Warum nehmen nur so wenige Mitarbeitende Bildungsurlaub?
Bildungsurlaub nehmen nur wenige Prozent aller Arbeitnehmenden. Das hat verschiedene Gründe:
Zum einen liegt das an der Unwissenheit der Mitarbeitenden bezüglich der genauen Voraussetzungen und dem Prozedere der Antragstellung.
Zum anderen ranken sich um das Thema Bildungsurlaub einige Mythen und Vorurteile, sowohl auf Seiten der Arbeitgebenden als auch der Belegschaft:
Viele Vorgesetzte hören beim Wort Bildungsurlaub nur die letzte Silbe "-urlaub". Sie sehen lediglich, dass Mitarbeitende in dieser Zeit nicht zur Verfügung stehen, müssen sich ggf. mühsam um Ersatz kümmern und denken, dass das Ganze im Grunde ja "einfach nur ein paar weitere Urlaubstage" sind.
Freude über die Wissbegierde von Mitarbeitenden ist jedenfalls eher selten. Das mag auch daran liegen, dass der Arbeitnehmende die Kerninhalte des Bildungsurlaubs weitestgehend selbst bestimmen kann – im Gegensatz zu verpflichtenden Fortbildungen im Rahmen des Jobs.
Aus diesen Gründen wird Bildungsurlaub auch Bildungszeit oder Bildungsfreistellung genannt, um den Eindruck zu vermeiden, die Zeit würde im Grunde nur der Erholung und nicht beruflicher oder politischer Weiterbildung dienen.
Mitarbeitende befürchten eben genau diese Gedankengänge bei der Chefin oder beim Chef. Sie wollen nicht in Ungnade fallen oder gehen davon aus, dass ihr Antrag ohnehin abgelehnt wird. Da das Thema Bildungsurlaub in den Betrieben von Vorgesetzten meist nicht aktiv angesprochen oder gar gefördert wird, herrscht viel Unwissenheit ("Welche Weiterbildung soll ich als Dachdeckerin/ Raumausstatter/ Bäckerin/ Klempner denn nehmen? Da gibt es nichts!"). Zudem fragen sich Mitarbeitende: "Was werden die Kollegen sagen?"
Judith Kraus von der Handwerkskammer ergänzt: "Die Gründe sind vielfältig: keine passenden Angebote, Kollision mit betrieblichen Erfordernissen oder schlichtweg mangelndes Interesse des Arbeitnehmenden."