Nikotinbeutel im Trend: Wie gefährlich ist der Tabakersatz?

Redaktion
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Sie sehen harmlos aus, schmecken nach Minze oder Mango und verschwinden ganz easy im Mund – kein Rauch, kein Gestank, kein Problem? Nikotinbeutel sind aktuell voll im Trend, aber eben auch gefährlich. Warum? Das erfährst du hier.

Das hast du in der Innenstadt bestimmt schon einmal gesehen: Rund um Mülleimer oder Aschenbecher liegen kleine, weiße „Kissen“ auf dem Boden. Sie sehen ein bisschen aus wie kleine Teebeutel. 

Was so harmlos aussieht, sind Nikotinbeutel – auch Pouches oder Nicopods genannt. Die sind aktuell im Trend. Warum? Viele Menschen nutzen sie als Ersatz für Zigaretten. Sie enthalten jede Menge Nikotin und können dir ein echtes Hochgefühl verleihen.

Doch im Gegensatz zu Zigaretten stinken sie nicht. Sie schmecken nach Mango, Limette oder Minze und können immer und überall genutzt werden. Das macht sie nicht nur bei Sportlerinnen, Sportlern oder Influencerinnen und Influencern beliebt.

Dennoch solltest du dir nicht einfach einen Nicopod nach dem anderen in die Wangen schieben. Denn sie können nicht nur süchtig, sondern auch krank machen.

Was sind Nikotinbeutel?

Die Nikotinbeutel bestehen aus Pflanzenfasern. Innen sind Substanzen, die Nikotin enthalten. Wenn du dir ein Pouch in den Mund steckst, gelangt das Nikotin direkt in deinen Blutkreislauf – und dann ganz schnell weiter ins Gehirn. Dort setzt es seine Wirkung frei: Es macht dich wach und gibt dir für kurze Zeit einen Push. 

Genau das macht die Nicopods so beliebt: Sie enthalten enorm viel Nikotin. Das fanden sogar Expertinnen und Experten, die sich mit der Wirkung beschäftigt haben, heftig: „Wir waren überrascht, dass der Konsum einiger Produkte sogar zu einer höheren Nikotinaufnahme im Vergleich zur Zigarette führte“, sagt Dr. Tobias Rüther, Leiter der Tabakambulanz am LMU Klinikum München. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Risikobwertung (BfR) hat die LMU untersucht, wie stark die Nikotinbeutel sind.

Das heißt: Wenn du dir das nächste Mal einen Nikotinbeutel zwischen Lippe und Zahnfleisch klemmst, ist das ungefähr so, als würdest du sechs Zigaretten auf einmal rauchen. 

Achtung: Nikotinbeutel dürfen auf keinen Fall gekaut oder geschluckt werden. Das kann lebensgefährlich sein.

Deshalb nennt man die Pouches auch Nikotinersatzprodukte. Übrigens genau wie E-Zigaretten.

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Der Unterschied zwischen Nikotinbeutel und Zigarette

Viele Leute sagen: Es ist kein Zufall, dass Nikotinbeutel und E-Zigaretten immer beliebter werden. Immer weniger Menschen rauchen Zigaretten. Auch in Deutschland. Deshalb haben sich die Hersteller neue Wege überlegt, um Geschäfte zu machen. 

Der Vorteil der neuen Produkte ist klar: Sie müssen nicht verbrannt werden. Deshalb enthalten sie auch keinen Tabak. Das macht sie angeblich gesünder, ohne, dass die Wirkung darunter leidet.

Das heißt allerdings noch lange nicht, dass die Nikotin Pouches unbedenklich sind. 

Potenzielle Risiken und Nebenwirkungen von Pouches

Rauchen zerstört nahezu jedes Organ in deinem Körper. Damit macht es dich krank. Das Risiko für viele Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder einen Schlaganfall steigt enorm an. Nikotin Pouches oder E-Zigaretten sollen hier die gesündere Alternative sein, denn sie enthalten angeblich viel weniger Schadstoffe. 

Damit senden die Herstellerfirmen eine Message: Auch, wenn du nicht rauchen willst, musst du nicht auf Nikotin verzichten. Es gibt sogar eine gesündere Alternative dafür.

Doch auch wenn Nikotinbeutel keinen Tabak enthalten, sind sie nicht harmlos. Das hat das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer Studie herausgefunden. Die Expertinnen und Experten warnen besonders Kinder und Jugendliche vor Nicopods. „Jegliche Form des Nikotinkonsums stellt für Personen, die bislang weder rauchen noch anderweitig Nikotin konsumieren, eine Steigerung des gesundheitlichen Risikos dar.“

Das heißt: Auch Nikotinbeutel oder E-Zigaretten schaden deiner Gesundheit.

Nikotin ist ein Nervengift. Es macht dich nicht nur süchtig, sondern auch krank. Wenn du schon als Kind oder im Jugendalter Nikotin in so großen Mengen zu dir nimmst, können sich deine Organe und dein Gehirn nicht so gut entwickeln wie normalerweise. Das gilt übrigens schon für Säuglinge im Mutterleib.

Diese Menschen sollten auf keinen Fall Nikotin konsumieren:

  • Schwangere und Stillende

  • Kinder und Jugendliche

  • Menschen mit Vorerkrankungen

  • Nichtraucherinnen und Nichtraucher

Die Studie der LMU zeigt, dass Nikotinbeutel ganz schnell süchtig machen. „Neben der Entwicklung einer Abhängigkeit von Nikotin ist natürlich auch der Einstieg in das Konsumieren weiterer Nikotinprodukte oder Tabakzigaretten stark zu befürchten“, sagt Dr. Andrea Rabenstein.

Sie sind sozusagen eine leichte Einstiegsdroge. Wenn du mit Nicopods anfängst, greifst du womöglich auch schneller zu anderen Drogen – weil sich dein Gehirn an das Highgefühl gewöhnt. Irgendwann reicht der Kick von Nikotin dann vielleicht nicht mehr aus.

Ein ganz anderes Problem ist: Die Nikotin Pouches gibt es noch nicht lange auf dem Markt. Deshalb können auch Ärztinnen und Ärzte nicht sagen, welche Schäden sie in deinem Körper anrichten, wenn du sie über einen langen Zeitraum zu dir nimmst. Sie sind sich jedoch schon sehr sicher, dass neben Nikotin auch krebserregende Stoffe in den weißen Päckchen stecken. 

Auch in deinem Mund passieren eklige Dinge, wenn du dir regelmäßig einen Nikotinbeutel unter die Lippe klemmst: Der starke Mundgeruch ist dabei noch das kleinste Problem. Deine Zähne können verfaulen. Dein Zahnfleisch und deine Mundschleimhaut nutzen sich ab. Und irgendwann fallen dir dann vielleicht sogar die Zähne aus.

Mit Nikotin ist es zudem das gleiche wie mit Alkohol. Wenn du viel auf einmal davon nimmst, dann ist es zu viel für deinen Körper. Er bekommt eine Überdosis. Darauf reagiert er mit:

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Atemnot

  • Krämpfen

  • Kopfschmerzen

  • Herzrasen

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Rechtslage: Sind Nikotinbeutel in Deutschland legal?

Jetzt wird es ein bisschen kompliziert: Die Situation in Deutschland ist nicht ganz leicht. Der Konsum von Nikotinbeuteln ist nicht verboten. Der Verkauf allerdings schon. 

Das liegt daran, dass die Nikotinbeutel nicht als Tabakprodukte oder als tabakähnliches Produkt eingestuft sind. Stattdessen hat man sie 2021 in die Kategorie „Lebensmittel“ gepackt.

Wie der Name schon sagt, sind Lebensmittel Dinge, die du zum Leben brauchst. Deshalb dürfen das keine Sachen sein, die deiner Gesundheit schaden. Lebensmittel dürfen also zum Beispiel kein Nikotin enthalten. Da in Pouches aber sehr viel Nikotin steckt, dürfen sie in Deutschland nicht verkauft werden. Zumindest eigentlich.

Expertinnen und Experten warnen vor Nikotinbeuteln

Der Verkauf von Nikotinbeuteln ist nicht überall verboten. In anderen Ländern kannst du sie ganz normal im Supermarkt kaufen. Das findet die Suchtexpertin ganz und gar nicht gut. In Österreich sind sie zum Beispiel bereits massiv an Schulen verbreitet.

Auch der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert will nicht, dass die Pouches in Deutschland verkauft werden dürfen. „Ich sehe die große Gefahr, dass diese Produkte innerhalb kürzester Zeit Tausende von Jugendlichen nikotinabhängig machen würden“, sagt er.

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Nikotinbeutel sind kein gesunder Zigarettenersatz

Für die Expertinnen und Experten steht deshalb fest: Die Nikotinpäckchen für den Mund sind keine gute Alternative zum Rauchen.

„Nikotin, ob in Tabak, E-Zigaretten oder eben Nikotinbeuteln, hat nachweislich ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Wer früh im Leben raucht, wird später leichter süchtig sein. Das gilt für Nikotin, egal ob geraucht, verdampft oder unter die Lippe gepackt“, sagt beispielsweise Politikerin Linda Heitmann. Nikotinbeutel seien alles andere als harmlos. Deshalb sollte die Tabakindustrie auch nicht so tun, als wären sie besser für die Gesellschaft als Zigaretten.

Also: Wenn dir auf der nächsten Party ein weißes Päckchen aus einer bunten Dose angeboten wird, solltest du zweimal darüber nachdenken, ob du dir das wirklich in den Mund schieben willst. Auch, wenn es nur ein scheinbar harmloser Nikotinbeutel ist.

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Veröffentlicht am 13.03.2025

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