Psychische Erkrankungen vom Stigma befreien
Immer mehr Menschen ergeht es wie Frank Müller. Laut der Fehlzeitenanalyse der IKK classic ging im Jahr 2020 jeder sechste Arbeitsunfähigkeitstag auf das Konto psychischer Erkrankungen – mehr noch als im Vorjahr. Aber auch wenn sie die zweithäufigste Ursache für Fehlzeiten darstellen, werden sie gerade in der Berufswelt noch immer häufig als Tabuthema abgestempelt.
Um aus einer Angststörung, Depression oder einem Burn-out wieder zurück in den Berufsalltag zu finden, brauchen Betroffene jedoch die Hilfe ihres Arbeitsumfelds. Etwas, das sich in manchen Unternehmen schwierig gestaltet. "Gerade in kleinen Handwerksbetrieben bestehen oft Berührungsängste seitens der Führungskräfte und Mitarbeitenden", weiß Klaus Leuchter, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung der Betrieblichen Eingliederung (esa e.V.). „Doch um erkrankte Arbeitnehmende auch langfristig wieder zu integrieren, sollten ihnen Arbeitgebende unterstützend zur Seite stehen." Er plädiert dafür, dass Führungskräfte für den Umgang mit psychischen Erkrankungen sensibilisiert und geschult werden. Dafür geht Klaus Leuchter selbst in die Betriebe, informiert und leistet Aufklärungsarbeit.
Zwar ist ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) für Arbeitgebende verpflichtend, sobald Angestellte länger als sechs Wochen innerhalb eines Jahres wegen einer Krankheit ausfallen – doch es bringt einige juristische Feinheiten mit sich. Im Vordergrund steht immer die Gesundheit der Betroffenen und wie deren Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt und erhalten werden kann. Um BEM-Prozesse ordnungsgemäß durchzuführen, bietet der esa-Verein seine Hilfe an. Das Ziel: Handwerkerbetrieben das nötige Wissen zu vermitteln, um Betroffenen den Weg zurück ins Berufsleben zu ebnen.