Übungen nach einem Bandscheibenvorfall: So kommen Sie wieder auf die Beine

Redaktion
IKK classic

Ein Bandscheibenvorfall ist schmerzhaft. Dennoch gilt: Bewegung ist eine der besten Methoden gegen Rückenschmerzen. In 80 bis 90 Prozent der Fälle lässt sich eine Operation vermeiden.

Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit in Deutschland. Zu wenig Bewegung, einseitige Belastung am Arbeitsplatz sowie Übergewicht sind Gift für den Rücken. Jahrelange Fehlbelastungen können zudem zu einem Bandscheibenvorfall führen.

Die Bandscheiben sind kleine Polster, die zwischen den Wirbeln sitzen. Diese haben einen weicheren Kern. Bei einem Bandscheibenvorfall gerät dieser Gallertkern aus den Fugen und drückt gegen den äußeren Faserring. Das kann zunächst zu einer Bandscheibenverwölbung (Protrusion) führen. Allein das kann sehr schmerzhaft sein.

Reißt der Faserring, dringt der Gallertkern nach außen. Er drückt auf die Nerven in der Wirbelsäule. Das verursacht teils heftige Schmerzen. Meistens kündigt sich ein Bandscheibenvorfall nicht an, sondern tritt plötzlich auf.

Wenn Sie glauben, dass Sie einen Bandscheibenvorfall haben, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn Sie für mehrere Tage an starken Rückenschmerzen leiden, die nicht besser werden.

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Die Bedeutung von Bewegung nach einem Bandscheibenvorfall

Wenn Sie einen Bandscheibenvorfall haben, sollten Sie Ihren Rücken zunächst schonen. „Bei einem so akuten Ereignis muss man dem Körper erst einmal Ruhe gönnen“, erklärt Dr. Michael Schubert, Spezialist vom Wirbelsäulenzentrum Apex Spine in München. Die Akutphase dauert in der Regel etwa zwei bis drei Tage.

Danach heißt es: „Bewegung, Bewegung, Bewegung“, betont Dr. Michael Schubert. Sein Motto lautet: „Bewegung ist Medizin.“ Das gilt insbesondere bei einem Bandscheibenvorfall.

Die Bewegung lockert die angespannte Muskulatur und sorgt so für Entspannung. Gezieltes Training hilft nach einem Bandscheibenvorfall, dass der Rücken beweglich und gleichzeitig belastbar bleibt. Bei einer zu langen Ruhephase baut der Körper dagegen Muskulatur ab. Das ist kontraproduktiv.

Außerdem werden durch Bewegung Glückshormone freigesetzt. „Das sorgt dafür, dass wir uns gut fühlen.“

Der richtige Zeitpunkt für die ersten Übungen

Jeder Bandscheibenvorfall verläuft anders. Im Schnitt braucht der Körper etwa vier bis sechs Wochen, um das ausgetretene Gewebe von selbst abzubauen. Danach sollten sich die Beschwerden deutlich verringern. Früher lautete die Devise, in dieser Zeit den Rücken möglichst zu schonen und ihm Ruhe zu gönnen.

Heute weiß man: Aktivierende Krankengymnastik, Entspannungsübungen und gezieltes Rückentraining helfen frühzeitig gegen die Rückenschmerzen. „Das sollte jedoch unbedingt unter professioneller Anleitung erfolgen“, betont Dr. Michael Schubert. „Denn man kann dabei auch viel falsch machen, was die Beschwerden und Symptome verschlimmert“, betont der Wirbelsäulen-Spezialist.

Er zieht einen Vergleich: „Wenn Sie mit dem Golfen anfangen, schauen Sie sich auch nicht im Internet Videos von Tiger Woods an und gehen dann auf den Golfplatz und schwingen drauflos.“ Dafür nimmt man zunächst Trainingsstunden und macht die Platzreife, um zu überprüfen, ob man bereit dazu ist, allein zu spielen.

Genau das sollte nach einem Bandscheibenvorfall auch passieren. „Die ersten Übungen sollte man unter professioneller Aufsicht machen. Wenn sie richtig sitzen, kann man sie auch allein zu Hause machen.“

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Rückenübungen nach einem Bandscheibenvorfall

Um den Rücken nach einem Bandscheibenvorfall zu trainieren, eignen sich generell viele Übungen. Der Wirbelsäulen-Spezialist rät zu Trainingsformen wie Pilates oder Yoga. Beide Methoden beinhalten effektive Übungen zum funktionellen Rückentraining.

Dabei werden nicht einzelne Muskelgruppen isoliert angesteuert, sondern die gesamte Rumpf- und Rückenmuskulatur. Beim Pilates spricht man vom „Powerhouse“. Das ist das Zusammenspiel der tiefen Muskulatur in Bauch, Rücken, Zwerchfell und Beckenboden. Diese Muskelgruppen helfen, die Wirbelsäule zu stabilisieren und machen sie belastbarer.

Diese Übungen können beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall helfen:

Der Superman

Schritt 1
Legen Sie sich auf den Bauch, strecken Sie Arme und Beine aus

Schritt 2
Heben Sie Arme und Beine vom Boden ab, halten Sie die Position für 5 bis 10 Sekunden

Schritt 3
Legen Sie Arme und Beine wieder ab. Wiederholen Sie die Übung bis zu 10-mal.

Illustration der Übung "Der Superman"
Illustration der Übung "Die Brücke"

Die Brücke

Schritt 1
Legen Sie sich auf den Rücken. Stellen Sie die Füße auf und winkeln die Beine an. Legen Sie die Hände neben den Körper.

Schritt 2
Heben Sie das Becken an, sodass Knie, Becken und Schultern eine Linie bilden. Spannen Sie Bauch und Gesäß an.

Schritt 3
Halten Sie die Position für etwa 5 Sekunden. Danach lassen Sie das Becken langsam wieder zur Matte sinken. Wiederholen Sie die Übung bis zu 10-mal.

Die Kobra

Schritt 1
Legen Sie sich flach auf den Bauch und stellen die Hände flach neben den Schultern auf.

Schritt 2
Heben Sie Kopf und Brust vom Boden ab. Die Kraft kommt dabei aus dem Rücken, nicht den Armen.

Schritt 3
Versuchen Sie, die Arme soweit wie möglich, durchzustrecken. Wem das zu viel ist, kann sich zunächst an die „kleine Kobra“ herantasten. Dabei bleiben die Arme angewinkelt. Der Oberkörper geht nicht so weit nach oben.

Halten Sie die Position für etwa 30 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung nach einer kurzen Pause.

Illustration der Übung "Die Kobra"

Beim Ausführen von allen Übungen gilt: Sprechen Sie mit einer Ärztin, Physiotherapeutin, einem Arzt oder Physiotherapeuten, um abzuklären, welche am besten für Sie geeignet sind. Beginnen Sie mit dem Training immer langsam und steigern die Intensität nach und nach, wenn Sie sich sicher fühlen. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. Übertreiben Sie es nicht. Schmerzen sollten insbesondere bei einem Bandscheibenvorfall auf keinen Fall ignoriert werden.

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Geduldig bleiben und Rückfall vermeiden

Der Heilungsprozess bei einem Bandscheibenvorfall braucht seine Zeit. In der Regel dauert das zwischen vier bis sechs Wochen. Bis dahin sollte der Körper das hervorgetretene Material von selbst resorbiert haben. „In 80 bis 90 Prozent der Fälle können Bandscheibenvorfälle meiner Erfahrung nach konservativ behandelt werden“, sagt Dr. Michael Schubert. Das heißt, dass die Probleme auch ohne Operation wieder verschwinden.

Um anschließend einen erneuten Bandscheibenvorfall zu vermeiden und den Rücken dauerhaft gesund zu halten, sollte das funktionelle Training fortgesetzt werden. Das hilft übrigens auch, um einen Bandscheibenvorfall vorzubeugen. Regelmäßiger Sport und ausreichend Bewegung sind ebenfalls gut für den Rücken. Dazu gehört beispielsweise, im Alltag die Treppe zu nehmen statt den Fahrstuhl.

Auch richtiges Heben ist wichtig für einen gesunden Rücken: „In die Hocke gehen wie ein Gewichtheber und die Last über die Beine aufheben.“ Wer im Alltag viel sitzt, sollte zum Ausgleich regelmäßig aufstehen und sich kurz bewegen. „Sitzen ist Gift für den Rücken“, betont der Experte. „Um den Rücken dabei zu entlasten, sollte man etwa jede halbe Stunde seine Position wechseln.“

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Veröffentlicht am 11.12.2024

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