Gelassenheit lernen: Wie Sie Ihren Ärger überwinden können

Redaktion
IKK classic

Kilometer langer Stau, der Zug kommt mal wieder zu spät: Solche Alltagssituationen können uns ganz schön auf die Palme bringen. Mit diesen Tipps können Sie Gelassenheit lernen.

Unser Alltag ist häufig dominiert von Stress. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten. Zwischendurch noch schnell das Handy checken. Dort prasseln meist schlechte Nachrichten auf uns ein – oder es warten zig unbeantwortete Mails oder Kurznachrichten.

Die täglichen Anforderungen können uns schnell aus der Balance bringen: Sei es im Beruf oder Privatleben. Der Druck wird gefühlt immer größer. Dazu haben in den vergangenen Jahren diverse Krisen das Leben vieler Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht.

All das löst Stress aus. Wir fühlen uns überfordert, werden ungeduldig oder machen uns Sorgen, mit der Situation nicht mehr klarzukommen. Das schlägt nicht nur aufs Gemüt und sorgt für schlechte Laune. Daraus kann auch schnell eine innere Haltung werden. Und letztlich sogar krank machen. Denn, wer ständig unter Strom steht, brennt schneller aus. Die Gefahr für ein Burn-out steigt an.

Mann läuft alleine am Ufer eines Flusses.

Psychische Gesundheit: Wissenswertes über Burn-out, Depression & Co.

Hier erfahren Sie mehr rund um psychische Erkrankungen und wie die IKK classic Sie begleitet, damit Sie mental gestärkt durch den Alltag gehen.

Weshalb uns Alltagssituationen auf die Palme bringen können

Der Verkehr staut sich wie immer Kilometer lang. Der Zug kommt wieder zu spät. Der Lieblingsverein hat erneut ein Spiel verloren. Solche Alltagssituationen können einen ganz schön auf die Palme bringen.

Es ist in Ordnung und menschlich, sich manchmal über solche Dinge aufzuregen. Zum Problem wird es allerdings dann, wenn wir uns zu sehr oder zu häufig in Kleinigkeiten hineinsteigern. Dann entwickelt sich der kurze Ärger zu einem ergebnislosen Prozess. Die Wut dreht sich im Kreis.

Wenn wir uns ärgern, steigt der Blutdruck an. Die Muskeln sind angespannt. Der Körper sorgt dafür, dass wir kurzzeitig auf Hochtouren kommen. Nach außen zeigt sich das möglicherweise in einer Wut-Reaktion.

Das sollte jedoch kein Dauerzustand sein. Denn jedes Mal, wenn wir gestresst sind oder uns aufregen, sind wir psychisch und physisch angespannt. Das kann im schlimmsten Fall zu Depressionen oder einem Burn-out führen. Auch der Körper leidet darunter. Symptome wie Magen-, Verdauungs- oder Herzprobleme können auftreten.

Negative Emotionen: Warum wir uns so leicht provozieren lassen

Besonders in Momenten, in denen unsere Emotionen bereits aufgewühlt sind, verlieren wir die Beherrschung. Dabei ist die wütende Reaktion oftmals nichts anderes als ein Automatismus. Wir haben uns schlichtweg angewöhnt, in bestimmten Situationen auf diese Weise zu reagieren.

Ob wir eher gelassen oder aufbrausend sind, ist nicht angeboren. Das Verhalten entwickelt sich. Das beginnt bereits in der Kindheit. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • In welchen sozialen Verhältnissen ein Kind aufwächst

  • Welche Art der Kommunikation zu Hause stattfindet

  • Wie die Eltern auf stressige Situationen reagieren

  • Wie Gefühle und Emotionen kommuniziert werden

Im Laufe des Lebens kommen immer weitere Faktoren hinzu:

  • Persönliche Eigenschaften wie Selbstbewusstsein oder Zufriedenheit

  • Das soziale Umfeld

  • Bildung

  • Emotionale Reife

  • Die berufliche Situation

  • Einschneidende Erlebnisse

  • Psychische Belastungen

Wenn Sie mal wieder wegen einer Kleinigkeit an die Decke gehen, kann es also sein, dass dieses kleine Ereignis eine tief verankerte emotionale Reaktion ausgelöst hat. Das sind sogenannte Trigger.

Meistens steht Wut dabei im Zusammenhang mit anderen Emotionen wie Schmerz, Angst oder Trauer. „Alle Emotionen, die wir verdrängen, bahnen sich irgendwann ihren Weg in unser Bewusstsein“, sagt Psychologin Dorothee Asmus-Timm. „Das passiert immer dann, wenn unsere Abwehr aus verschiedenen Gründen brüchig wird.“

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Sorgen und Unzufriedenheit sind schlecht für die Gesundheit

In einer Studie haben wir gemeinsam mit dem rheingold Institut untersucht, wie Vorurteile und Diskriminierung mit persönlichen Ängsten und Unsicherheiten zusammenhängen.

Nur noch 29 Prozent der befragten Menschen haben dabei angegeben, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Angesichts der andauernden Krisen auf der Welt macht sich jeder Mensch Sorgen. Das ist ganz normal und verständlich. Es kommt jedoch darauf an, wie wir damit umgehen. Unsere Studie hat gezeigt: Während manche Menschen offen und konstruktiv auf Krisen reagieren, verfestigen sich bei anderen immer mehr Ablehnung, Ängste und Vorurteile.

Ein Beispiel: Mehr als die Hälfte der Menschen, die starke Vorurteile haben, empfinden ihr Gehalt als ungerecht. Bei Menschen, die weniger Vorurteile haben, ist es gerade Mal ein Drittel. Dabei verdienen beide Gruppen im Durchschnitt gleich viel.

Das liegt daran, dass Menschen mit einem gesunden sozialen Umfeld und einer gefestigten Persönlichkeit besser mit Problemen und Frustration umgehen können. Sie denken in Lösungen und versuchen, ihre Probleme anzugehen. Denn sie haben gelernt, dass sie sich selbst aus ihrer Angst befreien können.

Andere Menschen sind mit diesen Situationen schlichtweg überfordert. Sie fühlen sich ohnmächtig. Sie flüchten sich dann möglicherweise in Ablehnungsmuster oder schieben die Schuld auf andere. Doch solange wir emotional gefangen sind oder uns in Schuldzuweisungen verstricken, können wir keine Lösungen entwickeln.

Ständige Sorgen und Unzufriedenheit können auch unsere Gesundheit ins Wanken bringen. Das äußert sich unter anderem in:

Jetzt die Studie herunterladen
  • Schlafproblemen

  • Einem geschwächten Immunsystem

  • Konzentrationsschwierigkeiten

  • Reizbarkeit

  • Psychischen Probleme bis hin zu Depression oder Burn-Out

Nach Untersuchungen der Brown University wirkt sich Feindseligkeit noch negativer auf das Herzinfarktrisiko aus als Übergewicht, Rauchen oder erhöhte Blutfettwerte. Die zunehmend feindselige Stimmung in unserem Land ist also nicht nur ein soziales Problem, sondern auch eine potenzielle Gesundheitskrise.

Vorurteile und Diskriminierung überwinden

Die IKK classic packt an, wenn sie ein Problem erkennt. Denn: Wir wollen gesund machen. Dazu gehört auch, sich aktiv gegen Vorurteile und Diskriminierung zu stellen. Denn sie sind nicht nur ein gesellschaftliches Problem, sondern auch ein medizinisches. Mehr zur aktuellen Studie

Gelassenheit lernen: Der Weg zu einem glücklicheren Leben

Einer der bekanntesten Grundsätze in der Psychologie lautet:

„Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Zu akzeptieren, dass wir viele Dinge im Leben nicht beeinflussen können, ist ein großer Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung. Was wir dagegen beeinflussen können, ist die Art, wie wir auf solche Ereignisse reagieren. „Selbst wenn wir einiges im Leben nicht ändern können, können wir trotzdem versuchen, für uns zu sorgen“, so lautet ein bekanntes Zitat von Psychologin Adelheid Gassner-Briem. „Ich kann den Regen nicht stoppen, aber ich kann mich mit einem Regenschirm schützen.“

Wenn Sie also das nächste Mal merken, dass die Wut in Ihnen hochkocht, atmen Sie tief durch und stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Weshalb ärgere ich mich gerade?

  • Was löst den Ärger in mir aus?

  • Ist es die Situation wert, dass ich mich darüber aufrege?

  • Hat das Problem wirklich persönliche Folgen für mich?

  • Kann ich die Situation beeinflussen?

  • Was kann ich tun, um die Situation zu verändern?

Wenn Sie sich diese Fragen stellen, werden Sie feststellen: Häufig können wir ausgerechnet die Dinge, über die wir uns so sehr ärgern, nicht beeinflussen. Manchmal muss man solche Situationen einfach akzeptieren, wie sie sind – oder konstruktiv an Lösungen arbeiten.

Tipps für mehr Gelassenheit im Leben

Gelassener durch den Alltag zu gehen, können Sie glücklicherweise sogar trainieren. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Doch schon kleine Schritte können eine große Veränderung mit sich bringen. Diese Tipps können Ihnen dabei helfen:

  • Trigger herausfinden: Beobachten Sie, welche Situationen bei Stress oder Wut auslösen. Versuchen Sie herauszufinden, wieso davon gereizt werden.

  • Entspannungstechniken: Entspannung können Sie ganz gezielt trainieren. Beispielsweise durch Yoga, Atemübungen, Meditation oder autogenes Training.

  • Verschnaufpausen: Nicht jede Nachricht muss umgehend beantwortet werden. Nicht jede Push-Mitteilung verdient Aufmerksamkeit. Auf ein Meeting muss nicht sofort das nächste folgen. Verschaffen Sie sich gezielte Auszeiten. Beispielsweise durch einen Spaziergang in der Mittagspause.

  • Stress abbauen: Powern Sie sich beim Sport aus. Das ist ein hervorragendes Mittel, um Stress oder Wut ganz gezielt abzubauen. Das Gleiche gilt auch für Ausflüge in die Natur.

  • Kommunikation: Sprechen Sie mit anderen Menschen über Ihre Sorgen und Gefühle.

  • Nehmen Sie sich Zeit: Die sogenannte Me-Time. Diese Zeit sollten Sie für sich selbst nehmen. Tun Sie, was Ihnen gefällt: ein Buch lesen, kochen, Freunde treffen, ein Bad nehmen oder Kaffee trinken.

Wenn hinter den Wutanfällen oder anderen Verhaltensweisen tiefer verwurzelte Probleme stecken, können diese auch im Rahmen einer Therapie aufgearbeitet werden. „Man sollte sich immer dann Hilfe von außen holen, wenn man selbst das Gefühl hat, dass es sinnvoll sein könnte“, sagt Psychologin Dorothee Asmus-Timm. „Wenn man Zweifel daran hat, das alleine schaffen zu können und wenn man merkt, dass man im Alltag einen Leidensdruck entwickelt.“

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Veröffentlicht am 14.02.2025

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