Zwei Auszubildene sitzen mit ihrem Lehrer zusammen am Laptop

Kadim Tas: Chancen­gleichheit – egal, woher man kommt


Nicht alle Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt die gleichen Startbedingungen. Insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Kadim Tas, selbst in der Türkei geboren, will sich damit nicht abfinden – er hilft Jugendlichen mit seiner Initiative "JOBLINGE" beim Einstieg in die Berufswelt.

Welche Rolle spielt die soziale und ethnische Herkunft in unserer Gesellschaft und speziell auf dem Arbeitsmarkt? Diese Frage ist für Kadim Tas in doppelter Hinsicht prägend: Als Vorstand der Initiative "JOBLINGE" will er Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen dabei helfen, den Sprung in die Arbeitswelt zu schaffen. 

Mit "JOBLINGE Kompass" gibt es seit 2016 ein Programm, das sich gezielt an junge Geflüchtete mit gültigem Aufenthaltstitel richtet. Denn bei der Arbeitsplatzsuche haben es Menschen mit ausländisch klingendem Namen oft deutlich schwerer. Diese durch zahlreiche Studien belegte Diskriminierung bestätigt auch Tas: "Vielfalt gibt es meist nur im Niedriglohnsektor, in den höheren Ebenen findet man oft noch homogene Biografien vor. Dort haben es Menschen mit einem diversen Background immer noch schwer." 

Dies wollen Tas und seine Mitstreiter bei JOBLINGE verändern. Seit Kurzem läuft eine neue Initiative namens "PLAN A", die junge Menschen inspirieren und aktivieren möchte, sich mit beruflicher Bildung auseinanderzusetzen. Die Botschafter der Kampagne, darunter auch prominente Persönlichkeiten wie der Fußballer Sebastian Rode, illustrieren, dass auch Scheitern, Neuanfänge und Umbrüche zum Berufsleben dazugehören. Tas ist auf jeden Fall von seinen Schützlingen überzeugt, die er bei den JOBLINGEN betreut: "Ich glaube an die Stärke, die man aus schwierigen Situationen gewinnen kann. Gerade bei Geflüchteten sehe ich ein Riesenpotenzial." 

Vorurteile machen krank

Die IKK classic unterstützt Menschen dabei, einen gesunden Lebensstil zu führen. Dazu gehört auch ein gesunder Umgang miteinander – denn Diskriminierungserfahrungen führen zu Erkrankungen. Um das zu verhindern, gilt es die Ursache zu bekämpfen und Vorurteile abzubauen.

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Eigene Diskriminierungserfahrungen

Tas weiß selbst, wie es sich anfühlt, wenn man nicht so richtig dazugehört. 1976 in der Türkei geboren, mit kurdischen Wurzeln, kommt er als Sohn eines Gastarbeiters bereits als Baby nach Deutschland. Als Jugendlicher folgt die nächste Veränderung: Er zieht mit seinen Eltern von Schwaben in die Metropole Frankfurt. Nicht nur die dortige Skyline, sondern auch der Dialekt stellen den jungen Tas vor eine Herausforderung. Denn das perfekte Schwäbisch versteht plötzlich niemand mehr. 

Tas weiß also, wie es sich anfühlt, wenn man fremd ist. Und wie es ist, wenn man von Diskriminierung betroffen ist: "Ich habe ein Leben lang mit Vorurteilen zu kämpfen. Vor allem stört es mich, wenn mich jemand per se aufgrund meiner Herkunft als hilfsbedürftig einstuft."

Starke Persönlichkeit

Tas will sich mit diesen Ungerechtigkeiten nicht abfinden. Diese begegnen dem Diplom-Politologen auch heute noch in seinem Arbeitsalltag. Da er berufsbedingt viel unterwegs ist – die Zentrale von JOBLINGE ist in München – passiert es immer wieder, dass er in unangenehme Situationen gerät: "Ich werde sehr häufig von Polizisten kontrolliert, ich finde es immer wieder erniedrigend, wenn ich mit meinen Kollegen unterwegs bin und vor versammelter Mannschaft angehalten werde." 

Doch der redegewandte Tas lässt sich von diesen Erlebnissen nicht entmutigen. Er ist alles andere als eine schwache Persönlichkeit – und auch wenn er negative Erfahrungen gemacht hat, bleibt er stets optimistisch. Sein Rat an alle, die Diskriminierung erleben: "Man sollte das nicht zu sehr an sich heranlassen und sich mit positiven Menschen umgeben, die zu einem passen. Es gibt in Deutschland eine unglaubliche Vielfalt, die man jeden Tag genießen kann." Und Vorbilder wie Kadim Tas, die Vorurteile auf eindrucksvolle Weise widerlegen und mit ihrem Einsatz zeigen, wie wir alle gegen Diskriminierung vorgehen können.

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