Vorurteile über Inklusion
Frau Greskamp, warum sind so viele Unternehmen noch immer gehemmt, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderung einzustellen?
Dagmar Greskamp: Das sind oftmals festgesetzte Vorurteile, dass Menschen mit Behinderung nicht leistungsfähig und häufiger krank seien. Beides ist nicht der Fall: Im letzten Jahr hatten wir als Teil des Inklusionsbarometers auch eine Umfrage gemacht, in der 80 Prozent der Unternehmen sagten, dass sie keine Leistungsunterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sehen.
Auf unserem YouTube-Kanal gibt es ein sehr schönes neues Video, das zeigt, welchen Vorurteilen Menschen mit Behinderungen bei der Jobsuche so begegnen. Zu häufig wird man auf die Behinderung reduziert und das, was man an Fähigkeiten und Persönlichkeit mitbringt, findet dann gar keinen Raum mehr.
Man sieht auch häufig eine Pauschalisierung, die beispielsweise zutage tritt, wenn Unternehmen Inklusion probieren und es nicht klappt: Da heißt es dann manchmal „Das mach ich nie wieder!“, wo ich dann denke: Naja, lag das wirklich daran, dass du jemanden mit Behinderung eingestellt hast, oder war es einfach eine Frage der Qualifikation. Oder es hat es schlicht persönlich nicht gepasst?
Auch in diesem Beispiel wird die Behinderung als Faktor viel höher bemessen als die fachliche und persönliche Ebene. Dabei sollte bei einer Anstellung und bei der Bewertung der Zusammenarbeit eigentlich diese entscheidend sein.
Dann gibt es natürlich auch Berührungsängste, dass man nicht weiß, wie man das Thema angeht, und manchmal ist es auch ein Matching-Problem: Unternehmen wissen nicht, wo sie geeignete Menschen mit Behinderung finden, und diese wiederum beschweren sich, dass sie keinen Job finden …