Junge schliesst während der Impfung die Augen beim Hausarzt

Impfung bei Kindern: Was Eltern wissen sollten

Im Sommer steht vielen Kindern die Einschulung bevor. Eltern sollten sich bis dahin nicht nur Gedanken über den Inhalt der Schultüte machen, sondern auch prüfen, wie es um die Grundimmunisierung ihres Kindes gegen gefährliche Krankheitserreger steht. Eine Orientierung bietet der STIKO-Impfkalender. Wir sagen Ihnen, an welche Impfungen Sie jetzt denken sollten – und welche sogar verpflichtend sind.

Tschüss, Kindergarten, hallo Schule! Der August ist für viele Kinder ein aufregender Monat. Denn da beginnt für sie ein ganz neuer, spannender Lebensabschnitt. Der Schulstart hält immer auch Überraschendes bereit. Keine Überraschung sollte es für Eltern jedoch sein, dass ABC-Schützen gegen die wichtigsten Krankheitserreger immunisiert sein sollten.

Jetzt den Impfstatus Ihres Kindes überprüfen

Aber welche Impfungen sind notwendig oder müssen jetzt aufgefrischt werden? Um im Impf-Dschungel nicht den Überblick zu verlieren, hat die Ständige Impfkommission, kurz STIKO, ein Expertenrat des Robert Koch-Instituts (RKI), einen umfassenden Impfkalender erstellt. Dieser weist auch auf die allgemeinen Impfempfehlungen für Kinder hin, die im Herbst in die Schule kommen. Als Eltern sollten Sie dieses Angebot unbedingt nutzen und den Impfstatus Ihres Kindes abgleichen – zumal es Impfungen gibt, die sogar gesetzlich vorgeschrieben sind, damit Ihr Kind überhaupt eine Schule besuchen darf. 

„Unabhängig vom Schuleintritt sollten Kinder im Alter von 6 Jahren prinzipiell alle von der STIKO empfohlenen Impfungen erhalten haben, damit sie grundimmunisiert sind“, rät Jakob Maske, Kinderarzt und Bundespressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ). „Die meisten Grundimmunisierungen finden ja schon im Säuglingsalter statt. Und ich rate Eltern auch dazu, alle Impfungen zum vorgesehenen Termin wahrzunehmen. Rund um die Zeit der Einschulung sollten manche davon aufgefrischt werden“.

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Jetzt auffrischen: Diphtherie, Tetanus und Pertussis

Dies trifft zum Beispiel auf Diphtherie, Tetanus und Pertussis zu. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Erkrankungen? Bei Diphtherie handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die die Rachenschleimhäute oder die Haut befallen kann. Typische Symptome bei der Rachendiphtherie sind Halsschmerzen und stark anhaftende Beläge, die die Atemwege so behindern können, dass sie im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen. Bei der Hautdiphtherie kommt es zu schmierig belegten Hautstellen oder Wunden.

Auch bei Tetanus, also Wundstarrkrampf, sind es Bakterien, die die Erkrankung auslösen. Meist geht ein Tierbiss oder ein Sturz voraus, wodurch die Erreger durch die Wunde in die Blutbahn gelangen. Wundstarrkrampf äußert sich in starken, schmerzhaften Krämpfen im Kiefer und anderen Muskelgruppen. Sind der Kehlkopf und die Brustmuskulatur stark betroffen, droht Erstickungsgefahr. Selbst unsere moderne Medizin kann nicht verhindern, dass auch heute noch 10 bis 20 Prozent der Betroffenen sterben.

Pertussis, auch Keuchhusten genannt, ist eine hoch ansteckende Atemwegerkrankung. Infizierte plagen trockener Husten, der über viele Wochen anhält, sowie krampfartige Hustenanfälle, vor allem nachts. Typisch ist das keuchende Einziehen der Luft. Häufig müssen Betroffene würgen, um sich von zähem Schleim zu befreien, oft gefolgt von Erbrechen.

Ein Piks, der Leben retten kann

Einen wirksamen Schutz gegen diese folgenschweren Erkrankungen bietet nur eine Impfung. Da sich schon die Allerkleinsten anstecken können, empfiehlt die STIKO für alle Säuglinge und Kleinkinder eine Grundimmunisierung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis mit einem 6-fach-Impfstoff. Dieser enthält gleichzeitig auch die Impfungen gegen Hepatitis B, die zu schweren Leberschäden führen kann, gegen Polio, auch Kinderlähmung genannt, sowie gegen Haemophilus influenzae Typ b, kurz „Hib“. „Für die Auffrischung wird eine 3-fach-Kombinationsimpfung verwendet“, erklärt Jakob Maske, „das ist nur ein einziger Piks, also halb so schlimm“.

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Impfen schützt – Ihr Kind und die Gemeinschaft

Ebenfalls als Kombination und bereits im Säuglingsalter erfolgt die Grundimmunisierung gegen  Mumps, Röteln und Masern. Um den vollen Impfschutz zu erhalten, sind auch hier zwei Impfungen im Abstand von 4 bis 8 Wochen nötig.

Mumps-Viren verursachen eine schmerzhafte Entzündung und Schwellung der Ohrspeicheldrüsen. Auch die Speicheldrüsen im Mundraum sowie die Lymphknoten können anschwellen. Verläuft die Erkrankung bei Kindern unter fünf Jahren meist milde, steigt das Risiko für Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung, Hörschäden oder Lähmungen mit zunehmendem Alter.

Bei Kindern verläuft eine Röteln-Infektion zwar meist ohne Komplikationen mit nur leichten Symptomen oder Hautausschlag. Für schwangere Frauen ist die hoch ansteckende Viruserkrankung jedoch sehr gefährlich:  Das ungeborene Kind kann schwerste Schäden erleiden. Deshalb ist es das Ziel, so viele Menschen wie möglich gegen Röteln zu impfen, um die Verbreitung einzudämmen.

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Masern-Impfung ist Pflicht für jedes Schulkind

Die Masern-Impfung nimmt eine besondere Rolle ein: „Weil Masern zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten des Menschen gehören, ist diese Impfung Pflicht, damit ein Kind eine Gemeinschaftseinrichtung besuchen darf, sprich, die Kita, einen Kindergarten oder eine Schule“, erklärt Jakob Maske. Eine Infektion kann zu Lungenentzündungen, Durchfällen, aber auch zu Komplikationen wie einer Gehirnentzündung führen.

„Eltern, deren Kind noch nicht den vollen Impfschutz hat, müssen die Impfung also vor dem Schulbeginn zwingend nachholen“, sagt Jakob Maske. „Fehlt lediglich die zweite Impfung, reicht es aber, dass das Kind diese eine Auffrischung erhält. Man muss nicht noch einmal ganz neu anfangen, wie viele Eltern annehmen“.

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Alle verpassten Impfungen unbedingt nachholen

Laut Impfkalender der STIKO sollten auch verpasste Impfungen gegen Windpocken und Meningokokken C jetzt nachgeholt werden. „Ich rate Eltern generell, alle verpassten Impfungen nachzuholen“, so Jakob Maske. Mit Ausnahme der Impfungen gegen Pneumokokken und Hib: „Ist das Kind nach dem zweiten Geburtstag noch nicht gegen Hib oder Pneumokokken geimpft, wird dies auch nicht mehr empfohlen“, so der Kinderarzt. „Hib kann bei Säuglingen und Kleinkindern eine schwere Hirnhautentzündung verursachen, diese Gefahr besteht bei älteren Kindern nicht mehr. Ähnlich ist es bei Pneumokokken: Nur, wenn bestimmte medizinische Indikatoren vorliegen, wird ein Arzt zu einer Pneumokokken-Impfung raten“, erklärt Jakob Maske.

Auch an Impfungen vor Auslandsreisen denken

Im Hinblick auf die Ferien sollten sich Eltern außerdem über weitere Impfungen informieren, die eventuell in anderen Ländern oder Regionen wichtig oder sogar zur Einreise zwingend nötig sind. „Bei Reisen in FSME-Gebiete beispielsweise wie Österreich, Bayern oder Schweden, empfiehlt sich eine Zeckenimpfung. Hepatitis A ist für Reisen in die Türkei wichtig, Tollwut-Tetanus für Asien“, so Jakob Maske. „Vor allem ist es wichtig, rechtzeitig daran zu denken, damit sich der Impfschutz noch vor Antritt der Reise aufbauen kann“.

Und wie sieht es mit der Impfung gegen Covid 19 aus? Für gesunde Kinder und Jugendliche im Alter von 6 Monaten bis einschließlich 17 Jahren sind laut der STIKO derzeit keine COVID-19-Impfungen (Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung) notwendig. Die Empfehlung für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen erhalten Sie hier. Im Zweifel und bei Fragen rund um das Thema Impfen, ist Ihr Kinderarzt aber immer der erste Ansprechpartner.

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