Ein positiver Schwangerschaftstest kann sich für Familien mit Kinderwunsch wie ein Wunder anfühlen. Eine Schwangerschaft wirkt auch deshalb so unbegreiflich, weil die vielen kleinen Schritte vom Eisprung, über das Zusammentreffen von Spermium und Eizelle zum richtigen Zeitpunkt, bis zum erfolgreichen Wachstum eines Embryos absolut punktgenau ablaufen müssen. Tatsächlich ist es so, dass bei diesen zahlreichen Zufällen und Zwischenschritten die Wahrscheinlichkeit relativ hoch ist, dass es zu Fehlverläufen kommt. Und gerade in den ersten Wochen einer Schwangerschaft gibt es immer wieder Komplikationen. Eine davon kann die Eileiterschwangerschaft sein.
Eine Eileiterschwangerschaft ist eine häufige Komplikation in der Frühschwangerschaft, die im Zweifel sogar lebensbedrohlich sein kann. Ein Experte erläutert, was eine Eileiterschwangerschaft ist, was mögliche Warnzeichen, Ursachen und Risiken sind und wann Sie unbedingt den Notruf wählen sollten.
Was ist eine Eileiterschwangerschaft?
Im Eileiter, auf dem Weg der Eizelle vom Eierstock zur Gebärmutter, findet beim Zusammentreffen von Spermium und Ei die Befruchtung statt. Für gewöhnlich wird die befruchtete Eizelle daraufhin Richtung Gebärmutter (Uterus) transportiert und nistet sich dort in die Schleimhaut ein. Bei einer Eileiterschwangerschaft bleibt das befruchtete Ei jedoch in der Schleimhaut des Eileiters liegen und beginnt stattdessen, hier zu wachsen.
In vielen Fällen stirbt die Zelle von selbst ab, was manchmal sogar unbemerkt bleibt. Doch bisweilen zerreißt das an der falschen Stelle wachsende Gewebe auch. Das kann zu starken Blutungen führen und bei einem dramatischen Verlauf lebensbedrohlich sein: Die Eileiterschwangerschaft betrifft etwa ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften, bedingt jedoch bis zu sechs Prozent der mütterlichen Todesfälle während der Schwangerschaft. Es ist daher sehr wichtig, die Anzeichen und Risiken zu kennen, um im Zweifelsfall rechtzeitig zu handeln.
Risikofaktoren einer Eileiterschwangerschaft
Doch warum schafft eine Eizelle ihren Weg in die Gebärmutter nicht? Meist wird die Wanderung durch den Eileiter durch mechanische Hindernisse oder funktionelle Störungen des Eileiters beeinträchtigt. Diese wiederum können unterschiedliche Ursachen haben.
Dr. John-Kilian Rehbein, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Schön Klinik Rendsburg, erläutert, welche Einflussfaktoren das Risiko für eine Fehlfunktion des Eizellentransports erhöhen:
Zu betonen ist aber, dass Eileiterschwangerschaften auch unabhängig von den beschriebenen Risikofaktoren auftreten können.
Symptome und Diagnostik einer Eileiterschwangerschaft
Die Anzeichen einer Eileiterschwangerschaft sind unterschiedlich und nicht immer offensichtlich. Oft können sie bis zum Riss ganz ausbleiben. Daher führt meist die Zusammenschau aus verdächtigen Symptomen in Kombination mit einem positiven Schwangerschaftstest zur Diagnose. „Klinisch können sich leider sehr tückische Verläufe zeigen“, sagt Dr. Rehbein.
Haben Sie einen positiven Schwangerschaftstest, sollten Sie in der Regel eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen aufsuchen. Dort werden das sogenannte Schwangerschaftshormon beta-hCG im Urin kontrolliert und eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Im Ultraschall kann etwa ab der sechsten Woche die korrekte Lage innerhalb der Gebärmutter dargestellt werden: Dies wird am in der angelegten Fruchthöhle liegenden Dottersack erkannt. Damit wäre eine Eileiterschwangerschaft ausgeschlossen. „Wenn Sie aber in der Gebärmutter nichts sehen, ist es suspekt und könnte auf eine Eileiterschwangerschaft hindeuten“, erklärt Dr. Rehbein. „Die im Eileiter liegende Fruchthöhle selbst sehen Sie nur in der Hälfte der Fälle im Ultraschall.“ Ein verstecktes Problem also.
In den meisten Fällen wird die Eileiterschwangerschaft erkannt, bevor es zu schwerwiegenden Komplikationen kommt. Wichtig ist aber bei der Kombination von Warnsymptomen aufzumerken und rechtzeitig zu handeln. Liegt ein positiver Schwangerschaftstest in Begleitung mit einem der folgenden Symptome vor, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Notfall und Sie sollten schnellstmöglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen:
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Eileiterschwangerschaft
Hat sich das Ei erstmal an der falschen Stelle eingenistet, kann es sich nicht zum Embryo entwickeln und die Schwangerschaft muss zum Abbruch geführt werden. In sehr frühen Stadien kann sie manchmal noch medikamentös beendet werden. Meistens ist jedoch eine Bauchspiegelung notwendig, um das absterbende Gewebe chirurgisch zu entfernen. Kommt es aufgrund innerer Blutungen zur Kreislaufinstabilität, muss eine Notfall-Operation durchgeführt werden, um die Blutung chirurgisch zu stoppen.
In den meisten Fällen kann man das Material sanft entfernen und die Durchgängigkeit des Eileiters gleichzeitig erhalten. „Es ist jedoch nicht immer möglich, den Eileiter intakt zu halten“, sagt Dr. Rehbein. „Auch wenn eine Frau auf der gleichen Seite zum wiederholten Mal eine Eileiterschwangerschaft hat, sollte man vor der Operation mit ihr besprechen, dass man diesen gegebenenfalls entfernen sollte. In Anbetracht des sehr hohen Risikos, dass es erneut zur Eileiterschwangerschaft kommt.“
Für Frauen mit Kinderwunsch und wiederkehrenden Eileiterschwangerschaften kann die Methode der künstlichen Befruchtung dann eine große Hilfe sein. Zwar ist bei der künstlichen Befruchtung auch das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft leicht erhöht, aber hier ist das Risiko viel geringer, als auf natürlichem Wege, wenn durch wiederkehrende Fehl-Einnistungen schon erkannt wurde, dass der Transport über den Eileiter nicht funktioniert. Auch wenn aufgrund der Operation der Eileiter nicht erhalten bleiben konnte, ist die künstliche Befruchtung für die Frau eine gute Möglichkeit, doch erfolgreich schwanger zu werden.
Psychologische Nachsorge nach Eileiterschwangerschaft
Stellt sich nach einem positiven Schwangerschaftstest heraus, dass die Schwangerschaft abgebrochen werden muss, geht dies meist mit einer großen psychischen Belastung für die betroffene Frau einher. Bei einer Eileiterschwangerschaft kommt möglicherweise noch der Schock des Notfall-Ereignisses hinzu, ein bedrohliches Gefühl, das traumatisch sein kann. „Wenn notoperiert und gegebenenfalls Blut transfundiert werden muss, kann dies ein belastendes Ereignis sein. Eine psychologische Nachsorge ist dann auf jeden Fall empfehlenswert“, so Dr. Rehbein. „Wir geben Frauen immer mit, dass sie nicht allein damit sind.“
Was viele nicht wissen: Tatsächlich sind Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft häufig. Rund 25 Prozent aller Schwangerschaften enden früh in einem Abort – das ist normal. „Aber noch wichtiger ist, dass man sich davon nicht entmutigen lässt. Für die meisten Frauen ist es nach so einem Ereignis immer noch gut möglich, auf natürlichem Wege schwanger zu werden.”
Dennoch wiegt die Traurigkeit über den missglückten Versuch bei vielen zunächst schwer. Aus diesem Grund gibt es spezielle Beratungsstellen für Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, wo den Betroffenen Unterstützung angeboten wird. Wer nach einem Ereignis das Bedürfnis hat, psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen, ist demnach nicht allein und kann sich jederzeit an entsprechende Vermittlungsstellen wenden oder auch seinen Arzt oder seine Ärztin dazu kontaktieren. Eine gute psychologische Nachbetreuung kann von entscheidender Bedeutung sein.