Werte verändern vieles positiv, etwa das Verhalten der Mitarbeitenden untereinander sowie im Umgang mit Kundschaft und Geschäftspartnerinnen und -partnern. Doch wie können Betriebsinhabende Werte im Unternehmen definieren und erfolgreich leben? Experte Klaus Dettmar von der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gibt Tipps aus der Praxis.
Handwerksbetriebe sind heutzutage nicht bloß Organisationen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten. Viele besitzen eine einzigartige Kultur und Werte, die das Verhalten von Mitarbeitenden und Führungskräften beeinflussen. Ein Experte verrät, warum Werte im Betrieb so wichtig sind und warum eine positive Unternehmenskultur den Unternehmenswert steigert.
Unternehmenswert und Werte in Unternehmen: Das sind die Unterschiede
Werte sind grundlegende Überzeugungen. Sie sind die Basis für Entscheidungen im Betrieb und geben Orientierung in schwierigen Situationen. Im Unternehmenszusammenhang definieren Werte, was für das Unternehmen wichtig ist und wie sich seine Mitarbeitenden sowohl unternehmensintern als auch gegenüber Kundinnen und Kunden verhalten.
Unser Experte Klaus Dettmar differenziert noch feiner, denn der Begriff Unternehmenswert hat zwei Bedeutungen: Neben den hier behandelten ideellen Werten gibt es auch den tatsächlichen (monetären) Wert eines Unternehmens, der zum Beispiel beim Verkauf relevant wird. Um diesen Unternehmenswert zu kalkulieren, sind Umsätze, Kundenstamm oder Maschinen zu berücksichtigen.
Doch mittlerweile zählt noch mehr dazu. Es werden Fragen gestellt wie: Welches Personal ist vorhanden? An welchen Unternehmenswerten orientieren sich die Mitarbeitenden? Wie steht es um die Unternehmenskultur? Ein instabiles Klima im Betrieb kann bei Veränderung durch Verkauf und Übernahme zu Fluktuation führen. Das ist ein Risiko für Übernehmende, das sich negativ auf den Verkaufswert auswirken kann.
Wie können Handwerksbetriebe Werte definieren?
Werte im Betrieb sind äußerst wichtig, da sie Mitarbeitenden Orientierung beim Handeln und Entscheiden geben. Werte können außerdem Vertrauen, Motivation und Loyalität der Mitarbeitenden fördern. Denn Mitarbeitende, die sich im Betrieb wertgeschätzt fühlen, identifizieren sich mit dem Unternehmen, was sich wiederum positiv auf das Firmenimage und den Umgang mit Kundinnen und Kunden auswirkt.
Inspiration bei der Wertefindung bieten zum Beispiel die Ziele Ihres Betriebes, aber auch Befragungen der Mitarbeitenden oder die Werte von Mitbewerbern.
"Am Anfang steht die Frage, wie Zusammenarbeit im Betrieb stattfinden soll", erläutert Experte Klaus Dettmar. "Dabei sollten Sie Grundprinzipien festlegen und Leitsätze formulieren: Welche Betriebskultur wollen wir leben? Wie und in welcher Form wollen wir die Unternehmensziele erreichen? Wie offen wollen wir miteinander kommunizieren?"
Auch Geschäftsidee, Vision und Strategie zur Platzierung im Markt spielen eine Rolle bei der Definition eigener Unternehmenswerte. Diese sollten Sie unbedingt zusammen mit den Mitarbeitenden herausarbeiten, damit die Unternehmenswerte später auch gelebt werden und nicht bloß zu hohlen Phrasen verkommen.
Welche Vorteile haben Unternehmenswerte für Handwerksbetriebe?
Werte sind nicht nur abstrakte Begriffe, sie können auch nicht von heute auf morgen einfach festgelegt und umgesetzt werden. Es ist ein längerer Prozess, bei dem die Werte im Arbeitsalltag von Betriebsinhabenden, Führungskräften und Mitarbeitenden vorgelebt und gelebt werden müssen. Durch die Definition, das Festlegen und aktive Leben von Werten formt sich dann eine Unternehmenskultur.
Vor allem als Chefin oder Chef haben Sie eine Vorbildfunktion und Sie sollten Werte vorleben. Mitarbeitende morgens nicht zu grüßen oder im Umgang mit Mitarbeitenden und Lieferanten einen rauen Ton anzuschlagen, kann Ihrem Firmenimage nachhaltig schaden. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Beschäftigten und Auszubildenden, bauen Sie Vertrauen und Wertschätzung auf, etwa mit Team- oder Firmen-Events, einem offenen Austausch oder Lob.
Klaus Dettmar ergänzt, dass Führungskräfte ihre Mitarbeitenden "mitnehmen" sollten, ihr Verhalten sollte richtungsweisend sein. Ratsam ist auch eine Art "Qualitätsmanagement der Firmenkultur" einzuführen, das die Unternehmenswerte regelmäßig anpasst und ergänzt.
Eine Unternehmenskultur, die auf solchen Werten basiert, hat mehrere Vorteile:
Mitarbeiterbindung:
Durch eine klare Wertedefinition können Mitarbeitende motiviert werden, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Eine starke Unternehmenskultur kann auch dazu beitragen, die Fluktuation zu reduzieren. Mitarbeitende bleiben länger in einem Unternehmen, in dem sie sich wohlfühlen und eine Verbindung zu dessen Werten haben – auch ohne den obligatorischen Obstkorb.
Recruiting:
Eine positive Unternehmenskultur kann dazu beitragen, talentierten Nachwuchs anzuziehen. Menschen möchten schließlich für ein Unternehmen arbeiten, das ihre Überzeugungen widerspiegelt. Damit der Wertekanon auch gesehen wird, sollten die Unternehmenswerte gut sichtbar auf der Website platziert werden und auch auf der Job-Seite Erwähnung finden.
Orientierung:
Wenn die Werte des Unternehmens definiert sind und im Vordergrund stehen, weiß jeder und jede Einzelne, wie er bzw. sie sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. Das bietet Orientierung und Stabilität.
Effektivität:
Wenige Reibungspunkte bedeuten einen größeren Betriebsfrieden, ein effektiveres Arbeiten und mehr Zeitgewinn. Diese Ruhe in der Firma ermöglicht es allen im Team, sich und ihr Handeln mehr auf die Sachthemen zu fokussieren und Krisen besser durchzustehen.
Unternehmenswert:
Eine gute Unternehmenskultur erhöht – z. B. im Falle des Verkaufs – den tatsächlichen Wert des Unternehmens, denn ein gutes Betriebsklima fördert motivierte Mitarbeitende und Stabilität.