Erwachsener Mann im Schwimmbecken

Schwimmen lernen als Erwachsener: Infos und Tipps

Zu alt, um Schwimmen zu lernen? Niemals! Wir klären mit einer Expertin, wie es auch Erwachsenen gelingen kann, Angst-Hürden zu überwinden und sich im Wasser sicher zu fühlen.

Deutschland wird immer mehr zum Nichtschwimmerland: Fast jeder achte Erwachsene kann nur sehr schlecht schwimmen, so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage. Angsterlebnisse oder verpasste Gelegenheiten in der Kindheit sind meistens Gründe, warum Erwachsene nicht schwimmen können.

Dabei lohnt es sich in jedem Alter, sich ins kühle Nass zu trauen und Schwimmen zu lernen. Wir haben mit der ehemaligen Weltklasseschwimmerin Sandra Völker gesprochen, die unter anderem Schwimmkurse und Coachings für Erwachsene anbietet.

Warum sollte ich als Erwachsener noch schwimmen lernen?

„Schwimmen ist gut für die Gesundheit und bietet einen leichten Einstieg in den Sport“, so Sandra Völker. Und zwar auch für Menschen mit gesundheitlichen Herausforderungen, wie die Ex-Profischwimmerin erklärt: „Es schont die Gelenke und die Knochen und bietet gleichzeitig ein ganzheitliches Training.“ Schwimmern erhöht die Ausdauer, verbessert die Fitness und ist gut für das Herzkreislauf-System. Da das Wasser trägt und so der Körper mit Leichtigkeit durchs Wasser gleitet, kann die Sportart noch bis ins hohe Alter betrieben werden. Eine gute Möglichkeit also, um altersbedingten Beschwerden, wie Rheuma und Co. entgegenzuwirken.

Wenn man selbst ein guter Schwimmer oder eine gute Schwimmerin ist, bietet das natürliche Vorleben eines positiven Umgangs mit dem Wasser außerdem den eigenen Kindern beim Schwimmen lernen mehr Leichtigkeit und Sicherheit. „Wer sich im Wasser sicher fühlt, ist nicht nur ein gutes Vorbild für Kinder, sondern kann beispielsweise selbst ruhiger sein, sobald es in den Urlaub ans Meer oder an den See geht“, so Völker.

Es ist wichtig, sich möglicher Gefahren oder Herausforderungen im Umgang mit Gewässern bewusst zu sein. So können Erwachsene, die schwimmen können, in Notsituationen besser und entschiedener handeln und gegebenenfalls sich oder andere vor dem Ertrinken retten.

Viele Menschen, die nicht schwimmen können, schämen sich dafür und meiden daher Ausflüge an Gewässer – Schwimmen macht, wenn man sich traut, also nicht nur gesünder, sondern pusht im besten Fall das eigene Selbstbewusstsein und reduziert Stress.

Wie jede andere Sportart auch, setzt Schwimmen Endorphine frei und kann das allgemeine physische und psychische Wohlbefinden stärken. Wer die Angst überwindet, kann zudem weitere spannende Hobbys entdecken, die mit Wasser in Verbindung stehen, wie etwa Rudern oder das beliebte Stand-up-Paddling.

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Darum können viele Menschen nicht schwimmen

„Die Motivation etwas zu lernen, ist bei den meisten Kindern eng gekoppelt an die Beziehung, die sie zu der lehrenden Person haben“, erklärt Sandra Völker. Bestand also im Kindesalter keine gute Beziehung zu der Person, die das Schwimmen gelehrt hat, kann es sein, dass Schwimmen automatisch und unterbewusst mit Frust, Ablehnung oder anderen negativen Gefühlen verbunden wird. Sandra Völker: „Das führt oftmals zu einer völligen Blockade dem Thema gegenüber.“

Auch gibt es laut der Expertin viele Menschen, die Angst vor dem Wasser und vor allem vor dem Untertauchen (des Kopfes) haben. Diese Angst hat viele verschiedene Ursachen – beispielsweise schlechte Erfahrungen im oder mit Wasser oder ein grundsätzliches Fehlen an (Ur-)Vertrauen; zum Beispiel, wenn es einem als Kind an familiärem Halt und Sicherheit gefehlt hat.

Weitere mögliche Gründe sind:

  • Fehlende Gelegenheit in der Kindheit: Manche Menschen hatten in ihrer Kindheit nicht die finanziellen Mittel oder die Chance, Schwimmkurse zu besuchen. In vielen Familien haben die Eltern außerdem schlichtweg keine Zeit, den Kindern das Schwimmen beizubringen.

  • Familiäre Einstellungen: Wenn die Eltern nicht schwimmen können oder keine Bedeutung darauf legen, dass es ihre Kinder lernen, bleibt es oft auf der Strecke.

  • Geografische Lage: Wer in Gebieten aufgewachsen ist, wo es keine oder nur wenige Schwimmmöglichkeiten gibt (zum Beispiel Schwimmbäder, Seen, Küsten), hatte möglicherweise nie die Chance, Schwimmen zu lernen.

  • Körperliche Einschränkungen oder gesundheitliche Probleme: Einige Menschen haben körperliche Einschränkungen, Behinderungen oder chronische Krankheiten, die das Schwimmenlernen erschweren.

Psychische Gesundheit

Was macht einen Menschen aus? Unser Wesen liegt in der Psyche – denn hier sind Charaktereigenschaften, Gedanken und Gefühle verankert. Verlieren wir den Bezug zu unserem inneren Ich, gerät die Seele aus der Balance. Die Folge: Psychische Störungen entstehen und belasten Betroffene in ihrem Alltag.

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Warum ist die Hemmschwelle im Erwachsenenalter höher?

„Als Kind überwiegen die Freude am Tun und die Neugier. Als Erwachsener kann diese natürliche Leichtigkeit von Gefühlen wie Scham überdeckt sein“, erklärt Sandra Völker. Viel zu oft stellen Erwachsene sich demnach die Fragen: „Was denken die anderen über mich?“ oder „Wie stehe ich da, wenn ich mich mit meinen Schwächen zeige?“ Auch ein übertriebener Hang zum Perfektionismus kann es Erwachsenen erschweren, Freude am Wasser zu erleben.

Viele Erwachsene haben außerdem einen stressigen Alltag und schaffen es nicht, ihren „inneren Schweinehund“ in der wenigen verbleibenden freien Zeit zu überwinden. Dazu kommt, dass es für viele außerhalb der Komfortzone liegt, eine neue Fähigkeit von Grund auf zu erlernen. Zudem gibt es allgemein und vor allem in ländlichen Gebieten wenige Schwimmkurse für Erwachsene, die sich in den Alltag integrieren lassen.

Expertin: Man ist nie „zu alt“, um Schwimmen zu lernen

„Es gibt Menschen, die sich im hohen Alter entscheiden, noch mal zur Uni zu gehen, einen komplett neuen Lebensweg einzuschlagen oder alleine im Wohnmobil die Welt zu bereisen“, betont Sandra Völker. Ihrer Meinung nach ist man nie zu alt für Sport und andere Herzenswünsche: „Wenn man etwas möchte, dann kann man es auch.“ Sie habe beispielsweise einen 75-jährigen Mann unterrichtet, der Kraulschwimmen lernen wollte – und es in nur drei Einzelstunden geschafft hat.

Wie lange es dauert, bis man Schwimmen lernt, lässt sich nicht pauschal sagen: Erwachsene lernen schneller oder langsamer, je nachdem wie sie selbst sich Dinge zutrauen. „Diejenigen, die offen sind und vertrauen, haben es in der Regel einfacher“, so Sandra Völker. Ein reiner Nichtschwimmer benötige sicherlich mehr Zeit als jemand, der schon Erfahrung mitbringt. Nach etwa zehn Einheiten sind laut der Schwimmlehrerin auf jeden Fall die Grundlagen gelegt. Sandra Völker ist es daher wichtig, dass es ein Wohlfühlen im Wasser gibt. Sie selbst bietet ein ganzheitliches Konzept mit Schwimmtraining, Coaching, Entspannung und Mindfulness an.

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Grundlegende Schritte und Tipps für Anfängerinnen und Anfänger

Das Wichtigste zu Beginn ist laut Sandra Völker, dass sich die Schwimmerinnen und Schwimmer aufs Wasser legen können, um festzustellen, dass das Wasser sie trägt. Danach geht es über in Bewegungen – je nachdem welche Schwimmart erlebt werden möchte. Es geht darum, auszuprobieren, ob die Bauchlage oder die Rückenlage sich besser anfühlt und vor allen Dingen, ob man die Atmung regelmäßig hinbekommt. „Erst wenn diese Dinge sicher sind, kommt die Technik. Kurz gesagt: Gefühl, Freude und Sicherheit vor Technik“, so Sandra Völker.

Dann geht es darum, nicht aufzugeben, geduldig mit sich zu sein und durch regelmäßiges Training Fortschritte zu erzielen. Daher ist es wichtig, eine Schwimmschule zu besuchen, in der man sich wohl fühlt.

Kann ich alleine Schwimmen lernen?

Grundsätzlich kann man sich das Schwimmen selbst beibringen. Dann sollten man aber niemals alleine schwimmen und nur flache Gewässer wählen, in denen man zu jedem Zeitpunkt stehen kann. Außerdem sollten anfangs immer Schwimmhilfen genutzt werden.

Profis können den Lernprozess deutlich beschleunigen und vor allem sicherer machen. Schwimmkurse sind gut strukturiert und bauen aufeinander auf, wodurch man leichter und schneller lernt. Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrer geben wertvolle Korrekturen und gehen auf die individuellen Bedürfnisse ein. So verschwindet auch das Risiko, dass sich schon am Anfang technische Fehler einschleichen.

Adressen für Schwimmkurse für Erwachsene

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