Herztrans­plantation: Ein Erfahrungs­bericht

Eine verschleppte Grippe wurde Manfred Uhl zum Verhängnis. Dilatative Kardiomyopathie lautete die Diagnose – eine krankhafte Erweiterung des Herzmuskels. Nur eine Herztransplantation konnte sein Leben retten.

Manfred Uhl erhielt vor 22 Jahren ein ganz besonderes Geschenk von einer jungen Frau aus Griechenland. Sie spendete ihm ihr Herz. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem der heute 62-Jährige nicht dankbar ist. Er kennt nicht einmal den Namen der jungen Griechin, weiß nur, dass sie an dem Tag gestorben ist, an dem er weiterleben durfte. Ihre Organspende schenkte ihm ein neues Leben.

Warum das alte Herz schlapp machte

Eine verschleppte Grippe zog Manfred Uhls Herz in Mitleidenschaft. Jahrelang behandelten die Ärzte das geschwächte Herz ausschließlich mit Medikamenten. Auf Anweisung des Hausarztes ließ sich die Familie auch zum Thema Organspende informieren. Die medizinischen Prognosen zu einem Leben nach Herztransplantation waren niederschmetternd: Ein Leben lang Mundschutz tragen, eingeschränkte Lebensbedingungen und die Liste der Patienten in Deutschland, die ein Spenderorgan benötigen, ist lang. "Wir haben dann beschlossen, dass sich mein Mann nicht auf die Liste setzen lässt", erklärt Gerda Uhl.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren wurde dass Herz ihres Mannes immer größer, der Herzmuskel erschlaffte zusehends und dessen Funktion lag am Ende unter zehn Prozent. "Morgens nach dem Aufstehen und Zähneputzen war ich schon wieder k.o", und das mit gerade einmal 40, erinnert sich Manfred Uhl. Im Winter 1997 ist dann alles buchstäblich zusammengebrochen. "Man hat mich zweimal reanimiert und dann war ich ganz schnell ganz oben auf der Liste."

Frau zeigt ihren Organspendeausweis

Organspende in Deutschland

Hierzulande ist die Organspende gesetzlich streng geregelt. Eine Lebendspende darf zum Beispiel nur unter Verwandten ersten und zweiten Grades oder zwischen Eheleuten erfolgen. Für jede Organ- oder Gewebe­spende, die nach dem Tod erfolgt, muss der Hirntod eingetreten sein. Dieser muss von zwei Ärzten unabhängig voneinander untersucht und festgehalten werden. Die beiden Mediziner dürfen selbst nicht an der Transplantation beteiligt sein.

Für die Organentnahme nach dem Tod muss eine schriftliche Zustimmung vorliegen, zum Beispiel in Form eines Organspendeausweises. Diesen kann man schnell und unkompliziert bei der Bundeszentrale für gesundheit­liche Aufklärung downloaden. Falls zu Lebzeiten keine schriftliche Einwilligung verfasst wurde, werden die nächsten Angehörigen um eine Entscheidung im Sinne des Verstorbenen gebeten.

Der Tag der Transplantation

Gerda Uhl erinnert sich noch ganz genau an diese drei Wochen, während derer ihr Mann in Lebensgefahr schwebte. Die Aussicht auf ein Spenderherz in so kurzer Zeit ist verschwindend gering, niemand machte ihnen Hoffnung. Und auch für die Kinder, damals acht und zwölf Jahre alt, war es eine schwere Zeit. Sie wussten wie es um ihren Vater stand, das war den Eltern wichtig. "Wir haben unsere Kinder mit einbezogen, sie wussten dass es auch sein kann, dass der Papa es nicht schafft. Als es ihm sehr sehr schlecht ging, habe ich die Kinder mit ins Krankenhaus genommen. Nur wenn sie es mit eigenen Augen sehen, können sie es auch wirklich verstehen", findet die Mutter. Am 19.11. transplantierten die Ärzte das lebensrettende Spenderorgan – in einer achtstündigen Operation im Herzzentrum München.

Ein Herz aus Griechenland

"Das neue Herz kam aus Griechenland", erinnert sich der 62-jährige. Spender war eine junge Frau, mehr weiß Familie Uhl bis heute nicht. Um 13 Uhr begannen die Vorbereitungen für die lebensverändernde OP. Um 21 Uhr dann der erlösende Anruf. Eine Erleichterung, für die ganze Familie, der plötzlich mehr Zeit geschenkt worden war. Wie viel Zeit wusste damals, im Winter 1997 niemand. Mit Prognosen sind die Ärzte sehr vorsichtig, denn es gibt viele Unwägbarkeiten in der Gleichung rund um Organtransplantationen: Die ersten Wochen sind oft entscheidend, die Verträglichkeit der Medikamente spielt dabei genauso eine Rolle wie eine mögliche Abstoßungsreaktion des Körpers.

Zeichnung eines Herzens

Leben nach der Herztransplantation

Die Herztransplantation war ein voller Erfolg, wie man heute weiß. Kurz vor Weihnachten, am 21.12. durfte Manfred Uhl das Krankenhaus verlassen und die Weihnachtsfeiertage im Kreise seiner Familie feiern. Nach Neujahr begann die fünfwöchige Reha-Maßnahme am Tegernsee. Die Lebensqualität des damals 40-Jährigen hat sich durch das neue Organ enorm verbessert. Natürlich bleibt eine lebenslange Medikamenteneinnahme nicht aus. Immunsuppressive Medikamente verhindern die Abstoßung des transplantierten Organs, indem sie die Abwehrreaktion des Immunsystems unterdrücken. Außerdem ist Uhls Körper auf die regelmäßige Einnahme von Blutverdünnern angewiesen.

Komplikationen nach der Herztransplantation

Trotz gelungener Organtransplantation kommt es hin und wieder zu Komplikationen, wie beispielsweise im Jahr 2003. Damals hatte Uhl einen Schlaganfall, ausgelöst von einer Thrombose, die sich an der Narbe bildete und von dort ins Hirn wanderte. Das Ergebnis war eine leichte Lähmung, die sich aber zurückbildete. 2014 ereilte ihn ein zweiter Schlaganfall. Dieser beeinträchtigt seinen Sprechapparat bis heute. Wer ihn zum ersten Mal reden hört, nimmt kaum davon Notiz. Die Blutverdünner sollen derartige Komplikationen in Zukunft verhindern.

Manfred Uhl ist zuversichtlich. Das neue Herz pumpt nun schon seit 22 Jahren das Elexier des Lebens durch seinen Körper. "Ich bin bei einem Nachsorgespezialisten, der einen Patienten betreut, der seit 33 Jahren transplantiert ist."

Organspende – wie ein Sechser im Lotto

Mit dem Gedanken ein fremdes Organ im Körper zu haben, hatte Manfred Uhl nie Probleme. Die Organspende ist für die ganze Familie ein Geschenk und jeder weiß es auf seine Art zu schätzen. "Ich bin einfach dankbar, 22 geschenkte Jahre, das ist wie ein Sechser im Lotto, fasst der 62-jährige es stolz zusammen und seine Frau ergänzt, "es sind geschenkte Jahre, für eine ganze Familie. Wir sind einfach glücklich über jeden Tag, den wir zusammen erleben dürfen.

Schon lange vor diesem Schicksalsschlag besaß die Frau von Manfred Uhl einen Organspendeausweis. Aber erst danach wurde ihr die Tragweite dieser Entscheidung bewusst. "Ich würde ihn jederzeit wieder ausfüllen." Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass man damit nicht nur ein Leben rettet, sondern in gewisser Weise das einer ganzen Familie. Denn ohne Organspende wären ihre zwei Kinder ohne Vater aufgewachsen und Gerda Uhl hätte ohne ihren Mann weiterleben müssen. "Es ist wichtig sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen, denn vielleicht ist man selbst einmal auf ein Spenderorgan angewiesen."

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Unsere medizinischen Experten von IKK Med helfen Ihnen bei Fragen rund um Organspende gerne weiter – täglich rund um die Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800 455 1000.

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