„Wer steckt sich denn heute noch mit Syphilis an?“ – das ist eine häufige Reaktion, wenn von der Krankheit die Rede ist. Doch seit 2010 steigen die Zahlen der Syphiliserkrankungen in Europa stetig an. Ein Grund dafür kann ein Mangel an Aufklärung sein und eine schwindende Achtsamkeit, was die Verhütung beim Geschlechtsverkehr angeht.
Die Ansteckungszahlen der Geschlechtskrankheit Syphilis haben in Deutschland mit rund 8.500 Fällen einen absoluten Höchstwert erreicht. Trotzdem scheinen viele Menschen zu glauben, dass Syphilis eine Krankheit aus alten Zeiten ist. Wir erklären, welche Folgen eine Ansteckung haben kann und wie man sie vermeidet.
Was ist Syphilis und wie wird sie übertragen?
Syphilis, auch bekannt als Lues, ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die bei Nichtbehandlung ernsthafte Langzeitfolgen haben kann. Die Infektion wird durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht. Dieser Erreger kann nur im Menschen überleben. Bei Ansteckung beträgt die Inkubationszeit ca. 14 bis 24 Tage.
Die Wahrscheinlichkeit, sich bei einer infizierten Person anzustecken, liegt bei 30 Prozent. Die Krankheit wird hauptsächlich durch ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr übertragen. Dabei muss ein direkter Kontakt zur infizierten Schleimhaut bestehen.
Während der Schwangerschaft kann die Syphilis von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden. Eine Ansteckung über kontaminierte Gegenstände (z. B. Nadeln) ist möglich, aber gering. Das Gleiche gilt für kontaminierte Blutkonserven.
Wer ist am meisten von Syphilis betroffen?
In Deutschland hat sich die Ansteckungsrate bei Syphilis in den vergangenen 20 Jahren vervielfacht. Im Jahr 2000 gab es in Deutschland ca. 2.000 Syphilis-Infektionen, im Jahr 2023 waren es etwa 8.500 – also mehr als vier Mal so viele.
In einigen Städten wie Berlin, Köln und München ist die Inzidenz besonders hoch, teilweise über 50 Fälle pro 100.000 Einwohner. Die Bevölkerungsdichte und höhere Bereitschaft, die Sexualpartnerin oder den Sexualpartner zu wechseln, machen Großstädte zur perfekten Ausbreitungsplattform für die Krankheit.
Die Betroffenen sind überdurchschnittlich männlich und auch in der Gruppe der jungen Erwachsenen ist die Ansteckungsrate erhöht. Bei Frauen ist es die Altersgruppe von 25 bis 29 Jahren, die am häufigsten von der Krankheit betroffen ist. Hier infizieren sich die Betroffenen hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit erkrankten Männern.
Die Krankheit verläuft zyklisch. Das bedeutet, dass sich beschwerdefreie und symptomatische Phasen abwechseln. Es kann dadurch fälschlicherweise der Eindruck entstehen, dass die Syphilis spontan ausgeheilt ist.
Ohne Behandlung kann die Krankheit in das Tertiärstadium übergehen, in dem es zu schweren Schäden an Organen, Nervensystem und Knochen kommen kann. Selbst, wenn die Erkrankung ohne Symptome verläuft. Im schlimmsten Fall folgen ein Organversagen und Lebertumore.
Was versteht man unter der Spätsyphilis?
Die Spätsyphilis ist ein fortgeschrittenes Stadium der Syphilis-Erkrankung, welches sich oft erst viele Jahre nach der Infektion entwickelt. Die Spätsyphilis tritt bei etwa einem Drittel der unbehandelten Patientinnen und Patienten auf, manchmal sogar erst Jahrzehnte nach der Erstinfektion.
Die Spätsyphilis kann mit Penicillin behandelt werden, allerdings ist eine hochdosierte intravenöse Gabe bei Neurosyphilis erforderlich.
Wie wird Syphilis diagnostiziert und behandelt?
Die Diagnose von Syphilis erfolgt durch verschiedene Methoden wie zum Beispiel Bluttests, bei denen Antikörper gegen Treponema pallidum nachgewiesen werden können. In einigen Fällen kann auch eine Untersuchung von Gewebeproben erforderlich sein.
Bei einer frühzeitigen Erkennung kann Syphilis erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden, meist Penicillin. Auch bei Schwangeren und während der Stillzeit. Es ist wichtig, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, sobald Symptome auftreten oder ein Risiko für eine Infektion besteht, um eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sicherzustellen und schwerwiegende Spätfolgen zu vermeiden.
Wichtige Informationen zur Prävention und Beratung
Die Prävention von Syphilis umfasst verschiedene Maßnahmen, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren. Dazu gehört die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr, insbesondere bei wechselnden Partnerinnen oder Partnern. Sie können eine Ansteckung jedoch nicht vollständig verhindern.
Syphilitische Geschwüre im Mundraum können beim Küssen zu einer Ansteckung führen. Auch das Berühren von Hautveränderungen, Geschwüren oder nässenden Hautstellen kann zur Übertragung beitragen. Sollte es zu Hautkontakt mit potenziell infektiösen Stellen kommen, müssen diese umgehend gründlich gewaschen und desinfiziert werden.
Regelmäßige Untersuchungen bei einer Ärztin oder einem Arzt, insbesondere bei einem erhöhten Risiko, können helfen, eine Infektion frühzeitig zu erkennen. Für Betroffene von Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten gibt es Möglichkeiten sich anonym beraten zu lassen. Vielen Gesundheitsämter oder Aidshilfen bieten diese Art der Unterstützung an. Dort kann man sich bei Bedarf auch testen lassen, wenn man nicht direkt einen Arzt aufsuchen möchte. Im Internet gibt es eine Übersicht über diese Angebote.
Fazit: Syphilis ist eine ernstzunehmende sexuell übertragbare Krankheit, die unbehandelt schwere Folgen haben kann. Die Aufklärung über Ursachen, Symptome und Präventionsmaßnahmen ist von großer Bedeutung, um das Infektionsrisiko zu reduzieren und eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.