Was ist eine Schlafparalyse und was kann man tun?

Redaktion
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Nachts aufwachen und gelähmt sein, dazu albtraumhafte Horrorbilder und Schmerzen – klingt nach einer Filmszene. Doch für manche Menschen wird diese Situation regelmäßig zur Realität. Wie man mit einer so genannten Schlafparalyse umgehen und wie man sie behandeln kann, verraten ein Betroffener und ein Facharzt für Schlafmedizin.

Phänomene wie die Schlafparalyse faszinieren. Das zeigen auch die Reaktionen auf das Thema in den sozialen Medien, wie etwa unserem Instagram-Post zur Schlafparalyse. In der Realität ist eine Schlafparalyse jedoch alles andere als spannend, insbesondere, wenn man das Erlebte nicht einordnen kann.

„Das Schlimmste für uns ist, wenn wir uns jemandem anvertrauen und dann nicht ernst genommen werden – nach dem Motto ‚Guck nicht so viele Horrorfilme‘“, sagt Thomas Beingodig (Name von der Redaktion geändert), der schon seit vielen Jahren unter Schlafparalysen leidet. Denn tatsächlich ist die Schlafparalyse ein immer besser erforschtes biologisches Phänomen, das als Schlafstörung anerkannt ist.

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Die zahlreichen Reaktionen auf unseren Instagram-Post zur Schlafparalyse haben uns gezeigt, dass zu diesem Thema weiterer Aufklärungsbedarf besteht. Denn Studienergebnissen zufolge (siehe unten) sind bis zu 40 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben davon betroffen.

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Was ist eine Schlafparalyse?

Als Schlafparalyse bezeichnet man eine Schlaflähmung, bei der Betroffene aufwachen und nur noch ihre Augen bewegen und ihre Atmung kontrollieren können. Der Rest des Körpers ist wie gelähmt. Einige Betroffene nehmen in diesen Situationen halluzinogene Erscheinungen war, Geräusche oder auch Bilder. Dafür gibt es eine einfache Erklärung:

Schlaf wird in unterschiedliche Phasen unterteilt. Nicht immer sind wir nachts in der Tiefschlafphase. In den sogenannten REM-Phasen (Rapid-Eye-Movement) kommt es zu starken Augenbewegungen, die Gehirnaktivität ist erhöht und wir träumen intensiv. Damit es dann nicht zu unkontrollierten Bewegungen kommt und wir aus dem Bett fallen, setzt in der Skelettmuskulatur eine Lähmung ein.

Wenn wir in dieser Phase aufwachen, erleben wir das im Wachzustand – eben als Schlafparalyse. Sie ist also eine normale Sicherheitseinrichtung des Körpers.

Fakten zur Schlafparalyse

  • Schlafparalysen sind unangenehm, aber ungefährlich. Sie hinterlassen keine körperlichen Schäden.

  • Die Schlafparalyse tritt unterschiedlich oft auf. Bei einigen täglich und wöchentlich, bei anderen jährlich.

  • Die Lähmungen dauern wenige Sekunden bis einige Minuten.

  • Sie kann von Ängsten, Schmerzen und Halluzinationen begleitet sein oder als reine Lähmungserscheinung auftreten.

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Wie fühlt sich eine Schlafparalyse an?

Ungewöhnlich ist also nicht die Lähmung, sondern der Zeitpunkt des Aufwachens. Denn normalerweise sollten wir in der REM-Phase nicht wach werden und die Schlaflähmung bewusst erleben, sondern eben träumen. Idealerweise etwas Schönes.

Doch für Betroffene können diese Schlaflähmungen mit sehr real erlebten akustischen, visuellen und taktilen Halluzinationen einhergehen – als bedrohliche Personen im Raum oder als körperliche oder sexuelle Übergriffe. „Ich sehe manchmal sehr klar ein Schattenwesen vor mir, einen Mann mit Hut, der mich bedroht, mich umreißt und an die Decke schleudert. Ich kann das spüren, als wäre es echt. In solchen Momenten empfinde ich Todesangst“, sagt der heute 49-jährige Thomas Beingodig. 

Als seine Schlafparalysen in der Pubertät begannen, wusste er noch nicht, dass er von einem medizinisch belegten Phänomen betroffen war. Erst später erfuhr er, dass er mit diesen Erlebnissen nicht allein ist und dass es dafür einen Fachbegriff gibt.

Ist Schlafparalyse eine Krankheit?

Die Schlafparalyse ist eine eher unbekannte Schlafstörung, dabei sind mehr Menschen davon betroffen als man denkt. „Es gibt Studien, die belegen, dass bis zu 40 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Leben eine Schlafparalyse erleben“, sagt Christian Veauthier, Schlafmediziner am Interdisziplinären Schlafzentrum der Charité in Berlin.

Doch nicht alle Betroffenen werden anschließend in einem Schlaflabor untersucht. Dort stellen sich Patientinnen und Patienten vor, die häufiger unter Schlafparalysen leiden oder zusätzlich andere Symptome wie Schnarchen oder häufige Müdigkeit haben. Diese Symptome deuten auf ernstere Erkrankungen hin. Dazu gehören die Schlafapnoe, bei der es durch Atemaussetzer im Schlaf zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff kommen kann, oder auch häufige, plötzliche Tagesschläfrigkeit (Narkolepsie).

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Schlafparalyse: Wie die Ursachen erforscht werden

„Die Polysomnographie gibt uns Informationen über Schlafstadien, die Weckreaktionen, die Atmung oder den Muskeltonus eines schlafenden Patienten“, so der Arzt. Dafür werden Betroffene mit Sensoren im Schlaf überwacht. Anschließend werden die Betroffenen nach ihren Wahrnehmungen während der Schlafparalyse befragt. Viele berichten dann auch von Halluzinationen mit Bildern einer Gestalt, die sich ihnen genähert habe, und dem gleichzeitigen Gefühl der Wehrlosigkeit und Angst. Dies sei der Übergangsphase zwischen Traum- und Wachphase zuzuschreiben, so Veauthier.

„Schafparalysen können im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Narkolepsie oder Schlafapnoe häufiger auftreten. Wenn wir diese im Schlaflabor diagnostiziert haben, können wir gezielt gegen Schlafparalysen, aber auch gegen die anderen damit verbundenen Symptome vorgehen“, so Veauthier.

Doch auch ganz ohne eine begleitende Erkrankung können die Schlafparalysen auftreten. Denn die Krankheiten Narkolepsie und Schlafapnoe sind nur einige der Risikofaktoren.

Schlafparalysen vorbeugen und Risikofaktoren meiden:

  • Auf regelmäßige und ausreichende Schlafenszeiten achten

  • Die Rückenlage vermeiden, etwa durch spezielle Stützkissen

  • Auf den Konsum von Drogen verzichten

  • Nicht rauchen

  • Sanftes Licht am Bett anschalten

  • Gegen Stress vorbeugen

  • Abends auf Fernsehen und Handy verzichten, um den Blaulicht-Einfluss vor dem Schlafen zu reduzieren

Mit Schlafparalysen umgehen lernen

Durch seine langjährige Erfahrung mit den Schlafparalysen hat Thomas Beingodig inzwischen einen Umgang damit gefunden: „Ich schaffe es heute, meine Halluzinationen weniger ernst zu nehmen.“ Manchmal erkennt er die Anzeichen beim Einschlafen oder Aufwachen schon frühzeitig und kann den Schlaf unterbrechen. Oder es gelingt ihm, durch gurgelnde Geräusche seine Frau auf sich aufmerksam zu machen, die ihn durch Schütteln und Bewegen aus der Erstarrung befreit.

Doch die verstörenden Eindrücke lassen ihn oft länger nicht los. „Mir hilft es, ein Schlafparalyse-Tagebuch zu führen. Denn es ist wichtig, dass man verarbeitet, was man erlebt hat“, erzählt er.

Auch der Austausch mit Anderen unterstützt ihn. Thomas Beingodig hat sich auf einer speziellen Facebook-Gruppe für Betroffene und Angehörige vernetzt: „Es tut gut, verstanden zu werden, zu merken, dass man nicht spinnt.“ Doch er sieht dort auch, wie unterschiedlich Betroffene auf ihre Erfahrungen reagieren. Einige haben regelrecht Angst vor dem Schlafengehen und leiden sehr.

Welche Schlafparalyse-Behandlung gibt es?

In solchen schweren Fällen ist es möglich, mit Hilfe von Medikamenten wie Antidepressiva den REM-Schlaf zu unterdrücken und so die Schlafparalysen zu verhindern. Dazu müssen die Lähmungen aber zunächst in einem Schlaflabor diagnostiziert werden, betont der Schlafmediziner: „Je nachdem, ob andere Erkrankungen die Auslöser sind und wie das Gesamtbild der Symptome aussieht, empfehlen wir Betroffenen eine angepasste Therapie. Es müssen nicht immer Medikamente sein. Auch Veränderungen des Schlafverhaltens, etwa die Rückenlage zu meiden, können sich effektiv auswirken.“

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Veröffentlicht am 22.05.2023

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