-Infrastruktur auf dem neuesten Stand ist. Das Faxgerät sollte im Betrieb nicht das Höchstmaß der Digitalisierung darstellen. Und: Hat Ihr Unternehmen schon einen Instagram-Account?

  • Vielfalt und Inklusion:

    Vielfalt und Inklusion sind wichtige Werte für die jungen Leute. Arbeitgebende sollten für eine möglichst diverse Belegschaft sorgen und ein Gefühl der Zugehörigkeit für alle Mitarbeitenden schaffen. Das kann in vielen Handwerksberufen bedeuten, dass Betriebe aktiv versuchen sollten, den Frauenanteil bei den Azubis zu erhöhen.

  • Sinnstiftende Arbeit:

    Die Generation Z möchte in einem Unternehmen arbeiten, das einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher oder ökologischer Probleme leistet, ihre Werte teilt und sozial verantwortliches Handeln fördert. Diversity, Chancengleichheit und Umweltbewusstsein sind nur einige der Themen, denen die Generation Z eine hohe Bedeutung beimisst. Auch von Arbeitgebenden erwartet sie, dass sie sich mit den Herausforderungen der modernen Welt beschäftigen und dazu bereit sind, Lösungen zu entwickeln.

Dass Arbeitgeberattraktivität schon früh beginnt, betont Charles Bahr, wenn er den Blick auf Stellenausschreibung und Bewerbungsverfahren lenkt: „Die Kommunikation mit der Generation Z innerhalb des Recruitings muss vor allem eines sein: ehrlich. Was früher vielleicht noch ein simples Plakat auf der Litfaßsäule war, muss heute ein umfassender Einblick in den Alltag innerhalb des Unternehmens sein. Im Employer Branding und bei der eigenen Arbeitgebermarke gilt es daher, gegenüber der Gen Z keine falschen Erwartungen zu schaffen. Warum gibt es in jeder Stellenausschreibung den Abschnitt ‚Was wir bieten‘ und nirgendwo ‚Was wir nicht bieten‘?“

Führungswerkstatt: Stärken ausbauen. Talente schmieden.

Wenn du im Handwerk arbeitest und mit deiner Position auf Top-Niveau kommen willst, haben wir genau das passende Werkzeug, um dir den letzten Schliff zu geben. In der Führungswerkstatt "Fit for Business" lernen junge Führungskräfte in interaktiven Onlineseminaren, worauf es ankommt – etwa bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung. 

Zu den Seminaren

Gen Z führen und motivieren: Tipps für Arbeitgeber

Tipps, wie Arbeitgebende die Generation Z führen und motivieren können, gibt es viele. Einige Arbeitgeber müssen sich vorrangig mit ihrem Führungsstil auseinandersetzen. Es geht dabei nicht nur (aber auch!) um regelmäßiges Feedback.

Azubis und jüngere Mitarbeitende wünschen sich, dass man sie als Mensch wahrnimmt. Dass man sie morgens freundlich begrüßt, sich nach ihrem Urlaub und ihrem Befinden erkundigt oder fragt, wie es in der Berufsschule läuft. Vorgesetzte dürfen und sollen sich ein Stück weit am Leben ihrer Mitarbeitenden beteiligen.

Deshalb sollten Arbeitgebende insbesondere folgende Punkte beherzigen:

Offene Kommunikation und Transparenz:

Fördern Sie eine offene Kommunikation, haben Sie eine offene Tür (sog. Open-door-policy) und ein offenes Ohr für Ihre Mitarbeitenden. Sie möchten ernst genommen und wertgeschätzt werden. Arbeitgebende sollten klare Erwartungen setzen, Ziele und Aufgaben deutlich kommunizieren und transparent regelmäßige Updates zu Unternehmensentwicklungen geben. Junge, motivierte Mitarbeitende möchten als Teil des Unternehmens gesehen und aktiv im Unternehmensalltag einbezogen werden; das heißt sie möchten mitreden, mitbestimmen und mitmachen können – auf Augenhöhe.

Feedback und Anerkennung:

Regelmäßiges Feedback und die Würdigung guter Leistungen sind für jeden Mitarbeitenden wichtig. Sie möchten wissen, wie sie sich verbessern können, und schätzen konstruktive Kritik. Offenheit und Ehrlichkeit ist der Generation Z dabei besonders wichtig.

Gleichzeitig sollte die Kritik nicht zu harsch und nicht persönlich angreifend sein. Falsch verstandenes Feedback kann im Extremfall dazu führen, dass sie kurzerhand vom Job abspringen. Zeigen Sie Wertschätzung und Anerkennung. Loben und belohnen Sie gute Leistungen, z. B. durch Boni oder zusätzliche freie Tage.

Wenn Feedback fehlt, sind junge Menschen schnell verunsichert, denn sie sind das aus ihrem Privatleben nicht gewohnt. Sie leben ja quasi in der digitalen Welt, wo sie sich ständig mitteilen. Durch die sozialen Medien sind sie es gewohnt, unmittelbar Feedback zu erhalten. Doch die Gen Z will nicht nur bewertet werden, sie sieht sich auf Augenhöhe mit allen Mitarbeitenden im Unternehmen und nimmt auch die Führungskraft genau unter die Lupe. Dementsprechend will auch sie Feedback geben können, und zwar ohne dafür Konsequenzen befürchten zu müssen.

Weiterentwicklung:

Die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung ist für die Generation Z von großer Bedeutung. Sie strebt nach klaren Karrierewegen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Bieten Sie sie.

Erkennen Sie auch die individuellen Stärken und Fähigkeiten jedes Mitarbeitenden, setzen Sie sie gezielt ein und fördern Sie deren Entwicklung. Das kommt nicht nur den Mitarbeitenden zugute – auch Ihr Unternehmen profitiert von Angestellten, die ihr volles Potenzial entfalten. Zudem kann dies die Neugier und Wissbegierde der Generation Z fördern, die ihr nach Meinung einiger Kritiker fehlt.

Mentoring:

Jeder erfahrene Mitarbeitende sollte einmal pro Woche mit einem jungen Kollegen ein 1:1-Mentoring-Meeting abhalten, so Bahr. „Die Generation Z sucht Mentorinnen und Mentoren, traut sich allerdings oft noch nicht zu fragen. Ein proaktives Mentoring durch erfahrene Teammitglieder kann hier signifikant auflockern.“

Trennung von Arbeit und Privatleben:

Junge Menschen wünschen sich wieder eine stärkere Trennung von Privat- und Berufsleben. Familienfreundliche Angebote seitens der Arbeitgeber (z. B. Kinderbetreuung im Unternehmen) helfen den Mitarbeitenden dabei, ihren Alltag mit Kindern und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Social Media im Betrieb:

Was für viele Menschen aus den vorigen Generationen eher wie Plattformen zur Selbstdarstellung aussieht, ist für junge Menschen eine emotionale Anlaufstelle und womöglich der ehrlichste Spiegel von sich selbst. „Beobachten Sie, was die Gen Z dort treibt und lernen Sie, wie neue Medien vielleicht auch für Ihr Geschäftsmodell adaptierbar sind,“ rät Charles Bahr.

Ansprechende Website:

Coach Armin Hering betont: „Ein Betrieb muss nach außen sichtbar zum attraktiven Arbeitgeber werden. Wenn eine Website zum Beispiel nicht zeigt, dass dort ein motiviertes Team Spaß an der Arbeit hat, wird sich ein potenzieller Mitarbeiter nicht aktiv dort bewerben.“

Reden Sie mit jungen Menschen, und nicht über sie!
Charles Bahr, Gen Z-Experte

Wenn Sie als Betriebsinhaberin oder Betriebsinhaber diese Tipps berücksichtigen, können Sie eine motivierende und unterstützende Umgebung schaffen. Das spricht einen Großteil der Generation Z an.

Natürlich gibt es nicht das Geheimrezept, um Fachkräfte der Gen Z anzulocken, denn am Ende sind es alles Individuen. Vorurteile und negativen Einstellungen gegenüber jungen Arbeitnehmenden bewirken jedoch nur, dass diese abgeschreckt werden und sich ihre Einstellung zur Arbeit tatsächlich verschlechtert. Doch wie soll der Spagat zwischen Erwartungshaltung der Generation Z und der Realität in den Betrieben möglich sein?

Charles Bahr beruhigt: „Mit Sicherheit sind in den meisten Jobs Home Office und flexible Arbeitszeiten nicht umsetzbar – und das sind auch nur die radikalen Forderungen, die meine Generation initial aufstellt. Wir sind uns sehr wohl dessen bewusst, dass sie wenig realistisch sind. Gerade deshalb gilt es aber, Jobs mit mehr übergeordnetem Sinn zu füllen, Flexibilität im Rahmen des Möglichen zu schaffen und die Augenhöhe zwischen Führungskräften und dem Gen-Z-Team zu fördern.“

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

  • Zwei Handwerker im Gespräch mit einem Kunden

    Arbeiten

    Werte im Unternehmen

    Werte verändern vieles positiv, etwa das Verhalten der Mitarbeitenden. Ein Experte verrät, warum Werte im Betrieb wichtig sind und warum eine positive Unternehmenskultur den Unternehmenswert steigert. Artikel lesen

  • Handwerker in Arbeitshose hält seine Hand über einen Konfettiregen

    Arbeiten

    Top Ideen: Firmenevents und Feiern im Handwerk

    Mitarbeiterevents in Unternehmen erfreuen sich wieder großer Beliebtheit. Lesen Sie hier, welche Events besonders gut ankommen sowie zusätzliche Praxistipps von einem Experten. Artikel lesen

  • Junge Auszubildende Mit Ausbilder in der Werkstatt

    Arbeiten

    Fachkräftemangel im Handwerk

    Wir verrraten, wie Arbeitgebende mit zehn einfachen, aber effektiven Maßnahmen ihre Ausbildung attraktiver machen und mehr Nachwuchs im Handwerk erreichen können. Artikel lesen