Frau sitzt vor einem Tablet in einer Videosprechstunde mit einem Arzt, der ihr Röntgenbilder erklärt

Arztbesuch online: So funktioniert die Video-
sprechstunde

Die moderne Technologie hat unser Leben in vielerlei Hinsicht revolutioniert – und die Gesundheitsversorgung bildet da keine Ausnahme. Der virtuelle Arztbesuch (Videosprechstunde) ist oft eine zeitsparende Alternative zum persönlichen Praxisbesuch. Wir erklären, wie ein virtueller Arztbesuch abläuft, was die Vorteile sind und was Sie beachten sollten.

Die Videosprechstunde ermöglicht es Patientinnen und Patienten, medizinische Beratung und Unterstützung online zu erhalten, ohne physisch eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. Dies geschieht meist über Videogespräche oder spezielle Plattformen und Apps, die eine direkte Kommunikation mit zugelassenen Ärztinnen und Ärzten ermöglichen.

Doch wie genau läuft die Videosprechstunde ab? Können sich Patientinnen und Patienten vom Arzt digital krankschreiben oder überweisen lassen? Die Expertinnen Katrin Tamm und Lisa Schockenhoff, Referentinnen bei der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH, geben Einblicke und Infos rund um den Arzttermin online und die Videosprechstunde.

Wie funktioniert ein virtueller Arztbesuch?

Ein virtueller Arztbesuch läuft nach Auskunft der Expertinnen Katrin Tamm und Lisa Schockenhoff im Wesentlichen folgendermaßen ab:

  • Online-Terminbuchung:

    Die Online-Terminvergabe für eine Videosprechstunde erfolgt entweder über die Praxis oder einen Videodienstanbieter (z. B. TeleClinic). Entsprechende Apps, wo Sie auf der Startseite nach dem Namen einer Arztpraxis, nach einem Besuchsgrund oder nach einem Fachgebiet suchen können, bieten ebenfalls die Möglichkeit einer Terminbuchung. Aus dem Angebot an Fachärztinnen und -ärzten suchen Sie einen für Sie und Ihre Bedürfnisse passenden Arzt aus. Anschließend erscheinen mögliche Terminvorschläge. 

  • Einwilligung:

    Vor der ersten Videosprechstunde müssen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten die Einwilligungserklärung der Patientin/des Patienten für die Durchführung der Videosprechstunde einholen.

  • Einwahl:

    Die Patientin oder der Patient wählt sich mit den vor dem Termin erhaltenen Zugangsdaten beim Videodienstanbieter ein. Dies ist in der Regel ganz einfach auch ohne einen eigenen Account möglich. Sie sollten lediglich auf eine ruhige und störungsfreie Umgebung achten. Die Patientin oder der Patient wartet dann so lange im “Online-Wartezimmer”, bis er/sie von der Ärztin oder dem Arzt oder Psychotherapeutin/-therapeuten zugeschaltet wird. 

  • Abrechnung:

    Sofern es sich um einen Erstkontakt handelt, hält die Patientin oder der Patient zwecks Identitätsüberprüfung und Datenabgleich die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in die Kamera.

  • Virtuelle Sprechstunde:

    Alle anwesenden Personen im Raum stellen sich auf beiden Seiten vor und die Videosprechstunde kann beginnen.

  • Nachbereitung:

    Wenn die Videosprechstunde beendet ist, melden sich beide Seiten ab. Die Ärztin oder der Arzt bzw. die Psychotherapeutin/ der Psychotherapeut dokumentiert die Behandlung im Praxisverwaltungssystem und stellt ggf. eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) oder ein eRezept aus.

Versicherte der IKK classic können TeleClinic kostenlos nutzen

Das Beste ist: Wenn Sie bei der IKK classic versichert sind, können Sie TeleClinic kostenlos nutzen. So können Sie persönliche ärztliche Beratungsgespräche einfach digital wahrnehmen. Mit der App stehen Ihnen Ärzte aller wichtigen Fachrichtungen zur Verfügung und helfen in einer digitalen Sprechstunde bei Beschwerden wie Rücken- sowie Kopfschmerzen, Erkältungen und grippalen Infekten, Blasenentzündungen oder Hautveränderungen.

Das geht ganz einfach: App herunterladen, registrieren und einen medizinischen Fragebogen ausfüllen.

So gelangen Sie hin

Wann ist eine Online-Beratung in der Arztpraxis sinnvoll?

Telemedizinische Methoden kommen in allen medizinischen Fachgebieten zum Einsatz: ob Fragen zu Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Übelkeit, seelische Probleme, Wundheilung, chronische Leiden oder andere gesundheitliche Belange. Dabei eignet sich die Videosprechstunde besonders für Umstände, in denen ein Patient oder eine Patientin nicht persönlich in der Praxis erscheinen muss oder kann. Deshalb nutzen inzwischen auch viele stationäre Praxen eine Video-Sprechstunde:

  • Beratung: Wenn es hauptsächlich um Beratung oder ein Gespräch geht und keine eingehendere körperliche Untersuchung notwendig ist, bietet sich eine Videosprechstunde an. So etwa bei Routinefragen, der Besprechung von Befunden oder weiterführenden Therapien, der Verschreibung von Medikamenten oder der Überwachung chronisch Kranker.

  • Nicht-akute Probleme: Wenn Symptome nicht medizinisch notwendig und zwingend ärztliches Handeln erfordern (z. B. Hautprobleme, Erkältung), ist eine Videosprechstunde oftmals ausreichend. Für Hautprobleme gibt es bei der TeleClinic beispielsweise speziell den Skin Checker.

  • Fehlende Mobilität: Menschen, die ohne Auto in abgelegenen oder ärztlich unterversorgten Gegenden leben oder die eingeschränkt mobil sind, z. B. nach Operationen oder bei Gehbehinderung, können bequem von zuhause aus mit dem Arzt oder der Ärztin sprechen (Barrierefreiheit).

  • Vorteile: Insbesondere die Zeitersparnis (keine Anfahrtswege oder Krankentransporte, keine Wartezeiten in der Arztpraxis) sowie das Vermeiden einer Ansteckung.

Können Ärztinnen und Ärzte virtuell eine Krankmeldung schreiben?

"Ja, die Ausstellung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ist für alle Ärztinnen und Ärzte auch im Rahmen einer Videosprechstunde möglich", bestätigen die Expertinnen. Patientinnen und Patienten haben aber keinen Anspruch auf die Krankschreibung per Videosprechstunde. Die Entscheidung darüber liegt bei der Ärztin oder beim Arzt.

Voraussetzung ist, dass die Symptomatik eine eindeutige Beurteilung per Video zulässt. Die Ausstellung einer Erstbescheinigung ist für in der Praxis bekannte Patientinnen und Patienten bis zu sieben Tage, für unbekannte bis zu drei Tage möglich. Eine Folge-AU kann nur ausgestellt werden, wenn die Patientin oder der Patient zuvor persönlich in der Praxis untersucht wurde.

Service

Alles zur Telemedizin einfach erklärt

Online-Sprechstunden oder das Telemonitoring von Gesundheitsdaten sind mittlerweile gängige Verfahren der Telemedizin. Alle Begriffe auf einen Blick. Mehr zur Telemedizin

Wann ist ein persönlicher Besuch in der Arztpraxis vorzuziehen?

Im Notfall, bei schweren Verletzungen und sämtlichen Krankheitsbildern, die einen direkten Arzt-Patienten-Kontakt notwendig machen, ist ein persönlicher Besuch in der Praxis unerlässlich. Gleiches gilt bei Untersuchungen oder Diagnoseverfahren, die zwingend eine physische Anwesenheit der Patientinnen und Patienten erfordern (z. B. Blutentnahmen, Röntgen).

Die Telemedizin-Expertinnen fügen noch weitere Umstände an: "Ein persönlicher Besuch in einer Praxis ist auch dann vorzuziehen, wenn (technische) Schwierigkeiten beim Zugang zur Videosprechstunde bestehen oder kein adäquates technisches Equipment zur Durchführung der Videosprechstunde vorhanden ist. Benötigt werden eine stabile Internetverbindung sowie ein geeignetes Endgerät mit integriertem Mikrofon, Lautsprecher und Kamera."

Wer übernimmt die Kosten für die Videosprechstunde?

Versicherte der IKK classic sind entweder in der Praxis bekannt oder können der Ärztin oder dem Arzt am Anfang des Kontakts ihre IKK Gesundheitskarte vorzeigen, damit die Kosten für die Online-Sprechstunde übernommen werden. "Die Leistungen der Videosprechstunde dürfen von Ärztinnen und Ärzten (ausgenommen sind Laborärzte, Nuklearmediziner, Pathologen und Radiologen) sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten nur erbracht und abgerechnet werden, sofern die Voraussetzungen der Anlage 31b zum Bundesmantelvertrag-Ärzte erfüllt sind", so Tamm und Schockenhoff.

Die Vereinbarung regelt einzelne technische und organisatorische Anforderungen an die Videodienstanbieter, die Ärztinnen und Ärzte sowie Teilnehmende an einer Videosprechstunde in der vertragsärztlichen Versorgung, insbesondere Einzelheiten hinsichtlich Qualität und Sicherheit.

Ihre elektronische Patientenakte

Mithilfe der elektronischen Patientenakte haben Sie Ihre Gesundheitsdaten bei Bedarf zur Hand. Wir erklären, wie Installation und Registrierung funktionieren. Mehr zur elektronischen Patientenakte

Apps für Videosprechstunden

Welche App für die Videosprechstunde genutzt wird, hängt in erster Linie davon ab, welches System die entsprechenden Praxen nutzen, bei denen ein Termin vereinbart werden soll.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat auf ihrer Website eine Liste aller zertifizierten Videodienstanbieter veröffentlicht. Zu den bekanntesten zählen TeleClinic, Doctolib und Jameda (Anm. d. Red.).

Medizinische Beratung

Unsere Experten von IKK Med, TeleClinic und BetterDoc beantworten kostenfrei Ihre Fragen. Zur Beratung

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