Mykoplasmen-Infektion: Symptome, Behandlung, Schutzmaßnahmen

Redaktion
IKK classic

Herbst und Winter sind Erkältungszeit. Aktuell steigt die Zahl von schweren Lungenentzündungen stark an, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Ausgelöst werden sie von Mykoplasmen – Bakterien, die schwer krank machen können. Ein Experte erklärt, wie man eine Mykoplasmen-Infektion erkennt und sie behandelt.

Husten, Schnupfen, Müdigkeit, Fieber: Herbst und Winter sind Erkältungszeit. Jedes Jahr breiten sich grippale Infekte aus. Ausgelöst werden sie von Viren und Bakterien. Die meisten Infekte verlaufen vergleichsweise harmlos. Es gibt jedoch auch schwere Infektionskrankheiten, die zu einer Lungenentzündung führen können, in der Fachsprache Pneumonie genannt.

In diesem Jahr kommt es zu vielen speziellen Fällen von Lungenentzündungen, der sogenannten atypischen Pneumonie. Vor allem Kinder und Jugendliche sind davon betroffen. Ausgelöst werden sie vom Mycoplasma pneumoniae: einem Bakterium aus der Gruppe der Mykoplasmen.

Was sind Mykoplasmen und was macht sie so gefährlich?

Mykoplasmen sind besonders kleine Bakterien. „Deshalb dringen sie ganz tief in die Lunge ein“, erklärt Prof. Dr. Felix Herth, Medizinischer Leiter der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg. Anders als viele Bakterien haben sie keine Zellwand. Deshalb können sie mit herkömmlichen Antibiotika wie Penicillin, die genau dort angreifen, nicht bekämpft werden.

Die Mykoplasmen befallen die Lunge und vermehren sich dort sehr langsam. Es dauert recht lange, bis die Erkrankung ausbricht. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Eindringen der Erreger und Auftreten der ersten Symptome, liegt etwa bei ein bis drei Wochen. „Meistens nimmt die Erkrankung einen schleichenden Verlauf“, erklärt der Mediziner. Es bleibt bei eher milden Symptomen. Manchmal kann eine Infektion mit Mykoplasmen jedoch auch sehr schwerwiegend sein und zu einer atypischen Lungenentzündung führen.

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Symptome einer Mykoplasmen-Infektion

Die meisten Ansteckungen mit Mycoplasma pneumoniae verlaufen in der Regel sehr mild. In vielen Fällen würden die Betroffenen noch nicht einmal Symptome bemerken. Bei anderen verursachen die Bakterien grippeähnliche Symptome. Dazu gehören:

  • Hals- und Kopfschmerzen

  • Husten

  • Fieber

  • Müdigkeit

  • Gliederschmerzen

Bei Kindern und Jugendlichen können zudem Durchfall, Erbrechen oder Keuchen auftreten.

Behandlungsmöglichkeiten bei einer Mykoplasmen-Infektion

Bei starken und lange anhaltenden Symptomen sowie einer diagnostizierten atypischen Lungenentzündung wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. „Mit einem Antibiotikum, das auch Mykoplasmen mit abdeckt“, so der Experte.

Das ist jedoch selten der Fall. Die meisten Infektionen mit Mykoplasmen sind vergleichsweise harmlos und müssen nicht therapiert werden. „Meistens bekommt es das Immunsystem jedoch von alleine geregelt“, sagt Prof. Dr. Felix Herth. Bei milden Symptomen helfen die gängigen Hausmittel wie bei jeder anderen Grippe auch.

Also: ausruhen, viel schlafen, ausreichend trinken – am besten Wasser und Tee. Gegen den Husten können Lutschpastillen helfen. Inhalationen mit Salzwasser helfen bei verstopften Nasen. Bei akuten Beschwerden helfen auch Nasensprays. Aber bitte nicht übertreiben, denn Nasensprays können süchtig machen. Bei Kopfschmerzen können Sie auch auf Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure zurückgreifen.

Wie ansteckend sind Mykoplasmen?

Mykoplasmen verbreiten sich typischerweise durch Tröpfcheninfektion. Durch das Atmen, Husten oder Niesen gelangen die Bakterien in die Luft. Mykoplasmen gelten dabei als besonders ansteckend. Da die Inkubationszeit sehr lange ist, tragen auch viele vermeintlich gesunde Menschen den Erreger mit sich herum und verbreiten ihn. Dennoch besteht kein erhöhter Grund zur Sorge, da die meisten Infektionen mild verlaufen.

In diesem Jahr sind die Ansteckungszahlen weltweit allerdings besonders hoch. Als möglicher Grund dafür werden die verstärkten Hygienemaßnahme während der Corona-Zeit diskutiert. Viele Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass Maßnahmen wie Masken oder Abstandsregeln dazu geführt haben, dass die Mykoplasmen-Infektionen in den vergangenen Jahren stark gesunken sind. Dadurch könnte die Herdenimmunität abgenommen haben. Die Immunsysteme  haben sich vom Erreger entwöhnt. Nun kehren die Infektionen besonders stark zurück.

Allerdings weist der Experte daraufhin, dass Mykoplasmen-Infektionen seit jeher wellenförmig verlaufen. „Aktuell haben wir eine starke Welle“, erklärt er. Historisch gesehen trete diese alle vier bis fünf Jahre auf. Eine Möglichkeit dafür ist, dass sich die Bakterien verändern, sodass sie vom Immunsystem nicht mehr erkannt werden. Deshalb sagt er: „Es besteht kein Grund zur Panik.“ Die Corona-Zeit habe das möglicherweise verzögert – und damit für eine besonders starke Welle gesorgt.

Präventionsmaßnahmen: So schützen Sie sich vor Mykoplasmen

Wer sich vor einer Ansteckung mit Mykoplasmen schützen will, sollte die üblichen Hygienemaßnahmen einhalten. Dazu gehören:

  • Hygiene:

    Regelmäßig die Hände mit Seife waschen oder desinfizieren. Zu häufiges Händeschütteln vermeiden. Auch Türklinken, Haltegriffe in Bus und Bahn oder Bargeld sind echte Viren- und Bakterienherde. Fassen Sie sich daher so wenig wie möglich ins Gesicht, um Ihre Schleimhäute zu schützen.

  • Bewegung und frische Luft:

    Gehen Sie regelmäßig nach draußen: Bewegung an der frischen Luft härtet ab und beugt Infekten vor. Ständige Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus und macht sie anfälliger für Infektionen. Regelmäßiges Stoßlüften hilft.

  • Ernährung:

    Greifen Sie zu Obst und Gemüse mit einem hohen Vitamin-C-Anteil wie Grapefruits, Orangen, Paprika oder Kiwis. 

10 weitere Tipps, um das Immunsystem zu stärken, haben wir hier zusammengefasst.

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Krankheitswelle betrifft vor allem Kinder

Von der aktuellen Mykoplasmen-Welle sind besonders häufig Kinder und Jugendliche betroffen. Das ist der typische Verlauf. „Kinder bekommen häufiger Infektionskrankheiten, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgeprägt ist“, erklärt Prof. Dr. Felix Herth. Deshalb ist es nicht ratsam, ein Kind mit Atemwegserkrankungen in die Kita oder Schule zu schicken.

In den meisten Fällen sei eine Mykoplasmen-Infektion kein Grund zur Sorge. Diese verlaufe in der Regel vergleichsweise mild. Nur in besonders schweren Fällen kommt es zu einer atypischen Lungenentzündung. Das sei bei diesem Erreger glücklicherweise selten.

Um es nicht erst soweit kommen zu lassen, rät der Experte: Wenn ein Kind mehrere Tage mit hartnäckigem Husten zu kämpfen hat, sollte man unbedingt eine Arztpraxis aufsuchen. Ganz besonders, wenn sich ein chronischer Reizhusten entwickelt.

Risikogruppen: Für wen Mykoplasmen gefährlich sind

Wirklich gefährlich können die Bakterien dagegen für ältere Menschen oder diejenigen, die ein eingeschränktes Immunsystem haben, werden.

Bei diesen führen Mykoplasmen deutlich häufiger zu einer Lungenentzündung. Das Immunsystem kann die Erreger nicht so gut bekämpfen. Sie sollten deshalb besonders gut vor einer Infektion geschützt werden.

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Veröffentlicht am 16.12.2024

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