Karrierechancen für Frauen im Handwerk
Das Handwerk bietet jungen Frauen zahlreiche Möglichkeiten, sich beruflich zu entwickeln und durchzustarten. Hier ein Überblick über die verschiedenen Etappen und Möglichkeiten, die eine Karriere im Handwerk bietet:
Ausbildung: Je nach gewähltem Beruf dauert die Ausbildung im Handwerk zwischen 2 und 3,5 Jahren. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung erhalten die Auszubildenden ihren Gesellinnenbrief und sind offiziell Gesellin.
Meistertitel: Früher mussten Gesellinnen in der Regel mindestens 3 Jahre Berufspraxis vorweisen, bevor sie sich zur Meisterprüfung anmelden konnten. Heute ist diese Wartezeit nicht mehr notwendig. Auch die Teilnahme an einem Vorbereitungskurs an einer Meisterschule ist inzwischen nicht mehr verpflichtend, aber dennoch ratsam, da dieser optimal auf die Prüfung vorbereitet. Die Weiterbildung zum Meister dauert in Vollzeit etwa 1 bis 2 Jahre. Mit dem Meistertitel erhalten Absolventinnen automatisch den Titel „Bachelor Professional“, der einem akademischen Bachelor gleichgestellt ist, jedoch einen beruflichen Abschluss darstellt.
Aufstiegsfortbildung zur Betriebswirtin: Wer den Meisterabschluss in der Tasche hat, erhält die Möglichkeit, sich zur Geprüften Betriebswirtin (HwO) fortzubilden. Diese Qualifikation, auch „Master Professional“ genannt, nimmt in Vollzeit etwa 6 Monate in Anspruch und ist dem akademischen Masterstudium gleichgestellt. Die Weiterbildung bereitet optimal auf die wirtschaftliche Führung eines Handwerksbetriebes vor.
Unternehmertum: Nach erfolgreich abgelegter Prüfung zur Betriebswirtin ist frau sowohl fachlich als auch kaufmännisch bestens darauf vorbereitet, einen eigenen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen. Wie so ein Generationenwechsel im Handwerk erfolgreich gelingen kann, zeigen Tischlermeisterin Jule Rombey und Dachdeckermeisterin Sophia Lewe.
Karriereturbo durch Studium: Alternativ zu all diesen Etappen bieten duale und triale Studiengänge die Möglichkeit, noch schneller ans Ziel zu kommen. Diese Studiengänge kombinieren eine praktische Berufsausbildung mit einem akademischen Bachelorabschluss. Im trialen Studium, das etwa 5 Jahre dauert, wird zusätzlich der Meistertitel erworben. Ein duales Studium im Handwerk ohne Meistertitel dauert dagegen nur 3 Jahre. Voraussetzung für beide Studienformen ist die Fachhochschulreife, die entweder durch das Abitur oder eine entsprechende Berufsausbildung mit Berufserfahrung erlangt werden kann.
Das Handwerk bietet also eine Fülle von Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Noch unsicher, welcher Weg der richtige ist? Unser Artikel „Nach der Ausbildung studieren – oder doch den Meister machen?“ hält noch weitere Details zu den verschiedenen Karrieremöglichkeiten im Handwerk bereit.
Gut zu wissen: Der Meistertitel ohne Gesellenbrief kommt!
Im Februar 2024 hat das Bundeskabinett beschlossen, dass Personen mit langjähriger Berufserfahrung auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung die Möglichkeit erhalten sollen, die Meisterprüfung abzulegen. Dazu können sie bei der Handwerkskammer eine Art „Validierung“ ihrer Fähigkeiten beantragen, welche bestätigt, dass diese dem Gesellenniveau entsprechen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Bewerberinnen und Bewerber mindestens eineinhalbmal so lange wie die reguläre Ausbildungsdauer in ihrem Beruf tätig gewesen sein müssen. In den vergangenen Jahren wurde diese Möglichkeit bereits in vereinzelten Modellprojekten erprobt. Zukünftig soll sie flächendeckend bundesweit eingeführt werden.