Welche Herausforderungen bringt die digitale Zeiterfassung?
Die Pflicht zur digitalen Zeiterfassung wird für Arbeitgebende wie Arbeitnehmende eine ziemliche Umstellung bedeuten. Zunächst muss ein passendes System gefunden und angeschafft werden. Doch dann gehen die Herausforderungen erst los. "Ein Problem ist der drohende Vertrauensverlust der Mitarbeitenden, die sich überwacht und kontrolliert fühlen könnten", berichtet Klaus Dettmar von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Das kann zu einer Verschlechterung des Betriebsklimas und sinkender Motivation führen. Mit Fokussierung auf den Zeitaspekt werden viele Mitarbeiter vorrangig zeit- statt ergebnisorientiert arbeiten, so dass weniger die Produktivität als vielmehr die Anzahl der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden in den Mittelpunkt rückt. Zwar ist Vertrauensarbeitszeit weiterhin möglich, diese muss jedoch auch komplett erfasst werden.
In der Praxis wird auch bemängelt, dass die elektronische Dokumentation der Arbeitszeit in gewissen Situationen nicht durchführbar ist. Mangelhafter Breitbandausbau kann die elektronische Arbeitszeiterfassung beispielsweise in ländlichen Regionen mit schlechtem Internetempfang schwierig oder sogar zeitweise unmöglich machen.
Auch der Datenschutz ist ein Thema. Um Datenschutzproblemen durch überflüssige Datenerhebung vorzubeugen, sollten nur die für die Zeiterfassung tatsächlich notwendigen Daten protokolliert und die übrigen anonymisiert werden. Wenn ein Baubetrieb beispielsweise die Arbeitszeit seiner Maurer auf den Baustellen durch eine App erfassen lässt, müssten die Arbeitnehmenden sich nur zu Arbeitsbeginn und -ende sowie in den Pausen jeweils einmal per Knopfdruck ein- bzw. ausloggen. Die erfassten Arbeitszeiten könnten dann automatisch direkt ins Büro auf den PC übertragen und verarbeitet, darüber hinausgehende Bewegungsdaten aber nicht aufgezeichnet werden.