Gesundheit im Klimawandel: Neue Gefahren durch steigende Temperaturen

Redaktion
IKK classic

Schmelzende Polkappen, steigende Meeresspiegel und mehr Extremwetterlagen – die Folgen des Klimawandels sind an vielen Orten der Welt deutlich zu spüren. Die globale Erwärmung hat aber auch vielfältige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts, also zeitgleich mit der Industrialisierung der westlichen Welt, ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland um 1,6 Grad Celsius gestiegen, weltweit um 1,0 Grad. Was wenig klingen mag, bleibt für den Menschen auf Dauer nicht ohne Folgen. Extremwetterlagen wie Dauerregen führen zu Flutkatastrophen, anhaltende Dürre belastet die Land- und Forstwirtschaft, Hitzewellen häufen sich – und extreme Hitze hat unmittelbare Folgen für unsere Gesundheit.

Ein gesunder Körper kann sich an Hitze anpassen – bis zu einem gewissen Grad

Mit der Frage, inwieweit der fortschreitende Klimawandel die menschliche Gesundheit direkt beeinträchtigen wird, beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt seit Jahren. Die Ergebnisse ihrer Studien haben sie im von Fachleuten weltweit anerkannten Medizinjournal "The Lancet" vorgestellt. Auch das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium informieren online über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels.

Fest steht: Ein gesunder menschlicher Organismus kennt Regulatoren, um hohen Temperaturen gegenzusteuern. Die Blutgefäße in der Haut weiten sich, der Schweiß auf der Hautoberfläche sorgt für Verdunstungskälte. So schafft es der Körper, die überschüssige Wärme nach außen zu leiten und seine Kerntemperatur konstant auf 36,5 bis 37,5 Grad Celsius zu halten.

Doch die Fähigkeit zur Anpassung hat auch ihre Grenzen, denn anhaltende Hitzeperioden versetzen den Organismus in Dauerstress. Besonders belastend für Herz und Kreislauf ist es, wenn die Hitze mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und Windstille einhergeht. Die Zunahme sogenannter tropischer Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt, fördert Schlafstörungen, Gereiztheit und aggressives Verhalten.

Lange Hitzeperioden fördern physische und psychische Erkrankungen

Ein gestörter Schlaf führt auch zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Ein Aspekt, der auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht unterschätzt werden sollte. Denn die Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern hat auch Auswirkungen auf ihre Leistungsfähigkeit, zudem steigt das Unfallrisiko. Auch rechnen Forschende damit, dass sich Fehltage aufgrund psychischer Probleme in Zukunft weiter häufen werden.

Kurzum, anhaltende Hitze beeinträchtigt das allgemeine psychische Wohlbefinden. Doch die klimatischen Veränderungen haben auch indirekte Folgen für die Gesundheit Einzelner oder bestimmter Bevölkerungsgruppen. Extreme Wetterlagen, Dürreperioden oder Überschwemmungen vernichten Ernten und entziehen vielen Menschen ihre Existenz. Die Folgen sind Mangelernährung, Krankheiten und psychische Erkrankungen. Schlechte gesundheitliche Lebensbedingungen und Armut führen zudem zu gesellschaftlichen und politischen Konflikten und zwingen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.

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Alte, Kranke und Kinder sind durch Hitze besonders gefährdet

Mindestens 52.000 Menschen starben im Sommer 2003 in Europa an den direkten oder indirekten Folgen der extremen Hitzewelle. Ältere Menschen über 70 Jahre und Personen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen oder Organschäden sowie Säuglinge und kleine Kinder unter vier Jahren gehören zu den besonders gefährdeten Gruppen.

Ihr Organismus hat größere Schwierigkeiten, auf die hohen Temperaturen zu reagieren. Sie haben deshalb auch ein erhöhtes Risiko, Hitzekrämpfe oder einen Hitzschlag zu erleiden. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann dazu führen, dass die Thermoregulation des Körpers eingeschränkt ist. Hierzu gehören etwa Arzneimittel, die auf den Kreislauf, den Wasser- und Elektrolythaushalt oder das Nervensystem wirken.  

Neue Infektionskrankheiten möglich

Infolge des Klimawandels könnten uns zunehmend auch neue Infektionskrankheiten erreichen, die durch Stechmücken übertragen werden. So konnte sich in den letzten Jahren beispielsweise die Asiatische Tigermücke auch in Deutschland unter wärmeren und feuchteren Bedingungen punktuell, beispielsweise in Sumpfgebieten, ansiedeln und ausbreiten. Stechmücken wie die Tigermücke gelten als Überträger zahlreicher gefährlicher Krankheitserreger wie jenen des ZIKA-, Dengue- oder Chikungunya-Fiebers. Das West-Nil-Virus, das beim Menschen Grippe-ähnliche Symptome hervorruft, wird mittlerweile auch durch heimische Stechmücken übertragen. 

Das Risiko einer großflächigen Verbreitung der tropischen Infektionskrankheit Malaria hierzulande schätzen Experten als gering ein, da der Klimawandel nur einer von mehreren Faktoren sei, die hierfür zusammenspielen müssten. 

Vorbeugen ist der beste Schutz

Aktuelle Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass sich durch das wärmere Klima auch die Lebensbedingungen für Schildzecken verbessern. Dies gilt für heimische genauso wie für nach Deutschland eingeschleppte Arten. Auch Zecken gelten als Überträger gefährlicher Krankheitserreger wie Borreliose-Bakterien, dem FSME-Virus oder des hierzulande neuen Virus, welches das Krim-Kongo-Fieber auslöst. 

Da es für viele neue Krankheiten noch keine Therapie oder Impfstoffe gibt, ist das Thema Prävention besonders wichtig: Mückennetze und das Auftragen von Repellents auf die Haut schützen vor Insektenstichen. Um sich gegen Zecken zu schützen, empfiehlt sich das Tragen langbeiniger Kleidung. Vor allem in bekannten Zecken-Risikogebieten sollten Spaziergänge durch hohes Gras oder Unterholz vermieden werden.

Zunehmende Mehrbelastung für Menschen mit Allergien und Asthma

Kürzere und wärmere Winter verlängern die Blütezeiten vieler Pflanzen – und damit auch den Pollenflug. Keine gute Nachricht also für all jene Menschen, die unter Heuschnupfen leiden. Zudem begünstigt der Klimawandel auch die Ausbreitung nicht-heimischer allergieauslösender Gewächse wie dem Beifußblättrigen Traubenkraut, lateinisch Ambrosia artemisiifolia. Die Ambrosia gilt als hochallergen: Bereits zehn Pollen können ausreichen, um eine allergische Reaktion auszulösen. Eine einzige Ambrosia-Pflanze bildet bis zu drei Milliarden Pollen. Die zunehmende Luftverschmutzung trägt zu einer Verschlechterung der Situation bei: Studien haben gezeigt, dass Pollen noch aggressiver wirken, wenn sie sich mit Feinstaub verbinden. Dies trifft besonders Allergiker, aber auch Kleinkinder und Lungenkranke.

Auch Tierhaar-Allergien sind durch die Erwärmung der Erde im Vormarsch. So schufen milde Winter und trockene Sommer beispielsweise gute Bedingungen für den Eichenprozessionsspinner. Vor allem in den Hitzesommern 2003 und 2006 konnte sich der Nachtfalter massenhaft vermehren. Die Brennhaare der Raupe haben Widerhaken, die allergische, zum Teil entzündliche Haut- und Schleimhautreaktionen hervorrufen können. Zudem enthalten die Haare ein Gift, das bei Menschen Fieber und allergische Reaktionen bis zum allergischen Schock auslösen kann.

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Umdenken in allen Lebensbereichen notwendig

Hitzeaktionspläne seitens der Regierung, der Ausbau des Gesundheitssystems, aber auch innovative Ideen bei der Städteplanung und im Wohnbau sind nötig, um den neuen Gefahren für die Gesundheit infolge des Klimawandels begegnen zu können.

Dass schnell gehandelt werden muss, zeigte zuletzt der Bericht des Weltklimarats IPCC (International Panel of Climate Change): Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnten davor, dass die globale Gemeinschaft mit den aktuellen Treibhausgasemissionen die Pariser Klimaziele nicht einhalten wird – also den globalen Temperaturanstieg deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Doch noch ist Zeit. Hierfür sind nicht nur Maßnahmen auf Bundesebene wichtig, auch Unternehmen können etwas für mehr Nachhaltigkeit tun – und wir alle als Privatperson. Schon kleine Dinge können etwas bewirken: zum Beispiel weniger Lebensmittel wegwerfen oder nachhaltige Putzmittel verwenden. Oder lassen Sie öfter mal das Auto stehen und nutzen stattdessen das Fahrrad.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

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